[Paige]
Ich mochte den Bunker, er hatte etwas so altmodisches an sich. Allerdings vermisste ich meine alte Matratze. Als ich gegen 7 Uhr aufwachte, hätte ich nicht erwartet eine Menschenseele anzutreffen im Bunker, besonders Dean nicht, nachdem der gestern mehr als 24h nicht geschlafen hatte, doch ich wurde etwas besseren belehrt, denn wie es schien, waren alle schon vor mir wach.
Als ich das Zimmer verließ, bekam ich beinah einen Herzinfarkt, weil Jack direkt vor meiner Tür an der Wand angelehnt saß. "Was machst du da?", fragte ich ihn, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Mary meinte, ich solle dir den Bunker zeigen und dafür sorgen, dass du was zu Essen bekommst, aber du hast noch geschlafen, also hab ich gewartet." Verlegen rieb sich der Junge den Nacken und ich schmunzelte. Er erinnerte mich an ein Kind, dass beim Süßigkeiten stibitzen erwischt worden war und nun zur Rede gestellt wurde.
"Schon ok. Aber können wir als erstes was zu Essen holen? Ich sterbe vor Hunger!" "Klar." Jack grinste breit und gemeinsam liefen wir los. Wir begegneten vielen Menschen, die ich allesamt nicht kannte, dafür schienen sie alle Jack zu kennen, denn sie grüßten ihn alle höflich und respektvoll, als wäre er eine Art Held für sie. Ich fragte jedoch nicht weiter nach, da mich ein geradezu unnatürlicher Hunger plagte, der alle anderen Bedürfnisse fürs erste in den Schatten stellten.
In der Küche des Bunkers ergatterten wir die letzten Reste des Frühstücks und so gingen wir, mit Sandwichs bewaffnet, durch die Gange. "Und hier ist der Hauptraum, der Zentralraum oder auch einfach Versammlungsraum. Neben Schlafzimmer und Küche wird er am meisten genutzt...und natürlich die Bibliothek." Ich sah mich um. "Wo sind die Winchesters, Castiel und Bobby?" "Wo Castiel ist weiß ich nicht, die Winchesters und Bobby sind bei einem Fall in Idaho." Ich nickte. "Was machen wir in der Zeit?", fragte ich und lehnte mich gegen den großen Tisch, der in der Mitte der Raumes stand. "Was willst du denn machen?", fragte mich Jack fragend und sah mich an. "Ich-..", begann ich zu antworten, als ein Schmerz durch meinen Bauch fuhr, der mich beinah laut schreien ließ. Für einen Moment war ich felsenfest überzeugt, dass die Wehen eingesetzt hatten. Wimmernd stützte ich mich auf einigen Stühlen ab, konnte es jedoch nicht verhindern, dass ich zu Boden sank. Besorgt eilte Jack zu mir. "Paige? Paige!", rief er panisch und versuchte mir aufzuhelfen, doch stöhnend schob ich seine Hände weg, da er es nur verschlimmerte. Nie in meinem Leben zuvor hatte ich solche Schmerzen gehabt. Einige Minuten lag ich einfach nur wimmernd da, bis die Schmerzen endlich weniger wurden. Zitternd hob ich den Kopf und sah Jack mit Tränen in den Augen an. "W-Was zur H-Hölle war d-das!?", keuchte ich mit zittriger Stimme und unterdrückte ein Schluchzen.
Sichtlich erleichtert das es mir besser ging, half mir Jack auf. "Die Naphilin.. ihre Macht wächst, dein Körper beginnt zunehmend darunter zu leiden. In Zukunft werden diese Schmerzen häufiger und heftiger auftreten. Allerdings sollten sie eigentlich nicht so früh und so heftig auftreten. Es passt nicht zu dem, was Castiel mir erzählt hat." "Liegt vielleicht daran, dass mein Kind mehr Gnade hat!", keuchte ich und stützte mich am Tisch ab. "Ja-.." Ich sah Sorge in den Augen von Jack und das er irgendwas sagen wollte, es sich aber nicht traute. Beruhigend legte ich eine Hand auf seine Schulter. "Was ist los? Spuk's schon aus!" Zögernd sah mich Jack an. "Ich hab Angst um dich Paige. Bei der Schnelligkeit, mit der das Kind wächst, bleibt dir vielleicht viel weniger Zeit, als geglaubt. Vielleicht hast du anstelle von 7einhalb bis 8 Monaten, nur 5einhalb bis 6 Monate!" Geschockt sah ich ihn an. "Heißt das...ich sterbe noch schneller?!"
Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug und jeder Tag sah fast identisch aus. Bobby und die Winchesters gingen jagen und Jack und/oder Cas babysitten mich. Das spannendste was mal passierte war, dass ich Dean nach einer schiefgelaufenen Jagd nach Michael, wo sie gegen seine Monster gekämpft hatten, wieder zusammenflicken durfte, allerdings auch erst, nachdem seine Mutter, die übrigens Mary hieß, ihn anschnauzte, er solle seinem 'Männlichen Stolz' mal für 2min einen Maulkorb verpassen und sich von mir behandeln lassen. Leider hatte ich auch weitere Krämpfe. In der ersten Woche nur zwei, in der nächsten dann schon doppelt so viele. Und wie Wehen wurden sie mit jedem Mal schlimmer. Nur Jack und Cas, der es auch nur durch Zufall erfahren hatte, wussten von meinen Schmerzen. Beide waren besorgt, weil das Baby so schnell wuchs. Eine normal Schwangere Frau hätte jetzt ein 4 Wochen altes Baby, dass nun beginnen würde, ein Bewusstsein zu entwickeln. Mein Baby war 4 Wochen alt, auf der Größe eines 7 Wochen alten Babys und hatte bereits ein Bewusstsein entwickelt, wenn auch ein winziges. Allerdings fühlte ich meine Tochter mit jeder Stunde mehr. Wenn ich nun meine Hand auf meinen, mittlerweile schon etwas sichtbarer gewölbten, Bauch legte und mich feste konzentrierte, dann wich das warme Prickeln manchmal winzigen Fetzten an Gefühlen, die mit einem Kribbeln in meinen Kopf schossen. Meistens war es Liebe, doch vor zwei Tagen hatte ich auch einmal einen Hauch von Hunger verspürt. Und tatsächlich. Keine 3s später hatte mein Magen wie wild zu knurren begonnen. Wo wir bei diesem Thema waren.. Meine Essportionen hatten sich mittlerweile verdoppelt. Nicht das es sonderlich auffiel, da ich noch nie eine große Esserin gewesen war, aber für mich war es einfach nicht normal. Besonders Himbeersirup schien mein Kind zu lieben, denn neuerdings war ich süchtig nach dem süßen Zeug, dabei war ich selber gar kein wirklicher Himbeerfan, ich mochte lieber Brombeeren.
"Paige, alles ok bei dir?", fragte mich Dean schließlich zögerlich, als er an meiner offenen Tür vorbeilief und mich, schon mit Tränen in den Augen, dasitzen und Himbeersirup mit Wasser vermischt trinken sah. "N-nein...n-nichts ist...i-in Ordnung!", schluchzte ich auf und eine Träne lief mir über die Wange. "Äh, ok, was ist los? Ist das jetzt die Phase, wo deine Hormone verrückt spielen?!", fragte er etwas hilflos und sah dabei so niedlich aus, dass ich ungewollt lachen musste, während ich immer noch weinte, was ihn noch verwirrter und hilfloser zu machen schien. "Ja, vermutlich!", klärte ich ihm lachend und weinend zugleich auf. "Oh.. okay. Äh...und was macht man da?" "Zuhören?" Ich zuckte mit den Schultern und sah nachdenklich in meinen Becher, was als Effekt hatte, dass ich erneut heftig in Tränen ausbrach.
Verzweifelt setzte sich Dean, mit etwas Abstand, neben mich und versuchte mich zu beruhigen, in dem er hastig sagte: "Na dann rede schon. Was stimmt nicht?" Er war überraschend freundlich zu mir. In den letzten Wochen hatte er meine Nähe eher gemieden, auch wenn er nichts dummes mehr versucht hatte.
Ich hielt ihm meinen nur noch halbvollen Becher hin und zog eine Schnute. "Ich mag nicht mal Himbeersirup!" "Und deshalb weinst du?! Wegen des Sirups? Wieso trinkst du nicht einfach einen anderen?" Völlig verwirrt sah er mich an. Man merkte, dass es die erste Schwangere war, mit der er es zutun hatte. "Es geht ums Prinzip!", fauchte ich auf einmal ziemlich angepisst. "Ich mag kein Himbeere, mein Kind schon, und jetzt bring sie mich dazu Himbeersirup zu trinken, obwohl ich das gar nicht möchte...ich will nicht das sie mein Leben bestimmt! Ich will nicht sterben Dean!", schluchzend vergrub ich meinen Kopf in seine Brust, ignorierend, dass er sich ordentlich verspannte, und heulte mich bei ihm aus.
Erst eine halbe Stunde beruhigte ich mich wieder und löste mich mit roten Wangen von ihm. "Gott, ich hab keine Ahnung was in mich gefahren ist! Tut mir leid, ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Es ist einfach..-" "Kein Problem.", meinte er gelassen, dann begann er zu grinsen. "Naja, eins weiß ich jetzt mit Sicherheit.." Angesteckt von seinem Grinsen, lächelte ich leicht. "Was?" "Du bekommst heute nur noch Wasser zutrinken!" Ich konnte nicht anders als laut loszulachen und auch Dean grinste breit. "Danke Dean. Ich weiß das zu schätzen!", bedankte ich mich leise bei ihm und er nickte. Danach Schwiegen wir, doch es war keine unangenehme Stille, anders als sonst immer.
Dean war es schließlich, der sie brach. "Wie geht es dir Paige? Ich meine, mit der Schwangerschaft?" Nervös rutschte ich hin und her. "Gut, denke ich. Wieso fragst du?" Dean schenkte mir einen bitterbösen Blick und schnaubte. "Verarschen kann ich mich selber Paige. Mal davon abgesehen, dass das Szenario gerade bewiesen hat, dass es dir ganz und gar nicht gut geht, meinte Cas, dass das Baby schneller wächst, als selbst Jack es damals getan hat und das du dadurch jetzt schon starke Schmerzen hast. Also, sei ehrlich." Diese Petze! Naja, bei der Bindung die der Engel mit dem Mann vor mir hatte, sollte mich das nicht wirklich wundern. Offiziell waren sie ja noch kein Pärchen, aber was noch nicht war, konnte ja noch werden.. "Mir geht es den Umständen entsprechend. Klar ist der Schmerz scheiße, doch da ist nichts, was ihn irgendwie stoppen oder schwächen könnte, also werde ich es wohl ausstehen müssen. Denn meine Tochter werde ich nicht weniger lieben und nur für sie halte ich es ja überhaupt aus!" "Wie kannst du dieses Kind nur so lieben?", fragte Dean. Es war kein aggressiver oder ablehnender Ton in seiner Frage, nein es wirkte, als wäre es ihm ein echtes Rätsel. "Das kann ich dir leicht erklären! Es ist nicht allzu schwer, etwas zu lieben, dass in dir heranwächst und dessen Leben du jeden Tag in dir spürst!"
Ich nahm seine Hand und legte sie, bevor er protestieren konnte, auf meinen Bauch, damit auch er das warme Prickeln, mit den Gefühlsfetzten spüren konnte. Auf einmal schien es, als würde mein Bauch zerrissen werden. Doch nicht von Schmerz, nein. Als Deans und meine Hand beide auf meinem Bauch lagen, erglomm eine Wärme in mir, die ich noch nie zuvor gespürt hatte und Wellen aus tiefster Liebe, wie ich sie noch nie erlebt hatte, erfassten mich. Ich war mir sicher, dass auch Dean sie spürte, wenn auch viel geschwächter. Doch die Tatsache, dass seine Augen weit aufgerissen waren und er die Hand nicht wegzog, bestätigten meine Vermutung.
Das nächste was mir auffiel, war, dass die Lichter zu flackern begannen und Dean am ganzen Körper zu glühen begann. Als sein Blick sich hob, stockte mir der Atem. Seine Augen waren nicht mehr in diesem verletzlichen Grasgrün sondern eine strahlende Mischung aus golden und orange. Ich spürte wie sich meine Härchen aufstellen, als ich die Präsenz und Macht der Naphilin, meiner Tochter, in ihm spürte. Doch als Dean sprach, war es seine, wenn auch zutiefst geschockte, Stimme, die sprach.
"Paige, du glühst!"
"Du auch Dean, du auch!", erwiderte ich staunend.

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Angel's child
FanfictionPaige Campbelle. Eine junge Ärztin Ende 20 die noch ein ganzes Leben vor sich hat, bis zu einem Schicksalhaften Tag, wo plötzlich ein verletzter, sehr merkwürdiger Mann in die Notaufnahme kommt und sich als Michael vorstellt. Und plötzlich erfährt P...