Unterdrückter Zorn

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[Sam]

Wir waren der Werwölfin bis zu einem äußerst großen und äußerst schwer bewachten Grundstück gefolgt. Da weder Cas noch Jack eindringen konnten, ohne sofort entdeckt zu werden und das Anwesen auch mit einem viel zu hohen Zaun umschlossen war, konnten wir nur aus Entfernung zusehen, wie die Werwölfin den Wagen mit Ms. Campbelle drinnen, aufs Anwesen lenkte und hinter ihnen das Tor wieder zu ging. Plötzlich fühlte ich mich schuldig. Ich war so auf Dean versessen gewesen, dass mir die Sicherheit einer unschuldigen Person völlig egal geworden war. Wer wusste schon, was Michael mit ihr anstellen würde, wenn sie ihm nicht das gab, was er wollte? Wer wusste schon generell, was sich hinter diesen Mauern abspielte? Wenn ich oder Dean sonst einen Köder benutzten, hatten wir wenigsten immer noch die Möglichkeit gehabt, einzugreifen falls etwas schief ging und wir wussten immer was Sache war. Jetzt aber was das einzige was ich tun konnte, zu Chuck beten, dass es ihr gut ging und das auch so blieb.

[Michael]

Sobald ich den Raum betrat, verschwanden meine Monster und ließen uns alleine. Paige sah mich überrascht an, immer noch den Mund mit dem Fleisch voll, welches sie nun hastig kaute und runterschluckte. Als ich jedoch näher trat, sprang sie hastig auf und fing nervös an mit ihren Fingern zu spielen. Um ihr das Gefühl von einem gewissen Freiraum zu geben, blieb ich stehen, obwohl ich nicht verstand, was Menschen mit ihrem persönlichen Abstand hatten. Wo war der Sinn dahinter? Naja, ich war aber eh nicht hier aus Spaß, sondern weil ich mittlerweile eine Vermutung hatte, wer die Kleine war, und wenn sie war, was ich glaubte, wäre sie die erste ihrer Art die mir seit Lucifers Fall wieder begegnete. Über die Jahre hatte ich die Spezies der Nephelin fast vollständig verdrängt, daher erinnerte ich mich nur noch ganz vage an ihre Macht, mit ihrer Seele um sich herum alles so sehr zu erleuchten, das sie selbst die Sünden verscheuchen konnten. Was das genau hieß, wusste ich nicht mehr, daher brauchte ich, wenn sie wirklich eine war, sie um mir wieder Wissen über ihre Art anzueignen. Wer weiß, vielleicht wären ihre Gaben auch nützlich für mich..!

Ihre unsicher klingende Stimme holte mich aus meinen Gedanken. "Oh, hi Michael.. du bist zurück?" Sie ließ es mehr wie eine Frage, als eine Feststellung klingen. Mit einem Nicken antwortete ich und deutete ihr an, sich wieder zu setzten. "Bitte, setzt dich doch wieder.", sagte ich in meinen besten Manieren. Irgendwo hatte ich gehört, dass Charme und gutes Aussehen weibliche Menschen williger machten, zu tun was man wollte. Und eins musste ich meiner Hülle Dean Winchester lassen, wenn es um Frauen ging, war er wie eine Fliegenfallen. Er zog sie geradezu an, nur mit seinem Aussehen! Meistens war es lästig, doch gerade äußerst vorteilhaft, da Paige wirklich meinen Wunsch folgte.

Ich setzte mich neben sie, ließ aber einen Platz zwischen uns frei und beobachtete sie beim Essen. Nach einigen Sekunden fragte sie: "Willst du vielleicht etwas? Ich schätze das ich das niemals im Leben alleine aufbekomme!" Sie lachte einmal auf. "Nein danke. Ich esse nichts." Als ich ihren Blick sah, korrigierte ich mich schnell. "Ich meine, jetzt esse ich nichts. Ich habe bereits gegessen." Alleine schon das Wort 'Essen' in den Mund zu nehmen klang komisch, doch musste ich meine Tarnung wahren.

"Also Ms. Campbelle-.." "Nennen sie mich Paige. Einfach Paige. Lassen sie das Siezen weg, wo sie mir schon zweimal das Leben gerettet haben..!" Ich lächelte. "Gut, dann tu bitte das gleiche für mich Paige. Nur Michael. Und ich würde dich immer wieder gerne retten!" Nicht...

"Danke. Äh...tut mir leid, dass ich dir solche Umstände gestern gemacht habe..-" "Um genau zu sein, heute morgen, aber nicht so schlimm." Und weil das jeder 'sorgenvolle Mensch' gesagt hätte, fragte ich: "Geht es dir besser?" "Ja. Aber, etwas geht mir nicht aus dem Kopf." Endlich sah sie mich an. "Woher wusstest du, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Besonders bei dem Einbruch.. wie..-?" "Bei dem ersten Mal, muss ich zu meiner Schande gestehen, habe ich aus dem Telefonbuch deine Adresse rausgesucht, da ich mich für mein Verschwinden im Krankenhaus entschuldigen wollte, ich musste zu einem wichtigen...Treffen. Bei dem anderen Mal war es wirklich nur Zufall. Ich musste etwas wichtiges erledigen in der Gegend, als ich dich schreien hörte. Da kam ich natürlich helfen." "Oh.." Sie wurde leicht rot und sah weg. "Ist etwas?", fragte ich, da ich gehört hatte, dass Menschen rot wurden, wenn ihnen etwas unangenehm war. "Nein, es ist nur.. Ach egal. Wieso sucht sie das FBI?", platzte es aus ihr heraus. Und da begriff ich.. Sam, Castiel und Jack waren mir schon längst auf die Schliche gekommen. Wenn nicht hatten sie sogar schon bemerkt, das Paige eine Rolle in meinem Spiel hatte, was bedeutete, dass ich sie durch Paige vermutlich geradewegs zu meinem Versteck geführt hatte. Ich tobte innerlich.

[Paige]

Kaum hatte ich meine Frage gestellt, bereute ich sie bereits. Ganz plötzlich war sein Gesicht von ruhig und emotionslos zu zornig, verhasst und genervt gewechselt. Jetzt war ich mir auf einmal nicht mehr so sicher, ob er nicht doch ein Mörder war. Unbewusst wischte ich meine Schweißnassen Hände an der Hose ab, als Michael abrupt aufstand und durch den Raum zu einem Fenster lief.

"Sie sind keine FBI- Agenten!", sagte er schließlich nach mehreren Minuten des Schweigens. Seine Stimme klang seltsam gepresst, als würde er krampfhaft seine Wut unterdrücken. Verwundert sah ich ihn an. Extrem vorsichtig, um ihn nicht unnötig zu reizen, fragte ich: "Was meinst du damit. Ich habe ihre Ausweise gesehen." "Die sind gefälscht. Hör zu, sie sind gefährlich. Glaub keinem Wort was sie dir sagen. Ein vermögender Mann wie ich macht sich viele Feinde. Vermutlich haben sie dir Dinge erzählt, dass ich das absolute Böse bin, die Welt zerstören werde und/oder ein Mörder bin. Das ist gelogen. Vertrau mir, denn würde ein Mörder wirklich zweimal das Leben eines X-beliebigen Menschen retten?" Ok, das klang irgendwie logisch und auch ihre Ausweise hatte ich nur so flüchtig gesehen, dass ich eine Fälschung nicht vom Original unterscheiden könnte. Doch eine Frage blieb mir noch. "Wieso hat mir dann einer von ihnen ein Bild gezeigt, wo ihr alle zusammen wart und sehr vertraut wirktet? Er meinte ebenso, dass du sein Bruder bist..-!" Ich sah, wie Michael genervt die Augen verdrehte, als würde er die Vorstellung einen Bruder zu haben, fürchterlich ätzend finden. "Er ist nicht mein Bruder. Aber wir standen uns tatsächlich mal nah. Jetzt ist es nicht mehr so, man könnte eher sagen, wir sind nun Totfeinde. Hör zu, sie wollen mich tot sehen, also halt dich von ihnen fern, sprich nicht mit ihnen und vor allen, vergiss die Lügen die sie dir über mich erzählt haben!"

Zögerlich nickte ich. "Einer hat mir seine Nummer gegeben, damit ich mich melde falls ich dich e-.." "Schmeiß sie weg.", sagte er nun endlich wieder in seinem üblichen Ton, weswegen ich annahm, dass er sich beruhigt hatte. "Nun, du willst jetzt sicherlich nach Hause. Hier ist Geld für ein Taxi, keine Sorge, meine Angestellte wird es rufen." Er betonte das Wort 'Angestellte' merkwürdig, doch ging ich nicht darauf ein, da ich wirklich nach Hause wollte. Plötzlich hielt er mir eine Karte hin, die er wie aus dem Nichts hervorgeholt hatte. "Meine Nummer. Ich fände es schön in Kontakt zu bleiben!" Ich nickte lächelnd und nahm sie und das Geld entgegen. "Tausend Dank dir Michael, du bist ein echter Engel." Der Mann begann breit zu grinsen und verließ den Raum, um, vermutlich Olivia, bescheid zu sagen, dass sie ein Taxi bestellen sollte.

Stunden später war ich bei mir Zuhause und quatschte mit Allison am Telefon über Michael. Natürlich war ihre einzige Erinnerung von ihm, wie er blutend im Krankenhaus stand, doch wie sie mir gestand, fand sie ihn schon dort heiß.

"Aber fühl dich jetzt bloß nicht bedroht Süße, der Kleine gehört dir, freie Laufbahn für dich." Lachend erwiderte ich: "An dem Punkt sind wir noch nicht. Eigentlich mag ich ihn mehr als einen Freund." Allison begann belustigt zu schnauben. "Sicherlich und deshalb hast du 'noch nicht' gesagt! Ich sag dir, das wird dein Kerl Paige!" "Mmh...eigentlich fühl ich mich noch nicht bereits für eine Beziehung, nach.. du weißt schon. Aber er tut mir andererseits gut weil ich einfach vergesse wenn ich bei ihm bin. Dennoch bin ich mir unschlüssig. Ich bin nicht sicher, ob ich den wahren Michael sehe, oder nur eine Maske von ihm. Und dann noch diese FBI Story..-" "Hey, du hast mir da gar nicht gesagt, was da eigentlich war. Was wollten die und was hat das mit Michael zu tun?" "Ist nicht so wichtig. Hör mal Al, ich mach jetzt Schluss. Ist schon spät." "Denk nicht das du mir so allzu lange entkommst!", grummelte sie. "Gute Nacht Al!", grinste ich und legte auf.

Dann legte ich mich hin und schlief fast sofort ein, unendlich erleichtert, dass morgen mein freies Wochenende war.

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