Kapitel 57

921 54 7
                                    

A  D  E  L  I  N  E

Der Wagen kommt endlich zum stehen. Nach einer langen und stillen Fahrt. Die Stimmung zwischen mir und Aiden ist nicht angespannt, doch auch nicht gerade prickelnd. Ich schaue aus dem Fenster und betrachte das große Haus genauer. Modern, teuer und irgendwie auch mysteriös. Vielleicht liegt das aber auch an die zwei Männer, die an der Nähe der Haustür stehen und nichts tun, außer in die Leere zu starren.

Als ich noch bei Mom und Daniel gelebt hatte, waren solche Männer ebenfalls immer vor der Haustür. Etwas, was ich nie verstanden habe. Schließlich war er nicht der Präsident oder irgendein berühmter Star, dass er sowas unbedingt nötig hatte.

„Stehen die immer da?", breche ich nun das Schweigen und schiele zu Aiden, der dabei ist, die Autotür zu öffnen. Fragend schaut er mich an. „Du meinst die Männer dort?" Nickend schnalle ich mich ab.

„Nein, die stehen nicht immer da. Nur wenn ich sie benötige.", erklärt er und lehnt sich komischerweise wieder in den Sitz. Seine Augen werden von der Müdigkeit umgeben und auch seine Stimme klingt irgendwie erschöpft. Als hätte er die letzten drei Nächte kein Auge zugedrückt.
„Wenn du sie benötigst?", wiederhole ich irritiert, worauf er diesmal nickt. Wofür benötigt er sie gerade?

„Ich hätte nicht wissen können, ob Daniel's Männer hinterherkommen würden. Ich stehe nicht so auf Überraschungen."

Ah, stimmt. Daniel... da war ja was.

Automatisch wandert mein Blick zu seine Verletzungen. Verdammt wieso fühle ich mich schuldig?

„Tut das weh?" Der Drang in mir, Aiden näher zu kommen und ihn seine weichen Haare wieder aus dem Gesicht zu streichen, macht mich irre. Eine Weile lang starrt er mich an und beinahe hätte ich gedacht, ich habe diese Worte nur in meinen Gedanken ausgesprochen. Bis er seinen Kopf schüttelt. In der gleichen Sekunde zischt er allerdings schmerzerfüllt auf, weshalb ich ebenfalls das Gesicht verziehe. „Kopfschmerzen?", erkundige ich mich, doch Aiden winkt nur wieder ab.

Mir ist bewusst, dass er mir seine schwache Seite nicht zeigen will und es ihn sicherlich schlimmer geht, als es von außen scheint.

„Lass uns reingehen."

Zuerst steigt er aus dem Auto, gefolgt von mir und wir schlendern gemeinsam auf die Haustür zu.
„Mr Harris ihr Besuch erwartet sie schon drinnen.", sagt einer der riesigen Bodyguard's, gerade als wir rein wollten. Abrupt bleibt Aiden stehen und schaut ihn verständnislos an. „Welcher Besuch? Und wieso lässt ihr jemanden rein, wenn ich gar nicht hier bin?", fragt er und wird mit jedem Wort lauter. Unbewusst mache ich einen kleinen Schritt zurück und schlucke. Nicht nur mich schüchtert die plötzliche Wut von Aiden ein, sondern auch die zwei vor uns.

„Es tut uns leid, wir dachten sie erwarten die kleine Mrs Harris. So sind wir es gewohnt.", meldet sich der andere und von Aiden's Gesicht weicht der Zorn in der selben Sekunden noch weg.

Die kleine Mrs Harris? Warum nennen sie sie „klein"?

„Was? Warum ist sie - scheiße... heute ist Freitag!", redet er plötzlich mit sich selbst und reißt die Augen auf. Prompt dreht er sich zu mir und ich glaube tatsächlich Nervosität in seinen Augen zu erkennen. Nervosität und Überforderung.

„Einer von euch nimmt Mrs Morgan und fährt sie-", bevor Aiden seine Anweisung weiterführen konnte, wird die Tür schwungvoll geöffnet. Ein junges, hübsches und vor allem sehr gereiztes Mädchen tretet hervor und funkelt Aiden böse an. Nicht sehr lange, denn als sie mich bemerkt öffnet sich ihr Mund.

Ähm... ich vermute, ich bin hier echt fehl am Platz.

„Du hast mich nicht wie versprochen abgeholt, all meine Anrufe ignoriert und mich drei ganze Stunden hier alleine rumhocken lassen, weil du ein Date hattest?"

F E A R Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt