Kapitel 55

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A D E L I N E

Das laute knistern und das Rauschen im Hintergrund, lenkt mich ab. Es lässt mich immer wieder in den Zeilen verrutschen und komischerweise macht es mich nervös. Ein Teil von mir hatte gedacht, dass diese Angst erloschen wäre. Dass das Feuer nun kein Feind meiner Furcht mehr wäre, doch wie es aussieht habe ich mich getäuscht. Am liebsten würde ich einen der zwei Männer, welche vor der Tür stehen, darum bitten, dieses Kamin zu löschen. Schließlich haben wir fast schon Sommer und es ist noch nicht einmal kalt. Doch meine Scheu zwingt mich dazu die Klappe zu halten und mich einfach nur so weit wie möglich von dem Feuer zu entfernen. Und außerdem funktioniert der Strom in dieser Hütte nicht und so langsam wird es hier dunkel.

Seufzend gebe ich auf und lege das Buch zur Seite. Es vergeht eine Weile, in der ich gedankenverloren den Kamin anstarre.
Ich höre, wie die Flammen flüstern. Wie das Feuer brodelt und saust. Wie es tanzt und die trockenen Hölzer um sich verschlingt.

Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals und ich versuche ihn angestrengt runterzuschlucken. Erfolglos.

Für Sekunden schließe ich meine Lider, um dann meinen Kopf zu schütteln, um dadurch vielleicht auf andere Gedanken kommen zu können.
Doch plötzlich überkommt mich ein ganz komischer Drang. Es macht mich unsicher und nervös, lässt mich schlucken und am liebsten würde ich die schreiende Stimme in mir abstellen, aber es geht nicht. Die schreiende Stimme, welche mir sagt, ich solle zum Feuer laufen. Dass ich mich überwinden soll und dadurch sicherlich nicht umkommen werde.

Ich suche nach der protestierenden Stimme, die mir sagt, dass das eine bescheuerte Idee ist und ich das sofort vergessen soll. Komischerweise höre ich sie aber nicht.

Wie von alleine wollen meine Beine von dem Sofa runter und ich kann dagegen nicht einmal Einspruch erheben. Das alte Holz knarzt unter meinen Füßen, als ich auf den Boden nun stehe. Dabei wird mir wie auf Knopfdruck heiß und ich bilde mir ein, mir würden Schweißperlen über die Stirn laufen.

Ich lasse die flackernden Flammen nicht aus den Augen, während ich weitere zwei Schritte ganz vorsichtig auf sie zu mache. Das unangenehme Kribbeln in meinem Bauch deutet auf ein schlechtes Zeichen und als die ersten Bilder in meinem inneren Auge auftauchen, halte ich abrupt inne.

Frustration macht sich in mir breit, was die Sicht vor mir verschwimmen lässt. Verärgert stöhne ich auf, während ich mein Gesicht in meine Hände vergrabe.

Wieso schaffe ich nichts? Ich kriege es ja nicht einmal hin, mich vor einem blöden Kamin hinzustellen.

„Du bist ein verdammter Angsthase, Adeline!", nuschele ich und und bin kurz davor, mich selbst zu verfluchen, als ich draußen etwas höre. Ich wische mir einmal über die Augen, ehe ich dann zur Tür starre. Ein monotones Brummen dringt in meine Ohren und lässt mich schlucken.

Wer ist das? Aiden meinte, dass keiner kommen würde und niemand diesen Ort kennt. Hat er mich an Daniel verraten? Nein, das würde er doch nicht machen... er hat mir versprochen, dass er nicht in meine Nähe kommen wird.

Die Angst in mir verstärkt sich, als das laute Geräusch erstarb und ich gleich darauf eine Autotür knallen höre. Wie versteinert stehe ich da, während meine andere Stimme, welche davor scheinbar am schlafen war und nun endlich erwacht ist, mir zuschreit ich solle mich verstecken. Und tatsächlich machen sich meine Augen schon auf der Suche nach einem guten Versteck in dieser kleinen Hütte. Sofa, Tisch, zwei Stühle und ein Kamin. Mehr ist in dem Raum leider nicht zu finden. Für eine Sekunde, schaue ich die Tür an, die zum Bad führt, doch dann fällt mir ein, dass das der erste Versteck ist, nach dem jeder Mörder Ausschau hält.

Überfordert mit der Situation bemerke ich erst jetzt, dass von draußen Stimmen ertönen. Ich versuche zu lauschen, doch da verstummt das Gerede auch schon. Nun fangen alle Alarmglocken an zu läuten und so blöd das jetzt auch sein mag, ist das Bad, welches bestimmt gerade Mal zwei Quadratmeter ist, die einzig Sinnvolle Option.

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