Mit dreiundzwanzig Jahren hatte Tyron schon den Reifegrad eines zwölfjährigen Menschen. Sein Wachstum war also sehr menschlich, wobei es immer wieder Phasen gab, in denen es stockte. Seine Eltern entschlossen sich, ihn in eine Schule zu schicken. In den letzten Jahren hatte sich herausgestellt, dass Tyron Wissen geradezu aufsaugte. Vielleicht lag es daran, dass Hope der Träger von Wissen war.
Sai und Asta besuchten die Schule bereits seit einem Jahr und es lief gut. Sereph und Hope waren sich einig, dass Tyron nun auch diesen Schritt tun sollte. Nun stellte sich die Frage, auf welche sollten sie ihn schicken? Hope war der Meinung, dass Tyron auch eine menschliche Schule besuchen sollte.
Hopes menschliche Seite und Einstellung hatten sich nach wie vor nicht geändert. Er wollte, dass sein Sohn die Welt der Menschen kennenlernte und seine Wurzeln verfolgen sollte. Aleksander und Belial hatten sich dagegen entschieden, doch Hope war selbst ein Mensch wie Tyron und wollte diese Bindung nicht abreißen lassen. Zwar konnte er seine Eltern und seine Schwester nicht besuchen, doch er war oft dort gewesen, um sie zu beobachten. Sie war zu einer schönen Frau herangewachsen, auf die Hope stolz war.
Tyron mochte die Welt der Menschen. Sie war so anders als die Hölle und doch einzigartig. Er freute sich über jeden Besuch, vor allem bei dem Stamm auf Fidschi, von wo seine Mutter stammte. Wenn er dort war, nahm er immer Souvenirs mit, die er in seinem Zimmer platzierte. Die Sprache und Gebräuche beherrschte er fließend, so war es auch kein Problem, wenn Hope ihn alleine mit den Menschenkindern spielen ließ.
Nach einem langen Gespräch sollte Tyron nun erst einmal die Schule in der Nähe besuchen. Anders als Asta und Sais Schule war diese in Serephs Bereich. Sie wollten ihn in der Nähe haben. Auch wenn die beiden Höllenfürsten ein Bündnis geschlossen hatten, so waren es zwei separate Reiche.
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„Halt etwas still, Hairicín", sagte Jaden und richtete Tyrons Oberteil. Der Junge war ein Zappelphilipp, voller Energie und Vorfreude. Wie ein Orkan hatte er Jadens Leben auf den Kopf gestellt. Die letzten zwei Jahrzehnte hatte er dank Tyron keine Minute der Langeweile gehabt. Er hatte diesem kleinen Wirbelwind die Werte, Verhaltensregeln und vieles andere beigebracht.Dieser Junge hatte das Wissen aufgesaugt wie ein Schwamm, konnte schon früh lesen und schreiben. So hatte er ihn oft in der Bibliothek gefunden – eingeschlafen auf einem offenen Buch. Es ist gut, wenn er mit anderen Kindern Erfahrungen macht, die Gesellschaft selbst erfährt. Das war etwas, das er nicht in einem Buch nachlesen konnte.
Tyron wusste, dass er nichts über seine Eltern sagen sollte, einfach aus Selbstschutz. Aufgeregt wippte der Junge hin und her, schaute freudig zu Jaden. Das Lachen wärmte ihm jedes Mal das Herz. Nicht nur weil er Tyrons Wächter war, sondern weil sie eine besondere Verbindung hatten. Jaden wusste, dass Tyron ihn mit anderen Augen sah. In seinen Augen hatte er keine Vorgeschichte, er sah einfach den Dämon, der er heute war.
Mit einem Seufzer stand er auf und sagte: „Gut, ich bin fertig. Wollen wir?" Tyron nickte freudig.
Er war nun stolze 1,43 m groß und hatte etwas längere blonde Haare. Seine Augen strahlten, genau wie sein Gesicht. Er nahm seinen Beutel über die Schulter und sprang von dem Hocker. Lachend folgte er Jaden in den Eingangsbereich, wo seine Mutter wartete. Hope verabschiedete sich von ihm und drückte ihn noch einmal, dann durchschritten sie das Portal.
Sein Wächter brachte ihn bis zum Gelände, dann beugte er sich nach vorne. „Hab' Spaß. Genieße die Zeit. Wenn etwas sein sollte, ruf nach mir. Wenn du nach Hause möchtest, aktiviere mit der Kette ein Portal, so wie wir es geübt haben", sagte Jaden und spürte so etwas wie Wehmut. Tyron tat den nächsten Schritt, ein neuer Abschnitt begann.
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Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️
FantasyDas Zimmer wurde hell und er sah die Person, die er gerade berührt, geküsst und gestreichelt hatte, vor sich. Blonde Haare, lustvernebelte obsidianfarbene Augen und von seinen Küssen geschwollene Lippen. Die Wangen waren leicht rot und in den Augen...