Kapitel 10

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A I D E N

Mit klein gemachten Augen und zusammengezogenen Augenbrauen schüttle ich mein Kopf. „Sie lügt.", stelle ich fest und mustere meinen Bruder, wie er sie wieder mal in Schutz nimmt.

„Warum sollte sie? Alles was sie sagt, passt zu dem was wir gesehen haben.", fuchtelt er jetzt mit den Händen und zieht ebenfalls ein verwirrtes und unverständliches Gesichtsausdruck. Ich lege den Stift zwischen meinen Fingern auf den Tisch und stehe langsam vom Stuhl auf. Begebe mich dann an die große Fensterfront hinter mir und blicke auf ganz San Francisco herab.

„Sie wohnt alleine, hat nicht gerade viel Geld und ein guten Job und dazu kennt sie uns nichtmal, Aiden.", führt er fort. Aufmerksam höre ich zu und beobachte dabei die Vögel, die über die hohen Gebäuden fliegen.

Kann sein, dass dies alles möglicherweise stimmen mag, doch es muss noch lange nicht heißen, dass sie nicht mehr in Kontakt mit ihnen ist, wie sie behauptet. Es kann auch alles geplant sein, damit wir genauso denken. Und wenn das so sein sollte, werde ich es am Ende des Tages nicht riskieren und wie Liam darauf reinfallen.

„Ich glaube ihr nicht. Sie weiß, dass Ethan lebt. Sie macht uns was vor.", spreche ich meine Gedanken aus, während ich mich zu ihn wende und mich hinter mein großen Stuhl stelle.

Liam scheint aber nicht überzeugt zu sein und wie auch immer sie das geschafft hat, aber es sieht wohl so aus, als hätte sie ihn komplett bekehrt mit ihren Schauspielkünsten. Das gefällt mir ganz und gar nicht.

Er schüttelt seinen Kopf und legt seine Hand auf den Schreibtisch ab. „Aiden du hättest sie sehen müssen, als ich ihr meinte, dass er noch lebt. Sie macht uns nichts vor... sowas kann man nicht vortäuschen."

Seine Naive Art nervt mich langsam und ich drohe gleich sauer zu werden. Scheinbar vergisst er, dass dieses Mädchen eine verteufelte Morgan ist. Wenn er weiter so macht, dann versaut er uns noch alles. Mag schon sein, dass sie unschuldig wirkt und mit ihren großen, runden rehbraunen Augen, die immer voller Tränen gefühlt sind, einen Leid tut, aber andererseits frage ich mich, wo die Barschheit und Kälte bleibt, die ich ihn beigebracht hatte.

„Okay, nehmen wir mal an, sie weiß von nichts und macht uns nichts vor. Wobei kann sie uns dann überhaupt noch behilflich sein?", frage ich Liam und setzte mich wieder hin. Kurz erwische ich ihn wie er seine Augen verdreht und sich an die Stirn reibt, nur um mir dann seine verwirrende Denkweise richtig zu erklären. „Aiden", sagt er und blickt mich starr an. „Das einzige was Adeline nur machen muss, um uns zu helfen, ist sich wieder ihrer Familie zu nähern.", führt er fort und kommt dem Tisch näher, während er seine Brauen hochzieht und mich erwartungsvoll betrachtet. Doch ich rege mich nicht. Ich warte, dass er weiter spricht. Denn Liam's Ideen sind zwar oftmals vollkommen beschissen, aber häufig bringt er mich zum staunen.

Er seufzt, bevor er weiter spricht. „Sie wird unser Spion in dieser Familie." Seine Stimme ist leise geworden und sein Blick viel intensiver. Für paar Sekunden stelle ich mir diesen Gedanken fabelhaft vor und ich bin beinahe dabei zu grinsen, doch gleichzeitig ist es viel zu einfach. Liam hat wohl eine Sache vergessen. „Das ist ihre Familie, Liam. Sie wird die erste Gelegenheit nutzen, um ihnen alles zu erzählen. Ich denke nicht, dass sie auf unsere Seite sein wird, falls das, was sie erzählt hat überhaupt stimmt.", kontere ich, dabei schüttele ich mein Kopf und gucke meinen Bruder an, der weiter diskutieren will und fasziniert ist von sein Plan.

„Aber Aiden, sie will doch selber nichts mit ihrer Familie zutun haben. Es ist anscheinend was zwischen ihnen vorgefallen und das können wir gut ausnutzen. Wir müssen sie nur davon überzeugen auf unsere Seite zu sein."

Während Liam versucht mich umzustimmen und zu überreden, schweifen meine Gedanken zu etwas anderem.

Eine Sache würde ich nämlich gerne verstehen. Wieso hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie?

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