Die erste Begegnung...

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"Mist ich komme zu spät.", fluchte ich los. So sah ich ungefähr jeden Morgen aus, gehetzt weil ich meinen Wecker verschlafen hatte. Ärztin zu sein war eben kein leichter Job.

Ich eilte in meinen Wagen, raste los und kam nur wenige Minuten nachdem meine Schicht begonnen hatte an. Meine beste Freundin Alison schmunzelte, als sie mich vorbeieilen sah. "Ich habe Nick gesagt du hättest eine Autopanne!", rief sie mir zu, während ich vorbeijagte. "Du bist ein Engel Al!", schrie ich über meinen Rücken zurück und rannte hastig zu meinem Spind um meine Sachen wegzuräumen und meine Arztklamotten anzuziehen. Nick war mein Chef und auch wenn er eigentlich echt nett war, achtete er streng darauf, dass Regeln und Pünktlichkeit eingehalten wurden. Schlecht für mich, da ich nie rechtzeitig aus dem Bett kam. Gott sei Dank deckte mich Al immer.

Als ich fertig war, lief ich zu Alison, die an der Schwesternkanzel gerade einige Akten sortierte. "Hey, was gibt es zu tun?", fragte ich und lugte über ihre Schulter. "Hier, Behandlungsraum 4. Schwester Becker hat bereits einen Grundcheck gemacht." Ich blätterte einmal durch die Akte. 14jähriger der beim Fahrradfahren gestürzt war, sich den Arm gebrochen hatte, ihn jedoch jetzt, zwei Tage nach dem Unfall nicht mehr fühlen konnte. "Ok danke."

Ich betrat das Zimmer und war sofort in meinem Element. Hände waschen, desinfizieren und Handschuhe an. Dann Rollstuhl herbei und die üblichen Fragen. Vorsichtig löste ich den Verband und bemerkte gleich den ersten Mängel. "Wer hat dir den Verband angelegt?" "Meine Mum.", sagte der Junge und deutete auf die überheblich wirkende Frau in der Ecke. "Ich war mal Heilpraktikerin!", erklärte sie hochnäsig. Ruhig sagte ich daraufhin: "Dann wissen sie bestimmt auch, dass ein solch enger Verband das Blut abschnürt und zu Taubheitsgefühlen führt. Gemeinsam mit den Schmerztabletten, verliert man schnell das Gefühl im Arm, besonders wenn der Verband zwei Tage lang so eng sitzt!" Ich machte einen lockeren Verband um den Arm und sagte zu dem Jungen: "Setzt dich ins Wartezimmer. Wenn dein Arm sich in 10min wieder relativ in Ordnung anfühlt, kannst du gehen. Wenn nicht, meldest du dich bitte bei einer Schwester." Zur Mutter sagte ich noch: "Bitte lassen sie das Verbandwechseln und anlegen lieber einem Arzt, häufig sind es gerade die kleinen Fehler die unangenehme Folgen haben." Empört verließ die Frau den Raum und ich seufzte. Es war nicht mein Ziel gewesen sie zu verärgern!

Als ich mich gerade auf dem Weg zur Schwesternkanzel machen wollte, öffnete sich die Tür und ein stark blutender Mann kam herein. Obwohl er Blut in Mengen zu verlieren schien und unheimliche Schmerzen haben musste, war seine Miene regungslos und... ja fast schon kalt! "OMG!", rief Alison, sie schien zu geschockt zu sein um zu reagieren, so wie alle anderen auch. Nur ich konnte mich fassen und eilte auf den Mann zu, gerade rechtzeitig, denn nun schien er seine Wunde zum ersten mal richtig wahrzunehmen, da er leicht zu zittern begann. Ich führte ihn rasch in ein Behandlungszimmer, wo er auf der Behandlungsliege zusammenbrach.

"Gütiger Himmel, was Ihnen denn passiert Sir?", hauchte ich entsetzt und fing ohne zu zögern an, sein zerrissenes Hemd aufzuknöpfen und ihm einen Druckverband anzulegen. Hätte ich damals gewusst, was er für Unruhe stiften würde, hätte ich ihn vermutlich einfach verbluten lassen, obwohl ihn das vermutlich nicht einmal umgebracht hätte!

"Ich.. wurde mit.. einem Messer.. attackiert!", presste der Mann hervor, bewahrte jedoch seine Haltung und seine fast gleichgültige Miene, trotz des Schmerzes. Ich sah mir die Wunde an. "Messer? Ein bisschen groß dafür.", murmelte ich eher zu mir, als zu ihm, während ich ihn verarztete. "Wie heißen Sie eigentlich?" "Oh, nennen sie mich doch einfach Michael.", kam es tonlos zurück. Ich schaudert, er verhielt sich ja schon ein wenig merkwürdig. "Wie heißen sie?", fragte Michael, während ich begann, einen Ganzkörpercheck durchzuführen. "Ich heiße Dr. Campbelle, doch sie können mich ruhig Paige nennen." Ich lächelte ihm zu. "Sie haben Glück gehabt, scheint ihnen außer der Wunde am Bauch nichts zu fehlen. Nun ich werde der Stationsschwester sagen, sie soll ein Bett für sie bereit machen, mit Glück können sie morgen schon nach H-.." "Ich bevorzuge es jetzt schon zu gehen.", unterbrach mich Michael. Innerlich stöhnte ich auf. Das kannte ich schon, Menschen die glaubten nur weil es ihnen wegen den Schmerzmitteln einigermaßen wieder gut ging, das sie nach Hause gehen konnten, nur um 24h später mit einem Krankenwagen eingeliefert zu werden in einem doppelt so schlimmen Zustand als davor.

"Ich denke es wäre besser eine Nacht hierzubleiben. Sie haben eine Menge Blut verloren, dass sollte im Auge behalten werden." "Nein danke.", sagte Michael mit fester und bestimmender Stimme, sodass ich wusste, das diskutieren nichts brachte. Hoffentlich irrte er sich nicht und wurde nachher wieder eingeliefert, weil er zu schnell entschieden hatte. "Na gut, ich hole gerade ihre Entlassungspapiere, warten sie hier."

Ich verließ den Raum und ging zu Alison. "Schwieriger Fall?", kicherte sie, als sie meinen Blick sah und ich schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. "Weis nicht, er ist irgendwie merkwürdig. So...emotionslos, verstehst du? Klar hatte er schmerzen, aber er wirkte so, als würde ihm das nichts ausmachen, ebenso wenig der Fakt das er halb am Verbluten war und jetzt will er schon entlassen werden! Ich weiß nicht ob das so klug ist." "Na dann viel Glück." Sie zwinkerte mir zu und vertiefte sich wieder in ihre Akten, während ich mit den Papieren wieder zurück ging. Normalerweise brachten Schwester ja die Entlassungspapiere, nur waren sie gerade so unterbesetzt, dass ich ihnen gerne diese winzige Last abnahm.

"So, hier bin ich wieder, M-.. Sir? Michael, wo sind sie? Sir?" Doch der Mann war weg. Spurlos verschwunden. Ratlos verließ ich das Zimmer und fragte einen vorbeigehenden Pfleger: "Ist gerade ein Mann, ungefähr so groß, blondes Haar, mit blutigem Hemd aus dem Zimmer gekommen?" "Nein, die Tür war der ganzen Zeit zu.", sagte dieser eher er weiterging. "Was ist los?", rief Alison und wank mich zu ihr. "Mein Patient ist abgehauen. Dabei musste er doch nur noch die Papiere ausfüllen. Außerdem ist er aus dem Zimmer verschwunden ohne das jemand ihn hat rausgehen gesehen. Merkwürdig." "Zerbrich dir darüber nicht den Kopf Süße, ich füll das für dich aus, du darfst dich in Raum 1 um eine Schädel-Hirn-Trauma Patientin kümmern!"

[Michael] 

Ich war aus dem Krankenhaus verschwunden, nachdem meine Wunde versorgt worden war. Nervende Erzengelklingen! Meine Wunde hatte nicht aufgehört zu bluten und der enorme Blutverlust hatte sowohl meine Hülle als auch mich geschwächt, deswegen hatte ich dieses Menschliche Krankenhaus überhaupt erst besucht. Die Seelen der Menschen hatten mir mal wieder gezeigt, wie dringend diese Welt bereinigt werden musste, von dem Großteil der Menschheit. Doch als die Ärztin in mein Behandlungszimmer gekommen war, war ich überrascht gewesen. Ihre Seele hatte so rein und vollkommen geleuchtet, dass sie mich beinah an die wahre Gestalt meiner Geschwister erinnerte. Doch ich fühlte, dass sie kein Engel war. Dennoch war ich neugierig, wie ein Mensch eine solch spezielle Seele haben konnte, denn dieses Licht... es unterschied sich von anderen reinen Seelen. Selbst die reinsten die ich bis jetzt gesehen hatte waren nicht so hell gewesen. Und doch schien irgendein Teil in mir sich daran erinnern zu können, so eine Seele vor langer Zeit schonmal gesehen zu haben, ich erinnerte mich nur nicht wann und wo.

[Sam]

"Michael wurde gesehen!" "Was?" Cas sprang auf. "Wo?" "In dem St. Petras Hospital. Scheint als hätte die Erzengelklinge ihn doch mehr geschwächt als angenommen!", bemerkte Sam zufrieden und hackte sich in die Sicherheitsanlage des Krankenhauses ein. "Hier, schaut!" Er drehte den Laptop so, dass Jack und Cas sehen konnten, wie die Kameras am Eingang einen schwach wirkenden Michael, in Gestalt von Sams Bruder Dean, aufzeichneten. "Wir sollten hingehen und nachfragen wo er hin ist!", schlug Jack vor und Cas und Sam stimmten zu. Es wäre ihre beste Chance weiterzukommen, da alle anderen Wege bereits gescheitert waren. Nicht das sie viele zur Verfügung hatten! "Ich ruf nur schnell Mum und Bobby an, damit sie bescheid wissen!"

15min später saßen alle in Deans Impala, der ohne seinen Besitzer seltsam leer wirkte. Aber Sam war entschlossen seinen Bruder zurückzuholen!

Angel's childWo Geschichten leben. Entdecke jetzt