Malen in E-Dur

~ 46 ~

Victoria POV

,,Erst war ich in dich verliebt, jetzt bin ich bei dir zu Hause."

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte die Zeit anhalten. Ich habe es immer noch nicht realisiert, dass wir den ESC gewonnen haben. Es war der unglaublichste Moment in meinem Leben.

Es war gleichzeitig der schönste Moment in meinem Leben, aber auch der schrecklichste. Mir spuckten nur drei Wörter im Kopf, als ich auf die Bühne gegangen bin. Und jetzt, Stunden später, nach dem ganzen Chaos habe ich die Worte immer noch nicht ausgesprochen. Nachdem klar war, dass wir, Maneskin, den ESC gewonnen haben, mussten wir erstmal ein ewig langes Interview halten und den Siegersong nochmals aufführen. Danach bin ich völlig erschöpft auf mein Hotelzimmer gegangen und habe mich umgezogen und abgeschminkt. Jetzt sitze ich mit Felicita am Pier und wir genießen den Abendwind, der mit unseren Haaren spielt. Unsere Hände sind miteinander verschränkt und dennoch haben wir uns noch nicht unterhalten. Wir genießen das Schweigen, auch wenn ich schon seit wir losgegangen sind, überlegt habe, wie ich es ihr sagen kann.

Die Sonne ist schon lange untergegangen und wir genießen die Dunkelheit. Es sind nur wenige Menschen unterwegs. Ich beobachte Felicita von der Seite. Ich räuspere mich. ,,Kaum zu glauben, was wir geschafft haben..." Sie nickt leicht. ,,Um ehrlich zu sein, konnte ich mich nicht wirklich auf das alles konzentrieren. Ich werde dich wahrscheinlich jeden Morgen bitten, mich zu kneifen, damit ich wirklich weiß, dass hier die Realität ist..." Felicta dreht ihren Kopf zu mir und ich versinke in ihren fliederfarbenen Augen. Sie sieht wunderschön aus, wie ein mystisches Wesen. ,,Willst du das denn? Jeden Morgen neben mir aufwachen?", fragt sie flüsternd.

Ich schlucke schwer. ,,Als ich auf die Bühne gerannt bin, konnte ich nur an eine bestimmte Person denken. Als wir gewonnen haben, wollte ich nur von einer bestimmten Person in den Arm genommen werden und selbst jetzt spuckt mir diese bestimmte Person in meinem Kopf herum. Und diese Person bist du..." ,,Ich liebe dich" ich schließe die Augen und habe Angst vor ihrer Reaktion. Sie hat zwar genau diese Worte zu mir gesagt, aber dazwischen ist so viel passiert. Was ist, wenn sie gar keinen Bock hat, mit diesem ganzen Ruhm, der jetzt auf uns zukommt, zurechtzukommen? Was ist wenn....

Ich spüre ihren heißen Atem auf meinen Lippen, bevor sie ihren Mund auf meinen legt. Ich öffne leicht meinen Mund. Ihre Zunge umschmeichelt meine. Sie vollführen einen Tanz...sinnlich und langsam. Mir wird ganz warm und ich explodiere fast vor Glück. Ich spüre ihre Hand an meinem Kinn. ,,Ich liebe dich auch", flüstert sie, nachdem sich unsere Lippen wieder voneinander gelöst haben.

Felicita schaut mich lächelnd an. Ich grinse zurück. Wir beschließen, die letzten Stunden in Rotterdam mit einem Spaziergang am Pier zu verbringen. Zwischenzeitlich ist es kühl geworden und ich fange an zu frösteln. ,,Lass uns endlich nach Hause gehen", sagt Felicita schließlich. Nach Hause. Diese Worte aus ihrem Mund verursachen ein Kribbeln in meinem Bauch. Unser Zuhause....