Kapitel 33

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A D E L I N E

Das zwitschern der Vögel über den Ozean und auf den Bäumen dringt in meine Ohren. Es lässt mich einen Blick aus dem Fenster werfen und ich sehe, wie die Sonne nun langsam aufgeht. Richtig hell ist es allerdings immer noch nicht. Ein weiterer Blick auf die Uhr verratet mir, dass ich gerade mal paar Minuten meine Augen geschlossen hatte, da ich wieder einmal keinen richtigen Schlaf genießen konnte. Es ist, wie als würde man viel Kaffee oder Energie Drinks trinken. Irgendwann ist man viel zu müde, doch dein blöder Verstand weigert sich einfach zu schlafen.

Seufzend wälze ich mich im Bett und streiche mir dann genervt über das Gesicht. Ich kann nicht leugnen, dass ich die meiste Zeit über an nichts anderes außer Aiden und seine Worte gedacht habe. Es wiederholt sich immer wieder vor mein inneres Auge, was geschehen ist. Wie ich auf dem Boden lag, er kam und mich hob, mich dann beruhigte und ich ihn von meinem schlimmsten Erinnerungen erzählt habe. Und dann... seine Sätze, die sich in mein Gehirn eingebrannt haben.

Kinder können nichts grausames tun. Ihre unbefleckte Unschuld und Barmherzigkeit hütet sie vor Sünden und auch vor Versuchungen anderer.

Sein trauriger Ausdruck, dieses schmerzhafte Lächeln und dieser Funken in seinen Augen, als er es aussprach, es breitet mir eine komische Gänsehaut auf mein Körper. Und ohne, dass er es sagen muss, habe ich klar und deutlich gesehen, dass irgendwas ihn dazu brachte, so ein Satz auszusprechen. Aiden sprach aus Erfahrung, das stand fest. Irgendetwas schien wohl in seinem Kopf vorzugehen, als würde er sich an etwas erinnert haben, nur deswegen sah er so gebrochen aus.

Ich kann nichts für die aufkommende Neugier, denn jetzt mal ehrlich... ein angsteinflößender, hübscher Aiden Harris, den jedes Wesen zu respektieren scheint, nun gebrochen zu sehen, würde doch jedes Interesse wecken. Schließlich gehört es nicht zu seiner Alltagsmaske und dass ich nun unter diese Maske blicken durfte, erweckt in mir den schrecklichen Wissensdrang. Allerdings kann ich schwer zu Aiden hin spazieren und ihn einfach mal fragen: „Hey Aiden, du sahst bei unserem Gespräch ziemlich deprimiert und bedrückt aus. Was war denn los?"

Die einzige Antwort, die ich wahrscheinlich bekommen würde, wäre eine Faust ins Gesicht. Vielleicht auch ein Griff in den Haaren, womit er mich dann durch das Haus schleppt.

Okay Adeline, übertreib nicht!

Als ich nach weiteren Minuten müde einsehe, dass nichts aus dem Schlaf werden würde, egal wie lange ich es noch versuchen werde, begebe ich mich schleppend in die Toilette. Meine Augenringe sind deutlich zu erkennen und auch meine blasse Haut ist nicht zu übersehen. Neben der Tatsache, dass ich seit zwei Tagen nicht geschlafen habe, kommt auch hinzu, dass ich kaum gegessen habe. Der Appetit ist einfach nicht da, auch wenn mein Magen sich das ein oder andere mal beschwert, um mir das Gegenteil zu beweisen.

Ich stelle mich unter die kalte Dusche, um mich so hoffentlich etwas wacher zu bekommen und putze mir dabei die Zähne zur Erfrischung. Nachdem ich aus dem Bad rauskomme, suche ich mir etwas bequemes zum anziehen und schlüpfe direkt rein, ehe ich zögernd vor der Tür zum stehen komme.

Ich weiß nicht, warum ich plötzlich innehalte und erst einmal überlege, denn höchstwahrscheinlich schläft Aiden noch, also brauche ich doch gar keine Angst haben. Aber was ist, wenn er wach ist und ich nicht raus darf? Gestern Nacht hatte er komischerweise die Tür nicht abgesperrt. Ich beiße mir nachdenklich auf die Lippen und lasse meine Finger über die Türklinke zappeln.

Würdest du nicht rausdürfen, hätte er bestimmt abgeschlossen.

Ja, genau. Und in dem Zimmer bleiben, kann ich auch nicht mehr. Es raubt mir die Nerven und ich habe es ehrlich satt, ständig wie ein Tier in Zimmern eingesperrt zu werden. Mir fehlt die Freiheit!

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