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Felicita P.O.V

,,Endlich wieder zu Hause", denke ich, als ich das Treppenhaus von unserer Wohnung betrete. Ich bekomme leichte Bauchschmerzen, wenn ich mir Vitorias Reaktion vorstelle. Ich stelle ich mir zwar vor, dass sie wütend ist, sich aber meine Erklärung anhört. Danach sage ich, dass ich sie liebe und sie fällt in meine Arme. Genau so wird es stattfinden, hoffe ich zumindest oder probiere ich mir einzureden. Aber wenn ich ehrlich mit mir bin, würde ich nicht so reagieren, wäre ich in Victorias Perspektive. Ich atme tief durch und will gerade klingeln, ich habe zwar einen Schlüssel, aber ich möchte, dass Vic mich von ihr aus reinlässt, als mich eine Stimme anspricht. Sie gehört zu Giada, die Toto und Chili an der Leine führt.

,,Hallo Felicita, gut, dass ich dich treffe. Ich dachte eigentlich, dass du mit nach Rotterdam gefahren bist, um Victoria anzufeuern, aber egal. Jetzt wo du da bist, wollte ich dich fragen, ob du auf Chili und Toto aufpassen könntest. Alberto und ich müssen heute noch etwas Dringendes für die Hochzeit erledigen", spricht Giada mich an. Moment Vic Rotterdam? Ich erstarre mitten in der Hocke, um die zwei Hunde zu streicheln, die mich freudig begrüßen. Ich habe erwartet, dass ich Vic alles gleich erklären kann und dann alles wieder gut, aber Vic ist in Rotterdam? ,,Wieso ist sie denn in Rotterdam?", frage ich verwirrt. Ich war doch nur für drei Tage im Krankenhaus gewesen. ,,Du weißt das nicht? Victoria ist doch mit ihrer Band zu diesem, wie hieß das nochmal? Zu diesem Musikwettbewerb gefahren und der findet in Rotterdam statt. Ist bei dir alles in Ordnung, Felicita?", fragt Giada besorgt.

Ich nehme ihre Stimme kaum wahr. Eine Million Gedanken schwirren in meinem Kopf herum. Der ESC findet bald statt und Vic und die anderen haben mich einfach hier gelassen? Ich dachte, wir wären Freunde. Ihre Loyalität ist wohl nur Victoria gegenüber, aber Thomas wusste doch, dass es nur eine Fake-Verlobung war. Wieso hat er Vic das nicht erklärt? ,,Er hat dir auch nicht gesagt, dass dein Vater nicht dein biologischer Vater ist", flüstert eine Stimme in meinem Kopf.

 ,,Felicita?", reißt Giada mich aus meine Gedanken. ,,Alles gut.... Toto und Chilli können natürlich hier bleiben. Wie lange seid ihr denn weg?", beantworte ich ihre Frage und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. ,,So etwa drei Tage", sagt sie.

Ich will gerade die Tür aufschließen, als sie bereits geöffnet wird. Ich sehe kurz Alessias Gesicht, bevor sie mir die Tür vor der Nase zuschlägt. Verwirrt schaue die Tür an. Was macht Alessia in unserer Wohnung. Ich drehe den Schlüssel im Schloss, als ich merke, dass die Tür nicht aufgeht. Ich drücke die Klinke runter und komme nicht weit. Sie hat etwas unter die Klinke geklemmt. Ich klingel Sturm. ,,Alessia! Lass mich bitte rein. Ich muss dringend nach Rotterdam und habe echt keine Zeit. Ich weiß, du bist wahrscheinlich wütend auf mich, weil Vic dir alles erzählt hat, aber es ist nicht so wie es scheint.  Außerdem sind hier meine gesamten Sachen und ich muss auf Chili und Toto aufpassen" Ich höre wie etwas über den Boden scharrt. Die Tür öffnet sich. Schnell stelle ich einen Fuß in die Öffnung. ,,Ich bin so wütend auf dich, dass ich mir schon verschiedene Wege ausgedacht habe, dich umzubringen", zischt sie. Okay, gar nicht beunruhigend. ,,Wie findest du es, dass ich dich vom Dach schubse, damit du auf ein vorbeifahrendes Auto fällst? Dann muss ich mich gar nicht mehr um deine Leiche kümmern....mmmhh, nein, dabei ist noch eine zu große Wahrscheinlichkeit, dass du überlebst" Auf ihrem Gesicht erscheint ein nachdenklicher Ausdruck. Bevor sie weiter reden kann, zwänge ich mich an ihr vorbei. ,,Jetzt habe ich's....ich schneide dir die Halsschlagader auf, mit meinen Fingernägeln, stecke dich in einen Sack und lasse dich auf dem Dachboden verwesen" Langsam kriege ich Angst. Was für eine verrückte Freundin hat Vic bitte? Jedoch bin ich auch etwas neidisch auf Vic, dass sie so eine loyale Freundin gefunden hat. ,,Ok....ich hoffe jetzt einfach mal darauf, dass du das gar nicht so meinst und das alles leere Worte sind. Ich muss aber dringend los. Vic ist in Rotterdam und ich muss ihr alles erklären" Ich steuere auf unser Schlafzimmer zu, doch Alessia stell sich vor mich. ,,Nichts da...ich habe dich nur hier hereingelassen, damit meine Lieblinge Toto und Chili...", ihre Stimme wird zuckersüß, bevor sie mich wieder mit ihren Blicken tötet"...nicht auf der Straße landen. Damiano hat mir alles erzählt und du kommst hier nicht raus, bevor du mir erzählst, weshalb du verlobt bist. Also ich meine, wieso du verlobt bist und trotzdem mit Vic zusammen warst" Autsch, warst....sie hat die Vergangenheit verwendet, aber stimmt das? Haben wir uns getrennt. Nein, ich werde ihr alles erklären, aber zuerst muss ich Alessia überzeugen. Obwohl ich dafür eigentlich keine Zeit habe, seufze ich und setzte mich auf das Sofa. Chili und Toto folgen mir und legen sich auf den Teppich.

,,Alles hat eigentlich damit angefangen, als Thomas vor sechs Jahren fluchtartig unser Zuhause verlassen hat. Es gab einen riesigen Streit zwischen unseren Eltern und ihm. Damals wusste ich nicht, was los war, aber jetzt weiß ich, dass Thomas rausgefunden hat, dass unser Vater gar nicht unser biologischer Vater ist. Mama hat ihn eigentlich nur geheiratet, weil mein Großvater ihn bestochen hat. Mein ,,echter" Vater ist Künstler und hat meine Mutter verlassen, als er erfahren hat, dass sie schwanger ist. Jetzt ist es auch verständlich, dass sie es hasst, wenn ich gemalt habe. Ich wollte schon immer Kunst studieren und habe sogar ein Stipendium bekommen. Ich wusste, meine Mutter hätte sich irgendwas ausgedacht, um mich von dem Studium abzuhalten.  Deshalb habe ich Matteo Ricci erfunden. Mein Vater war zufrieden, da er reich ist. Meine Mutter war zufrieden, da ich in ihren Augen nicht mehr meine Lebenszeit mit "Schmarrn" verschwende. Ich habe ihn als Ausrede für alles genommen. Weshalb ich sie nicht besuchen kann....warum ich so beschäftigt bin und, und, und..." ,,Du meinst, du hast diesen Mann und die Verlobung erfunden? Aber Vic hat etwas von einem Bild erwähnt...", unterbricht mich Alessia. Sie hat sich mir gegenüber gesetzt, jedoch immer noch mit einem skeptischen Gesichtsausdruck. ,,Ja......dieses Foto ist entstanden, als ich für einen älteren Freund Model gestanden bin. Der Mann neben mir war ein professionelles Model. Wenn du willst, kannst du ihn gerne googeln, dann wirst du das Bild von uns auch finden..."

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Hier ein Dank an meine Freundin, die mit mir im Chemieunterricht darüber philosophiert hat, wie man jemanden ermorden kann....




Malen in E-DurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt