~Kapitel 02~

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Seit Julian da ist, ist eine Wochen vergangen, eine Woche wo ich ihn jeden Tag sehen musste und mit ihm arbeiten muss. Zwar war Mathias immer mit dabei, doch es war unangenehm ihn immer wieder anzufassen. Bis jetzt hatte mich Julian nicht richtig angesprochen, keiner wusste, dass er mich kannte und wir auch mal zusammen waren.
Nach Luca hatte er bis jetzt auch noch nicht gefragt, vermutlich damit keiner merkt, dass wir uns kennen. Doch wenn Mathias nach Luca gefragt hatte, konnte ich sehen, wie der Fußballer die Ohren spitze und zuhörte. Somit wusste er auch das mein Sohn in Leverkusen war, noch bis zum Ende der Ferien.
Und nun? Jetzt saß ich mit der Mannschaft im Flieger in die USA. Wieso hatte ich vorher zugestimmt, mit zufliegen? Gut, da wusste ich auch noch nicht, dass ein gewisser Herr Brandt ab Sommer in der Mannschaft ist.
Die Mannschaft saß vorne im Flieger und ich war wirklich froh darüber, so musste ich den Flug zumindest nicht mit ihm in der Nähe verbringen. Mathias ging mit mir einiges durch und es schliefen alle noch etwas bevor wir dann in Seattle landeten.
Danach ging es noch ins Hotel und wer Lust hatte, konnte noch den Tag in der Stadt verbringen. Gesagt, getan, wenn ich schon einmal hier war, wollte ich auch etwas von der Stadt sehen und unser Hotel war super zentral gelegen.
Ich wollte mir dieses Riesenrad am Pier 57 anschauen, zwar würden wir hier nochmal mit dem BVB hingehen, aber das eher für Pressetermine. Ich wollte mir eine Fahrt in diesem Riesenrad gönnen.
Nachdem meine Sachen in meinem Zimmer waren, verließ ich das Hotel, auch einige der Jungs gingen wohl in die Stadt. Kurz schaute ich mich um und fand dann, dank meines Handys, den Weg zum Pier mit der Straßenbahn.
Am Pier angekommen muss ich sagen hätte ich mehr erwartet, doch sie Spielhalle und auch das ganze Ambiente war es wert sich das hier einmal anzuschauen. Im Café holte ich mir erst einen Kakao und stellte mich dann an die Brüstung um raus aufs Wasser zu schauen, es war wunderschön und ich wünschte das Luca hier wäre und das auch sehen könnte. Schnell machte ich noch ein paar Bilder und ging dann langsam zu dem Riesenrad, 
Trotz des wunderschönen Wetters war wirklich nicht viel los und ich konnte mir ein Ticket für in einer halben Stunde kaufen, ungewöhnlich, aber ich wollte mein Glück jetzt nicht in Frage stellen.
Die Zeit bis zu der Fahrt verbrachte ich in der Nähe, schaute aufs Wasser und holte mir noch einen Kakao. Dann war es so weit und ich konnte in die Gondel einsteigen, damit die anderen Mitfahrer Platz hatten setzte ich mich ganz außen hin. Es dauerte einen Moment dann schloss sich die Türe, es wunderte mich das keiner neben mir saß und als ich aufschaute, erschrak ich mich fast zu Tode.
"Was machst du den bitte hier." frage ich den blonden Fußballer der mit schräg gegenüber saß. Zum Aussteigen war es zu spät, denn die Gondel setzte sich schon in Bewegung, nun musste ich also eine Weile mit ihm aushalten.
"Ich will mit dir reden und da wir nie alleine sind, war das die perfekte Chance." erklärt er seine Aktion und sieht mich dabei an. Genau so etwas wollte ich doch vermeiden, mit ihm alleine sein.
"Und wenn ich nicht mit dir reden will?" frage ich ihn, drehe meinen Kopf weg und schaue wieder nach draußen. Hoffe einfach, dass er versteht, dass ich nicht reden will.
"Ich möchte doch nur wissen, wie es dir und Luca geht." kommt dann eine ganz normale Frage, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe.
Überrascht schaue ich ihn an, mit der Frage bringt er mich komplett aus dem Konzept. Bis jetzt konnte ich immer durch den Beruf zu ihm Abstand haben, nun aber, mit ihm hier alleine fällt es mir wirklich schwer.

"Luca geht in die Schule, ihm geht es gut. Er hat neue Freunde gefunden, spielt weiterhin Fußball und meine Ausbildung läuft auch sehr gut. Hast du ja selber schon gemerkt." antwortete ich Julian nach kurzem Zögern. Wie gerne hätte ich ihm erzählt, dass ich ihn vermisse, dass ich manchmal tagelang an ihn dachte und mir unsere Fotos anschaute. Doch das wollte ich ihm nicht sagen, wollte ihn nicht wieder in die Vergangenheit zurückziehen. Es reicht, wenn ich weiter darin meine Kraft suche.
Hier mit ihm zu sitzen, seine Nähe und sein Geruch, brachten die Sehnsucht wieder hervor ihn in meine Arme zu schließen. Doch sicher hatte er nicht mehr dieselben Gefühle für mich wie ich scheinbar noch für ihn.
"Wie macht er sich den in der Schule?" kommt dann als nächstes, er möchte also über Luca reden. Gut, damit hatte ich kein Problem.
"Er kommt jetzt in die zweite Klasse, macht sich wirklich sehr gut und ihm gefällt die Schule auch." erzähle ich ihm und suche dann in meinem Handy ein Foto von Luca raus, welches ich aufgenommen habe bevor meine Tante und mein Onkel ihn nach Leverkusen geholt haben. Es war beim Fußballtraining gemacht worden.
"Er ist wirklich groß geworden." murmelt Julian während er sich das Foto anschaut, ich lass ihn kurz bevor ich mein Handy zurückziehe.
"Er wird immerhin älter." gebe ich darauf nur blöde zurück und sehe dann wieder aus dem Fenster, raus aufs Meer und auf die Stadt unter uns.
"Ich vermiss den kleinen." höre ich ihn nach einer Minute des Schweigens sagen, diese Aussage überrascht mich wirklich und genau deswegen sehe ihn nun wieder zu ihm rüber.
"Was schaust du mich so überrascht an, du weißt wie gerne ich Luca hatte. Ich wollte das nie beenden, ich wollte mit dir da durch. Du hast uns aufgegeben, Lea." seine Worte sind ernst, seine Worte sind aufrichtig und seine Worte tun mir verdammt weh. Doch das dürfte einfach nicht sein.
Ich kann ihn nicht weiter anschauen, sehe wieder nach draußen und stelle zu meiner Erleichterung fest, dass wir uns wieder abwärts bewegen. So wäre ich aus dieser Situation bald befreit und konnte mich von Julian entfernen.
"Es ging so nicht. Ich wollte Luca beschützen und du solltest dich nicht gegen deine Familie stellen wegen einer Frau." antworte ich leise, wusste aber das er mich verstehen wird. Ich konnte als Antwort ein Schnauben hören, doch er sagt in dem Moment nichts. Mir reicht seine Reaktion, um zu wissen, dass er noch immer noch mit meiner Handlung von damals einverstanden ist.
"Meine Gefühle haben dich nicht interessiert, du hast einfach für uns beschlossen und nicht einmal mit mir darüber gesprochen. Mich vor vollendete Tatsachen gestellt und einfach sitzen gelassen." redet Julian nun weiter, seine Stimme ist lauter und wütender als vorher. Ich zucke deswegen ein bisschen zusammen. Mit so einem Ausbruch hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.
"Ich hielt es für das beste Julian." antworte ich ehrlich und schaue zu ihm, in seinem Blick lag etwas Wütendes und gleichzeitig verletztes. Konnte es sein, dass er noch immer nicht darüber hinweg war? Bevor ich ihn das aber fragen konnte, blieben wir stehen und die Gondeltür wurde geöffnet. Nacheinander stiegen wir aus und standen dann dort, wussten nicht, was wir sagen oder machen sollten.
"Lass uns ins Hotel zurück." meine ich deswegen nur und wir machen uns zusammen auf dem weg zu Hotel, schweigend diesmal.

Im Hotel angekommen gehe ich direkt zu den Aufzügen und drücken den Kopf für meine Etage, Julian steht auch im Aufzug schweigend neben mir  und sieht mich nicht mehr an.
"Es tut mir leid wegen damals Julian, doch kann ich es jetzt nicht mehr ändern." gebe ich von mir bevor der Aufzug meine Etage anzeigt und ich dann aus dem Aufzug trete, ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn nochmal an.
"Ja, ich hätte mit dir reden sollen, dir meine Situation erklären sollen, doch ich wollte es uns nicht noch schwerer machen. Ich hielt es damals für das beste dich einfach da sitzen zu lassen, egal wie falsch es im Nachhinein war und wie sehr ich es bereue." gestehe ich ihm nun, ich konnte ihn nicht so traurig sehen. Nach meinen Worten schaut er mich an, überrascht und doch glücklicher als er mich je seit einer Woche angeschaut hat.
Bevor er aber etwas sagen konnte, hörten wir den anderen Aufzug aufgehen.
"Baby da bist du ja." höre ich eine Stimme, eine Stimme die ich gerade einfach nicht hören will und nicht in diese Situation passt. Bevor ich reagieren konnte, werde ich auch schon gepackt und mir werden bekannte Lippen auf die meinen gedrückt.
Ein erschrockener Laut kommt aus der Richtung von Julian und dann sehe ich nur wie die Aufzugtüren sich schließen und er verschwindet. Marius indessen löst sich von mir und sieht mich an.
"Ich hab dich gesucht, dachte wir könnten ein bisschen zu zweit sein." grinst er mich an und wackelt mit den Augenbrauen ein bisschen. Natürlich wusste ich was er meint, doch seit Julian beim BVB aufgetaucht war hatte ich mich von Marius zurückgezogen.
Wir waren nicht zusammen, nein wir hatten nur ein bisschen Spaß miteinander. Ich bin mir aber sicher, dass es für Julian gerade anders ausgesehen haben musste. Vielleicht war das aber nach meiner Aussage gerade eben auch besser so, wenn er denkt, dass ich eine neue Beziehung habe.

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