Kapitel 43 - Silberklinge

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Wie immer vor den Ferien standen eine Menge Tests auf dem Plan, sodass ich meine freie Zeit zum Lernen nutzte, bis mein Kopf rauchte. Dadurch war die Suche und Recherche meiner Raven-Dragoni-Theorie erst einmal auf Eis gelegt, ebenso wie die Sache mit Maras Gedächtnislücke. Doch da ich von Blake Hampton etwas über meinen Vater erfahren hatte und Mara die Sache nicht mehr so sehr zu belasten schien, stellte ich die Aufklärung hinten an. Irgendwann würden wir schon herausfinden, wer da unbedingt wollte, dass ich nichts über die herausgefundenen Dinge meines Vaters während seiner Zeit bei Raven Dragoni erfuhr. Und so merkwürdig es sich anhören mochte, im Moment waren mir meine Noten wichtiger. Vor allem meine Mathenote, die sich zwar gebessert hatte, aber trotzdem noch auf der Kippe stand. Ich musste Mr. Harris beweisen, dass ich doch kein so hoffnungsloser Fall war, wie er (fälschlicher Weise) annahm. Wieder und wieder ging ich deswegen mit Ethan, unserem Genie, die Aufgaben aus dem Unterricht durch. Er erklärte es mir mit einer Engelsgeduld bis ich es schließlich raffte.

„Danke!", seufzte ich. „Du bist ein Schatz."

Verlegen winkte er ab und sammelte die Sachen zusammen. Ich stopfte meine Bücher in die Tasche und erhob mich.

„Bis nachher", sagte ich, stand auf und schlängelte mich durch die Bücherregale zum Ausgang der Bibliothek. Dort setzte ich mich auf eine Steinstufe und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Es war abgemacht, dass Will mich abholte und wir dann zusammen ein bisschen spazieren gingen doch mein Freund tauchte nicht auf. Ärgerlich schulterte ich zehn Minuten später meine Tasche und stemmte die Hände in die Seite.

„Wo steckt dieser Kerl?", fragte ich mich und klopfte mir den Staub von der Hose. In letzter Zeit verbrachte er sehr viel Zeit damit, Derek zu helfen. Ich akzeptierte das, doch irgendwann reichte es auch. Wenn er jetzt wegen irgendwelcher Waffen unsere Verabredung vergessen hatte, dann konnte er sich aber auf was gefasst machen. Entschlossen marschierte ich Richtung Turnhalle und tatsächlich drang schon aus der Ferne das Klirren von Schwertern an mein Ohr.

„Ich glaub es ja nicht", murmelte ich zu mir und betrat die Halle.

„Will!", rief ich gegen das Klirren an und verschränkte die Arme vor der Brust, doch er schien mich nicht zu hören. Derek war nirgends zu sehen.

„WILL!" Hatte er es auf den Ohren? Kurzerhand rief ich meine Magie und holte ihn mit einem Windstoß von den Füßen. Mit verdutztem Gesicht fiel er auf seinen Allerwertesten und sein Blick fiel auf mich.

„Hannah, was machst du hier?" Er rappelte sich auf die Beine und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Sein schwarzes Haar klebte im Nacken und in dem glänzenden Kampfanzug sah er einfach verboten gut aus. Doch ich blendete diese Tatsache aus, was ehrlich gesagt nicht einfach war.

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", entgegnete ich kühl und sah ihn vielsagend an. Es dauerte genau drei Sekunden bis bei ihm der Groschen fiel und seine eisblauen Augen weiteten sich. Wenigstens hatte er den Anstand, schuldbewusst auszusehen.

„Es tut mir leid", meinte er und kam auf mich zu. „Ich hab es total vergessen."

„Tja, das habe ich gemerkt." Es würde nicht schaden, ein bisschen die Beleidigte zu spielen.

„Hey, nicht böse sein", raunte er und zog mich an sich. Ich schürzte die Lippen, mir seiner Nähe wohlbewusst.

„Störe ich?"

Dereks Stimme ließ uns erschrocken auseinanderfahren und ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde.

„Nein", antwortete Will entspannt, während ich am liebsten Ja geschrien hätte.

„Hallo Hannah", begrüßte er mich freundlich.

„Hi", erwiderte ich knapp und konnte es mir nicht verkneifen, dem Kampflehrer einen bösen Blick zuzuwerfen. Schließlich war es auch seine Schuld.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt