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Felicita POV

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Felicita POV

,,Ich werde nie verstehen, wie man sich so fremd werden kann, wenn man sich einmal so nah war"

In der Ferne sehe ich einen kleinen Pavillon mit einer Kuppel aus Stäben, die kunstvoll verschlungen sind. Palmen und andere Gewächse wachsen am Wegrand und vermitteln das Gefühl, direkt in einem Dschungel zu sein. Die Sonne wärmt mich angenehm, dennoch ist mir innerlich kalt. Es duftet angenehm nach Blumen. Meine Klamotten sind immer noch feucht, aber der Regen war nach wenigen Minuten zu Ende. Ich fühle mich merkwürdig. Und das liegt wohl an der Person, die neben mir auf dem Kiesweg läuft. Ich sehe im Augenwinkel, dass Thomas mit den Worten ringt. Als würde er es merken, dass ich ihn anschaue, dreht er seinen Kopf in meine Richtung. Kurz halten wir Blickkontakt, dann ist der Moment schon wieder vorbei. Ich habe ihn gefragt, ob wir uns hier treffen können, um zu reden. Als er zugestimmt hat, bin ich von Alberto direkt hier her gekommen.

Mittlerweile haben wir den schönen Pavillon hinter uns gelassen. Kleine Beete strecken sich an meiner Linken aus. Die Hecken sind mühevoll in geometrische Formen geschnitten. Zwischendurch stehen Figuren aus weißem Stein in den Beeten. Wir gehen in Richtung eines künstlich angelegten kleinen See.

,,Es tut mir leid", sagt Thomas in die drückende Stille. Ich stoppe mitten auf dem Weg. Meine Füße sind festgewachsen, ich will ihn anschauen, fragen, was ihm leidtut. Aber ich kann ihn nicht ansehen. Nicht weil ich wütend bin, nein ich bin verletzt.

,,Weißt du...", fange ich nach einer Weile an zu sprechen. ,,...ich habe nach dir gesucht. Ich habe mir eingeredet, dass du mich auch suchen wirst, dass du mich nicht alleine lassen wirst. Ich habe mir gesagt, du wirst einen Grund haben, wieso du in dieser Nacht gegangen bist..." Meine Stimme ist leise und schmerzerfüllt. Schützend lege ich meine Arme um meinen Körper.

,,Ich dachte, dass du mich liebst...", meine Stimme bricht. ,,...weil ich deine Schwester bin." Der Klos in meiner Kehle platzt und ich fange an zu schluchzen. ,,Anscheinend habe ich mich geirrt", füge ich hinzu. Die Tränen laufen mir über die Wangen und versperren mir die Sicht.

Plötzlich spüre ich zwei starke Arme. Ich nehme den vertrauten Geruch von Thomas wahr. Er streichelt meinen Rücken und murmelt beruhigend vor sich hin. Nach einer Weile fängt er an zu sprechen: ,,Es tut mir so leid. Ich wünsche mir, ich kann dir zeigen, wie sehr. Damals war ich verletzt und dumm. Ich dachte, du wärst besser dran, ohne mich. Die Familie ist besser dran, ohne mich..."

Er richtet sich auf. Thomas ist ein Stück größer als ich, sodass ich zu ihm aufblicken muss. Er streicht mir über die Wangen. ,,Bitte Fee, hör auf zu weinen. Ich verspreche dir, ab heute werde ich dich nie wieder alleine lassen. Du bist doch meine kleine Schwester." Ich umarme ihn fester und beruhige mich langsam. ,,Ja", sage ich darauf ,,aber nur drei Minuten! Du bist nur um drei Minuten älter als ich", wiederhole ich unter Tränen lachend.

Wir setzen uns auf eine Bank und beobachten, wie eine Gruppe von Spatzen ein Bad nehmen. ,,Wie geht es dir und was machst du gerade?", fragt Thomas. ,,Willst du die offizielle Version hören oder die Richtige?" Verwirrt schaut er mich an und legt den Kopf schief. ,,Ich denke beide...", „offiziell bin ich seit kurzem verlobt. Seit drei Wochen bin ich zu meinem Verlobten Matteo Ricci gezogen und genieße mein Leben und plane die Hochzeit." Ich stoße die Luft aus und warte auf eine Bemerkung von Thomas. Als nichts kommt, fahre ich fort: ,,Aber eigentlich studiere ich an der RUFA Kunst und wohne bei Victoria, da ich... hmmmm, wie soll ich es am besten ausdrücken... aus meinem Wohnheimzimmer hinausgeschmissen wurde. Außerdem arbeite ich an einem Kunststand am Campo de Fiori. Dort habe ich Vic auch das erste Mal getroffen." ,,Tja, was sagt man dazu", bemerkt Thomas. ,,Meine Schwester hat sich durchgesetzt. Auch, wenn es nur heimlich ist. Ich bin stolz auf dich." Ich muss lachen.

Nachdem wir uns gefühlte Stunden unterhalten haben, runzel ich die Stirn. ,,Willst du eigentlich nicht wissen, wie es Mama und Papa geht?" Thomas Blick geht ins Leere. ,,Wie geht es, Mama?" Ich antworte und bemerke, dass er Papa nicht erwähnt hat. ,,Ihr geht es eigentlich ganz gut, glaube ich. Ich habe sie nur kurz gesehen. Aber sie sah müde aus......wieso bist du damals gegangen, Thomas?", frage ich leise. ,,Ich möchte nicht darüber reden." Die Antwort kommt schnell, wie aus der Pistole geschossen. Ich probiere, die Enttäuschung herunterzuschlucken, aber ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Mit heiterer Stimme fragt Thomas: ,,Anderes Thema. Was läuft da zwischen dir und Vic?" Obwohl es sehr offensichtlich ist, dass er ablenkt, reagiert mein Körper auf ihren Namen. Ich merke, wie sich meine Wangen erhitzen. ,,Nichts. Da läuft nichts. Wir sind Freunde und ich wohne nur bei ihr, bis ich etwas anderes gefunden habe." Meine Antwort kommt etwas zu schnell und ich verhaspele mich immer wieder.

Ich denke an unseren Kuss. Mir wird ganz heiß und in meinem Bauch fängt es an zu kribbeln. Thomas grinst wissend. ,,Nichts also. Na dann interessiert es dich bestimmt auch nicht, dass Victoria Single und wie es der Zufall will lesbisch ist." Ungläubig schaue ich ihn an. ,,Bist du dir da sicher?", frage ich nachdenklich nach. ,,Bist du in sie verliebt?", fragt Thomas ernst. Verliebt? Bin ich das? Ich kenne Victoria erst seit ein paar Tagen. Das ist eine zu kurze Zeitspanne, um sich in einen Menschen zu verlieben, oder? Aber irgendetwas zieht mich an Victoria an und lässt mich immer wieder an sie denken.

,,Keine Ahnung", sage ich schließlich. ,,Tu ihr nicht weh Felicita. Ich kenne Victoria seit wir Teenager waren, sie hat es verdient glücklich zu sein", antwortet Thomas. Ich spüre einen Stich in der Magengegend. Es ist Eifersucht. Ich bin eifersüchtig auf Victoria. Thomas kennt mich schon sein ganzes Leben lang. Er hätte so etwas nie zu mir gesagt, wenn er nicht weggegangen wäre. Eine weitere Frage drängt sich in meinen Kopf: ,,Wird es jetzt immer so zwischen uns sein?"

 Eine weitere Frage drängt sich in meinen Kopf: ,,Wird es jetzt immer so zwischen uns sein?"

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Malen in E-DurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt