~Kapitel 01~

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Ende Juli 2019

Heute war der erste Arbeitstag nach der Sommerpause, da Luca noch bei meiner Tante und meinem Onkel war gab es kein Problem mit der Betreuung. Ich konnte ihn hier zwar auch in eine Betreuung geben, aber er war mit den beiden immer gut aufgehoben. So konnte ich mich auf meine Ausbildung nun voll konzentrieren.
Ich durfte ab diesen Sommer nämlich beim Physioteam der Profis mitmischen, diese hatten mich beobachtet und jetzt dürfte ich erstmal bis Ende des Jahres dort helfen. Wenn ich mich nicht zu blöde anstelle, dann vielleicht sogar den Rest meiner Ausbildung.
Auf dem Gelände parke ich mein Auto wie immer auf dem Mitarbeiterparkplatz und gehe dann zu den Räumen der Physiotherapie im Hauptgebäude für die Profis. Diese hatten nämlich auf dem Trainingsplatz ihren eigenen Trakt.
Ein bisschen nervös war ich ja schon, zwar kannte ich jetzt einige der Profis schon, aber sie jetzt öfters zu sehen war wirklich komisch. Ich sagte mir aber immer wieder einfach nur, dass es Menschen wie ich selber waren, mit einem Privatleben.
So wie damals halt bei Julian, er war auch ein ganz normaler Mensch und hatte es verdient so behandelt zu werden. Sobald ich an den blonden Fußballer dachte wurde es mir schwer ums Herz, niemals hatte ich ihn vergessen. Trotzdem hatte ich mich auch nie mehr danach bei ihm gemeldet.
Ich klopfe an die Türe vom Reha Chef und trete ein, sobald ich etwas von innen hören.
"Guten Morgen Lea, setz dich doch." weißt mich Mathias an und deutet auf einen der Stühle vor ihm. Ich tue, was er sagt, stelle meine Tasche auf den Boden und warte dann ab.
"Ich möchte das du dir erst einmal alle Akten anschaust, von den Spielern. So kannst du dir ein Bild machen. Außerdem haben wir jemand neues bekommen, da möchte ich auch, dass du dir seine Akte anschaust." erklärt er mir und reicht mir dann einen Zettel mit Zugangsdaten für mich, in jedem Behandlungsraum war ein Laptop und ich hatte ein Tablett für die Arbeit bekommen.
"Wenn du dir die Akten angeschaut hast, reden wir weiter. Heute passiert nicht viel, es ist das erste Training der Lizenzmannschaft und deswegen werden wir wohl draußen sein." redet er dann weiter, sobald ich den Zettel in meiner Hand habe.
"Bei dem schönen Wetter kannst du gerne mitkommen und draußen lesen. Dein Tablett hast du ja mitgebracht, oder?" kam eine erneute Frage und sofort nicke ich und deute auf meine Handtasche.
"Natürlich." gebe ich zurück und lächel.
"Dann treffen wir uns in einer halben Stunde draußen." gibt er mir zu verstehen und lächelt nochmal, ich nicke und stehe auf. Erst möchte ich mich ein bisschen hier umsehen, damit ich nicht alles suchen muss.

Pünktlich bin ich beim Trainingsplatz der Profis, sitze auf einer der Bänke und habe mein Blick auf das Tablett gerichtet. Der Trainerstab baut schon alles auf und ich lese wie ich soll die Akten der Spieler. Diese kommen nach und nach auch an, ich höre ihre Schuhe über das Pflaster klackern und kann sie lachen hören. Das ist mir aber egal, ich muss mit ihnen nur zusammen arbeiten, wenn ihnen etwas passiert.
Was bitte so selten wie möglich der Fall sein soll.
Die Jungs starteten mit ihrem Training und ich konnte aber hören das welche über neue Spieler sprachen, einer davon war aber wohl noch verletzt. Diesen würden wir dann wohl direkt betreuen müssen.
Ich wollte mal schauen welcher Spieler es war und suche gerade die passende Akte als ich jemand höre. Mathias redet mir jemand und als ich die Stimme höre schrecke ich sofort auf, genau in dem Moment finde ich auch die passende Akte.
"Das ist unsere Auszubilden Lea, sie wird bei den Übungen dabei sein, wenn es dich nicht stören sollte Julian." höre ich Mathias Worte und schlucke, ich lese den Namen und dann schaue ich langsam auf. Dort steht er wirklich, Julian Brandt, in gelber Trainingsmontur von Borussia Dortmund.
Erkannte er mich? Meine langen Haare hatte ich zu einer modernen Kurzhaarfrisur geschnitten und ich hatte sie nun in einem dunklen Mahagoni gefärbt.
"Natürlich habe ich nichts dagegen." höre ich Julian seine Stimme und er lächelt mich kurz an, doch dieses lächeln ist nicht wie früher. Es wirkt traurig und nicht aufrichtig.
"Kommst du dann in 20min zum Behandlungsraum neben meinem Büro? Lies dir bitte seine Akte noch durch." weißt mich Mathias an und ich nicke einfach nur, ich möchte nicht riskieren das Julian mich doch an meiner Stimme erkennt. Für immer werde ich nicht schweigen können.
Die beiden Männer gehen wieder und ich kann nicht anders als dem Fußballer hinterherzuschauen, sofort wird mir schwer ums Herz und ich muss an die letzte Situation denken, wo ich ihn gesehen habe. Wie ich ihn in Leverkusen in der Dusche zurückgelassen habe.
Wenn ich an diesen Moment zurückdenke, dann tut es mir wieder sehr Leid. Wie gerne hätte ich mich bei ihm gemeldet in den letzten Monaten seit ich in Dortmund wohne. Immer wieder gab es Momente, wo ich Julian gebraucht hätte. Er hatte es immer wieder geschafft, mich aufzubauen, wenn ich fast am Boden war.

Nun aber muss ich mich konzentrieren. Ich hatte die Akte gelesen und warte schon ein paar Minuten im Behandlungsraum als die Türe aufgeht.
"Du bist schon da, sehr gut, Lea. Julian, setzt dich doch bitte da auf die Liege." kommt es direkt von Mathias als er mich sieht. Ich stehe sofort auf und Julian tut, was er sagt und setzt sich auf die Liege im Raum.
"Wie du sicher gelesen hast, hat er Adduktorenbeschwerden. Kannst du mir zeigen, wo diese sind? Julian hat nichts dagegen." fragt mich Mathias jetzt. Damit ich Julian behandeln kann, wasche ich mir meine Hände und desinfiziere sie vorher noch.
"Die Adduktoren sind eine Muskelgruppe an der Innenseite der Oberschenkel die aus 6 verschieden Muskeln bestehen." rede ich drauf los und ich kann sehen wie Julian geschockt seinen Blick zu mir wendet während ich die 6 Muskel benenne. Er scheint nun doch zu wissen, wer ich bin.
Da er aber meine Aufforderung zum Hinlegen nicht gehört hat, wiederhole ich meine Worte erneut.
"Würden sie sich bitte auf den Rücken legen." wiederhole ich also meine Worte und diesmal scheint Julian mich gehört zu haben, er legt sich auf den Rücken doch lässt mich dabei nicht mehr aus den Augen.
Ich trete dann an Julian heran und lege meine Hände an seine Oberschenkel, um seine Hose ein Stück hochzuschieben. Ich spüre sofort wie er sich verspannt, eigentlich wollte ich nur auf meine Hände schauen. Doch so muss ich ihn leider ansehen.
"Entspannen bitte, tut mir leid, wenn die Hände kalt sind." versuche ich die Situation zu entspannen, doch so richtig entspannen tut er sich trotzdem nicht. Mit Mühe versuche ich die Muskeln zu ertasten und erkläre Mathias genau wo sie liegen dabei.
Dass ich dabei Julians Oberschenkel in der Hand habe, der wirklich verdammt, gut trainiert ist, versuche ich auszublenden.
"Sehr gut Lea. Kannst du mir Übungen nennen, die gegen diese Beschwerden helfen?" Fragt mich Mathias, nachdem ich ihm die Muskeln gezeigt habe.
Während ich die Übungen aufzählen, von denen ich weiß, merke ich gar nicht wie meine Hände den Oberschenkel massieren.
Erste ein leichtes leises stöhnen holt mich aus meiner Trance, von meinem Ausbilder höre ich ein kleines Lachen.
"Na, ihm scheint es zu gefallen. Du scheinst deine Arbeit gutzumachen. Ich gehe gerade die Rolle holen für die Dehnübungen." meinte Mathias belustigt, deutet auf Julian der seine Augen geschlossen hat, und verschwindet dann aus dem Behandlungszimmer.
Sofort als die Türe zugeht, trete ich von Julian weg, dieser setzt sich sofort auf und sieht mich an.
"Ich hätte nie gedacht das ich dich je wiedersehen Lea." höre ich seine Stimme und sehe ihn an, er setzt sich richtig hin und wird dann leicht verlegen.
"Alles ok? Hast du Schmerzen?" frage ich ihn besorgt und trete wieder an ihn ran, möchte nachsehen doch er hält meine Hände fest.
"Nein." sagt er verstimmt und sieht mir dabei in die Augen, diese blaue Augen hatte ich so sehr vermisst. Sie waren einige male in meinen Träumen aufgetaucht.
"Was ist es dann? Kann ich dir helfen?" frage ich und versuche wirklich gefasst zu wirken.
"Bei dem Problem kannst du mir nicht helfen Lea." murmelt er verlegen, steht auf und zieht seine Hose zurecht. Nun verstehe ich auch was los ist, in seiner Hose zeichnet sich eine deutliche Beule ab.
Sofort werde ich Rot und trete von ihm weg, kann ihm dann nicht mehr in die Augen sehen. Zum Glück muss ich das auch nicht, den Mathias kommt wieder.
"Dann wollen wir mal an die Dehnübungen gehen." meint er fröhlich und lächelte uns beide an.
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So.
Endlich geht's weiter.
Was meint ihr zum ersten Kapitel?

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