~Kapitel 24~

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Seit Weihnachten behandelt mich Julians Vater mehr oder weniger normal, lag vielleicht aber auch daran, dass wir bis jetzt nicht in der Presse aufgetaucht waren, bis gestern.
Ich hatte Julian zum Flughafen gebracht und wir wurden dabei fotografiert, leider konnte sich die Presse noch zu gut an mich erinnern und damit war raus das wir wieder zusammen waren.
Einzig Luca wurde erstmal noch nicht erwähnt.
Julians Vater hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet, vielleicht würde er sich doch damit zufriedengeben, dass wir zusammen sind. Wir hatten, nachdem sie gelandet waren noch besprochen, dass keiner von uns beiden etwas sagen würde, auch der BVB würde nichts herausgeben. Bis jetzt wussten, sie aber auch noch nicht, dass ich beim BVB arbeite.
Ich wollte heute mit Luca zu meinem Onkel und meiner Tante, Leverkusen hatte morgen ein Heimspiel und Kai hatte Luca eingeladen.
Die Fahrt nach Leverkusen verging auch sehr schnell, da die Jungs noch Abschlusstraining hatten ging Luca erstmal zum Trainingsplatz. Dort kannte man ihn mittlerweile so gut, dass keiner mehr fragte, wenn er kam. Ich beobachte lächelnd, wie Kai ihm zuwinkt und mache mich auf den Weg zum Haus meiner Familie.
Kurz bevor ich am Haus war trat mein Onkel aus der Türe, er sah dabei aber nicht so glücklich aus.
"Was ist denn los?" frage ich sofort als ich bei ihm bin.
"Ich denke, es bringt nichts, wenn ich lange drumherum rede. Dein Vater ist hier." erklärt mir mein Onkel und ich bleibe sofort stehen, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, wenn ich ehrlich bin. Doch gerade fühle ich mich wirklich total überfordert. 
"Was... will er?" möchte ich fragen, doch meine Stimme bricht immer wieder ab und das merkt mein Onkel auch. Sein Blick ist traurig.
"Er möchte zu dir, er wusste ja nicht, dass du ausgezogen bist. Wir haben auch nur gesagt, dass du mit Luca unterwegs bist." meint er und kommt zu mir, legt seine Hand auf meinen Unterarm und sieht mich traurig an.
"Muss ich da durch?" murmel ich leise, doch ich kenne die Antwort.
Seufzend gehe ich zusammen mit meinem Onkel danach ins Haus, er nimmt meine Tasche und stellt sie auf die Treppe.
Wir gehen danach zusammen ins Wohnzimmer, wo auch ein großer Esstisch steht, und da sitzt er. Mein Vater unterhält sich, angespannt, mit meiner Tante.
"Ach bist du auch endlich da Leandra." sagt mein Vater sofort als er mich sieht, alleine diese Worte und seine Stimme lassen die Übelkeit in mir hochkommen. Ich weiß genau, wie er mich damals behandelt hat, als ich ihnen von der Vergewaltigung und der Schwangerschaft erzählt habe.
"Woher sollte ich wissen, dass du hier bist? Mein Leben geht dich nichts mehr an." fahre ich ihn an, eigentlich trau ich mich sowas nicht, doch meine Wut ist gerade einfach größer.
"Ich sag mal Kai Bescheid." flüsterte mein Onkel mir ins Ohr und ich sehe ihn darauf dankend an, das mein Vater meinen Sohn kennenlernt möchte ich gerne vermeiden. Dieser verschwindet dann auch sofort und ich setzte mich an den Tisch.
"Was willst du hier?" frage ich sofort und sehe ihn an, er war älter geworden, aber sein Gesichtsausdruck war noch immer so kalt und abweisend wie immer.
"Mit dir über diesen Julian Brandt reden." warf er mir seine Worte regelrecht ins Gesicht und den Artikel aus der Zeitung auf den Tisch, ich beachten ihn nicht da ich ihn gelesen hatte. Unzählige Onlineportale waren auf diesen Zug auch aufgesprungen.
"Ich wüsste nicht, was es dich angeht. Mein Leben interessiert euch doch nicht mehr." sage ich jetzt, merke dabei wie ich immer wütender werde und hoffe einfach, dass ich mich zusammenreißen kann. Es gibt soviel, was ich meinen Eltern an den Kopf werfen möchte, doch nicht hier und nicht jetzt.

"Du bist noch immer meine Tochter! Nun erfahre ich das du mit diesem Fußballer zusammen bist, mal wieder oder immer noch." motzt er mich nun an, ich kann sehen das ihm meine Aussage nicht gefällt. Doch das ist mir egal.
"Ihr habt mich damals herausgeworfen, ihr habt mir ins Gesicht gesagt, dass ich gelogen habe und einfach zu blöd war aufzupassen. Das Jugendamt hat euch das Sorgerecht für mich entzogen, ich bin euch keine Rechenschaft mehr schuldig." konter ich die Aussage von meinem Vater, schaffe es aber nicht ihm länger in die Augen zu schauen.
"Darum geht es jetzt nicht. Was läuft da mit diesem Julian Brandt, ist da etwas dran, dass ihr zusammen seit?" fragt er mich jetzt wieder, wieso reitet er so sehr auf Julian rum? Was wollte er denn von mir und wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
"Das geht dich zwar nichts an, aber ja, ich bin mit Julian zusammen." antworte ich ihm auf seine Frage und stehe nun auf, ich hatte keine Lust mehr mich mit ihm zu unterhalten, denn ich wollte zu meinem Sohn und nach Hause fahren. Kai würde das verstehen mit dem Spiel morgen, ich konnte jetzt nicht hier bleiben.
"Ich bin noch nicht fertig Fräulein." kommt es aufgebracht von meinem Vater.
"Ich bin aber mit dir, nein, mit euch fertig. Wir wollten nichts von euch wissen. Versteh das endlich und lass mich und meinen Sohn in Ruhe." fauche ich ihn jetzt an, mir reicht es und ich will einfach nicht mehr mit ihm reden.
"Du hast dieses Kind also doch noch immer? Ich dachte wirklich, du bist so vernünftig und gibst es nach der Geburt wenigstens zur Adoption frei." diese Worte von meinem Vater lassen mich erstarren, mitten in der Bewegung.
"So, nun reicht es, Reiner. Ich hab mir das hier stumm angeschaut, aber das geht zu weit. Ich bitte dich doch unser Haus zu verlassen." mischt sich meine Tante in die Unterhaltung ein, dafür bin ich ihr wirklich dankbar, denn ich muss mich gerade zusammenreißen.
In meinen Augen sammeln sich die Tränen und ich bin froh, dass ich mit dem Rücken zu meinem Vater stehe, so sieht er es nicht. Das meine Tante hier jetzt das Wort übernimmt ist natürlich auch sehr hilfreich, ich würde gerade nichts sagen können.
"Du wirfst mich also raus?" fragt mein Vater und wirkt dabei auch sehr entsetzt, selber Schuld muss ich dazu sagen.
"Ja. Unsere Loyalität gilt Leandra und nicht euch, bitte verlass jetzt unser Haus." wiederholt meine Tante ihre Bitte dann nochmal. Ohne ein weiteres Wort kann ich hören, wie mein Vater aufsteht. Er geht, ohne mich eines Blickes zu würdigen aus dem Zimmer und kurz danach höre ich die Haustüre ins Schloss fallen.

Sobald das geschieht, fällt alle Anspannung von mir, meine Tränen laufen mir nun stumm über die Wange und ich kann sie nicht aufhalten.
Meine Tante nimmt mich in den Arm und dafür bin ich ihr dankbar, sie stellt keine Fragen, sie möchte nicht reden, sondern nimmt mich einfach nur in den Arm.
"Beruhig dich. Er ist weg." sagt sie leise und streicht mir dabei über den Rücken, so hatte sie es sehr oft in der Schwangerschaft getan. Immer wenn mir alles zu viel wurde, war meine Tante damals für mich da gewesen. Noch heute war ich ihr dafür verdammt dankbar.
Es dauert noch einen Moment, bevor ich dann wirklich wieder aufhöre, mich aufrichte und mir die Tränen wegwische.
"Danke." murmel ich leise, doch weiter kommen wir nicht, denn die Haustüre wird aufgeschlossen und Luca kommt hereingelaufen. Dieser merkt sofort, dass etwas mit mir nicht stimmt.
"Alles ok Mama?" fragt er mich deswegen, ich nicke nur und nehme ihn auf den Arm.
"Es ist alles gut, mein Schatz. Wie geht es Kai?" frage ich ihn, versuche wieder normal zu klingen und hoffe, dass er es akzeptiert. Ich möchte halt nicht immer meine Sorgen auch vor meinem Sohn ausbreiten.
Ich entschied mich doch, mit Luca hier zu bleiben, er freute sich so sehr auf morgen und auf das spiel das ich ihm das nicht antun konnte. Außerdem war ich hier nicht alleine, hier hatte ich jemand um mich herum. In Dortmund wäre ich nun alleine und müsste meinen Gedanken zuhören. 

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