Kapitel 65

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A  D  E  L  I  N  E

„Mrs. Morgan möchte Mr. Harris sprechen."

„Mr. Harris hat klar und deutlich gesagt, dass sie hier nicht mehr herkommen darf."

Das Gespräch zwischen den zwei Männern ist das letzte was mich gerade interessiert. Denn das einzige was ich hier möchte, ist es einfach nur zu Aiden zu gehen.

„Ich werde Bescheid geben. Wartet hier.", sagt er und wirft mir noch einmal einen prüfenden Blick zu. Ganz zappelig und immer noch mit den tausend fragen in meinem Kopf warte ich also. In der Zwischenzeit versuche ich weiterhin brennend nach einer Antwort zu suchen. Denn das muss sicherlich ein Missverständnis sein. Ein Missverständnis, das ganz ganz missverstanden wurde.

Wieso sollte er mich gehen lassen? Wieso würde er mich einfach nach Hause lassen, ohne wenigstens eine Drohung. Ohne sich zu vergewissern, dass ich die Klappe halte.

Nach einer gefühlt endlosen Wartezeit kommt der Mann zurück, sein Gesicht ernst. „Mr. Harris möchte Sie nicht sehen. Er bittet, dass sie gehen.", sagt er monoton. Und während sein Ausdruck eben ausdruckslos ist, muss meins gerade einem verdutzten Fragezeichen gleichen. Perplex blinzle ich und gerade, wo der Mann neben mir zu sprechen beginnen will, handle ich ohne weiter zu zögern. Ich dränge mich an ihnen vorbei und betrete das Haus.

Die beiden Männer laufen mir hinterher und versuchen mich aufzuhalten, doch es lässt mich nicht bremsen. Je näher sie mir kommen, desto schneller werde ich und nach nur wenigen Sekunden befinde ich mich schon im riesigen Wohnzimmer, in dem Aiden tatsächlich auf dem Sofa sitzt.

Verwirrung und gleichzeitig auch Wut empfangen mich in seinem Gesicht und ich schlucke, als ich zum stehen komme.

Seine Augen liegen auf mir, meine allerdings betrachten den Boden, der mit Scherben übersät ist. Der Tisch ist kaputt und Alkohol liegt auf dem Boden.

Was zur Hölle war hier los?

Ich höre, wie sich die zwei hinter mir bei Aiden entschuldigen und ihm erklären, dass sie mich nun hinausbringen würden. Aber bevor dies geschehen kann, winkt Aiden überraschenderweise ab. „Schon in Ordnung. Ihr könnt gehen.",

Seine Stimme klingt zwar anders, jedoch ist sie es wonach ich mich die letzten drei Monate am meisten gesehnt habe. Mein Herz schlägt automatisch höher.

Mit einem Gefühl der Unsicherheit und einem Wirbel von Emotionen betrachte ich ihn genauer.

Dunkle Schatten unter den Augen. Ein Bart, der nicht gerade gepflegt aussieht und Klamotten, welche nicht zu einem Montag Abend für Aiden Harris gewöhnlich sind.

„Was willst du hier?", fragt er plötzlich und zieht mich wieder in die Realität.

Was ich hier will? Er meint das ja wirklich ernst. Es ist also kein Missverständnis? Verdammte kacke!

„Wieso lässt du mich gehen?", frage ich und komme somit direkt auf dem Punkt.

Aiden zieht die Augenbrauen zusammen, ehe er von seinem Glas zu mir hochsieht. „Solltest du nicht froh sein?" stellt er eine Gegenfrage, über die ich selbst gar nicht nachgedacht habe. „Warum bist du hier, Adeline? Sogar Micky ist schon Zuhause.", sagt er völlig verständnislos. Doch das ist nicht alles, was seine tiefe Stimme umhüllt. Es ist Schmerz. Und ich bin mir sicher, dass es der gleiche Schmerz ist, welcher mir die Tränen hochjagt.

Er schaut mir in die Augen und wartet auf eine Antwort. Eine Antwort, die ich leider nicht besitze. Denn ich weiß selbst nicht, wieso ich hier vor ihm stehe und mich von seinen trüben Augen schwächen lasse, anstatt endlich nach Hause zu rennen und versuchen alles zu vergessen, was die letzten verdammten Monate passiert ist.

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