Kapitel 37 - Harry Potter und Husten

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Ob die Kopfschmerzen Nachwirkungen der verrückten Nacht gewesen waren oder Vorboten einer Welle von Erkältungen, das blieb offen.

Ich jedenfalls berichtete Will und auch Ethan wie versprochen von dem Gespräch mit Blake Hampton. Die beiden machten ein Gesicht, als hätten sie noch nie etwas Verrückteres gehört, sodass Mara und ich schließlich in Gelächter ausbrachen.

Auf die dann folgende Frage, wer denn nun wirklich hinter den Angriffen steckte, konnte ich nur ratlos mit den Schultern zucken. Wir spekulierten eine Weile, verwarfen aber jede Idee sofort wieder, denn niemand konnte sich vorstellen, wer zu so etwas fähig war. Insgeheim dachte ich immer wieder an Raven Dragoni, doch der war im Grunde eine Gestalt aus vergangenen Zeiten. Trotzdem ließ mich sein Name nicht los. Doch wie sollte er unbemerkt auf den Campus gelangen und dann auch noch wie ein Geist agieren? Das war nahezu unmöglich. Es sei denn, Geister existierten wirklich und so einer Trieb hier sein Unwesen.

So verbrachten wir den Nachmittag in der Bibliothek, redeten viel, auch wenn nicht viel dabei herauskam und beschlossen nach dem Abendessen, bei dem die Gerüchteküche über Direktorin Freys Entlassung nur so brodelte, im Haus meiner Mum einen gemütlichen Filmeabend zu veranstalten. Netterweise überließ meine Mutter uns das gesamte Wohnzimmer und erlaubte uns sogar, da wir garantiert über die Nachtruhe hinaus gucken würden, dort zu übernachten. So trafen wir uns um zwanzig Uhr in Jogginghosen bei meiner Mum, quartierten uns auf dem ausgeklappten Sofa ein und Mara und ich überredeten die Jungs zu einem Harry-Potter-Marathon. Ich kuschelte mich an Will und während Harry von Professor McGonagall aufgerufen wurde, um vom Sprechenden Hut in ein Haus eingeteilt zu werden, fielen mir bereits die Augen zu. Im Halbschlaf bekam ich zwischendurch noch mit, wie Will und Ethan sich flüsternd über Professor Quirrell ausließen, bevor ich endgültig einschlief.

„Wer wechselt die DVD?" Die Frage drang irgendwann an mein Ohr und ich blinzelte verschlafen. Helles Licht fiel in den Raum und ich streckte mich.

„Ach, sie mal, wer da von den Toten auferstanden ist", hörte ich Will sagen und setzte mich auf.

„Wie spät ist es?", murmelte ich.

„Halb zehn."

Dann erst sah ich zum Fernseher und zu Ethan, der gerade Teil fünf aus der Verpackung holte.

„Habt ihr etwa die gesamte Nacht durchgeguckt?", wollte ich wissen und Will nickte.

„Warum hast du mir nie erzählt, wie genial diese Filme sind?" Ich schmunzelte. Seine Augen leuchteten begeistert, obwohl sie vor Müdigkeit ganz klein waren.

„Also ich bin irgendwo bei Teil zwei eingeschlafen", meldete Mara sich schlaftrunken zu Wort und gähnte herzlich. Niemand von uns schien wirklich Lust zu haben, aufzustehen oder gar zurück zur Akademie zu laufen, weswegen wir einfach liegen blieben und weiterguckten. Zwischendurch brachte meine Mum uns lächelnd Frühstück und ich hätte sie dafür umarmen können, wenn Wills Arme nicht so gemütlich gewesen wären. Stattdessen schenkte ich ihr ein dankbares Lächeln, das sie mit einem Augenzwinkern quittierte.

„Deine Mutter ist wirklich ein Schatz", nuschelte Mara mit vollem Mund nur einige Minuten später und strich sich noch etwas Sirup auf die goldbraunen Pancakes.

„Ich weiß", erwiderte ich und genoss den süßen Geschmack des Teiges.

Als wir schließlich auch den siebten Teil komplett zu Ende geschaut hatten, scheuchte meine Mutter uns mit den Worten: „Genug gefaulenzt! Ihr habt bestimmt noch Hausaufgaben zu machen!" aus dem Haus und wir stöhnten vierstimmig auf. Hausaufgaben an einem Sonntagnachmittag waren absolut keine Freude, doch was getan werden musste, musste nun mal getan werden. Viele der anderen Schüler schienen überraschender Weise ähnlich zu denken und so war die Bibliothek entsprechend voll, während wir mehr oder minder konzentriert unsere Texte schrieben.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt