Kapitel 31

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A D E L I N E

Vertieft in meinen Gedanken beobachte ich die Wellen des Ozeans. Sie gehen bergauf und bergab und kommen an den weiten Klippen an, wo sie dann zerschellen. Die Sonne geht langsam unter und spiegelt sich in dem weiten Ozean und lässt ihn in einem hellen Licht glänzen. Es ist etwas windig und mit jeder Welle, die auf uns zukommt, wird es immer kühler, dennoch ist mir nicht kalt.

Möglicherweise ist mir aber nur warm, da Aiden's Hand auf meine Hüfte ruht und seine tiefe Stimme immer wieder in mein Ohr dringt, während er mit meinen Eltern redet. Er hat seine Hand genau da platziert, wo er seine Finger Nachts reingegraben hatte. Die Stelle kribbelt schon die ganze Zeit, wenn er mich berührt und lässt mein Unterleib unangenehm zusammenziehen.

Bis jetzt habe ich kein Wort mit Aiden gewechselt, geschweige denn ihn überhaupt in die Augen geschaut. Genauso wie mit Daniel, dessen blicke ich schon die ganze Zeit auf mir spüre. Sie lassen mich verkrampfen und ständig schlucken, was Aiden neben mir sicherlich mitbekommt.

Kalea ist heute nicht mitgekommen, da sie wohl mit ihren Freundinnen schon länger verabredet war und sie zusammen essen gehen wollen. Mir ist es ganz recht so, denn ihre unerträgliche und nervenzerreißende Stimme, könnte ich heute ehrlich nicht gebrauchen.

„Adeline, mein Schatz... du bist die ganze Zeit schon so ruhig. Geht es dir immer noch nicht gut?"
Einige Male blinzle ich und reiße meine Augen von dem bezaubernden Ozean, um dann in die braunen Augen meiner Mutter zu schauen. Sie sieht besorgt aus und zieht ihre Augenbrauen fragwürdig zusammen. Ich zwinge mir ein leichtes Lächeln auf meine Lippen, als ich vom Augenwinkel aus sehe, wie Aiden nun auch zu mir runterschaut und seine Finger auf meine Haut sich zu bewegen beginnen. Mit seine Fingerkuppen fängt er leicht an Kreise zu malen, was er mittlerweile immer macht, um mir irgendwelche Zeichen zu geben.

Seine sanften Berührungen bescheren mir eine Gänsehaut am ganzen Körper und als ich gerade dabei bin zu antworten, kommt mir der Mann neben meiner Mutter zuvor. „Ach Christina, du kennst doch unsere Tochter. Sie redet doch sonst auch nie viel." Er lacht rau und nimmt sich dann einen großen Schluck von seinem Glas. Sofort zerfällt mein Lächeln ineinander, während ich hastig wegschaue und meine Hände zusammenballe. Vielleicht sollte er sich mal fragen, warum ich kaum rede und die meiste Zeit nur still dasitze. Schließlich wurde ich nicht stumm auf die Welt gebracht.

„Ist sie bei dir auch immer so leise, Aiden?", fragt meine Mutter wieder und kichert. Aiden's Brust, an der ich mit meinem Arm beinahe schon angelehnt bin, beginnt zu vibrieren und gleich darauf entfernt er seine Hand von meiner Hüfte, um sie dann auf meinem Oberarm zu legen. „Am Anfang war es ziemlich schwer, aber mittlerweile bekomme ich sie kaum leise."

Wow, tatsächlich bin ich jedes Mal aufs neue erstaunt, wie gut er lügen kann. Wie aus der Pistole rausgeschossen fallen ihn immer wieder neue Sachen ein, die selbst ich nahezu glauben würde.
Aiden befestigt seinen Griff und drückt ein wenig zu, während er mich näher an sich ranzieht und mein Arm leicht auf und ab streichelt.
Auf meine Lippen ziert sich allerdings weiterhin kein Lächeln mehr, sowie auch den Rest des Abends. Ständig redeten nur Aiden und meine Eltern. Ab und zu wurde ich wieder gefragt, ob alles okay mit mir sei und warum ich nicht reden würde, doch es war immer wieder die gleiche Antwort.
„Mir geht es nicht so gut."

Mir ist bewusst, dass Aiden es mir diesmal höchstwahrscheinlich nicht gelten lassen wird und böse Konsequenzen später auf mich zukommen werden. Ob es mir aber egal ist? Ja, das ist es tatsächlich. Denn ich habe die Schnauze voll und alles was noch passieren könnte, wird nicht ansatzweise so schlimm sein, wie wenn ich mit diesen Mann an einem Tisch sitze. Was habe ich also noch zu verlieren?

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