Kapitel 12

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Er konnte den Hass förmlich sehen. Tyron fand es urkomisch, wie die Dämonin ihn mit ihrem Blick tausendfach ermordete. Manchmal schenkte er ihr ein Grinsen, sodass sie noch mehr brodelte. Sie ist dümmer als gedacht. Sie zu reizen, war ein ziemlich unterhaltsamer Zeitvertreib. Am Ende des Tages lief er gut gelaunt aus dem Portal.

Seine Mutter hatte besorgt gewartet, doch er beruhigte sich sofort, als er ihn sah.

„Wie war dein Tag?", fragte Hope vorsichtig.

Tyron grinste nur. „Eins zu null für mich." Mehr sagte er nicht, doch Hope fiel gefühlt ein halber Berg von den Schultern. Gott sei Dank.

Gut gelaunt lief er in Richtung seines Zimmers, direkt an Jaden vorbei, der in die Küche wollte. Er fing den Dämon ab, schlang seinen Arm um ihn und drückte ihm erneut ohne Vorwarnung einen Kuss auf die Lippen. Er ließ ihn sofort danach los und lief pfeifend weiter, während dieser ihm nachstarrte. Heute würde er sich von niemand die Laune verderben lassen, wer wusste, was morgen kam.

Jaden brodelte, denn Tyron hatte ihn mitten im Gang abgefangen. Mit dieser Aktion hatte er erneut nicht gerechnet. Seine Lippen brannten und er biss sich darauf.

Tyrons Lauf setzte sich fort. Er fuhr jedem über's Maul, der ihn blöd ansprach, bis sie es geschnallt hatten. Er sorgte auch immer dafür, dass er nicht alleine in irgendwelchen Ecken war – wer wusste, ob sie ihm auflauerten.

Prinzessin Kotz hasste ihn mit jedem Tag mehr. Daheim überrumpelte er Jaden, wann immer sich die Gelegenheit bot. Er merkte, dass der Dämon förmlich vor ihm zu flüchten begann, was an sich lächerlich war. Er war gerade mal drei Jahrzehnte alt, Jaden dagegen... älter. Tyron sah es als Spiel und erfolgreiche Zermürbungstaktik. Die Wochen vergingen wie im Flug.

Nun würde er Phase zwei seines Plans beginnen.

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Wie so oft sperrte sich Jaden in sein Büro ein. Er hatte keinen Plan. Er wusste nicht, was er tun sollte. Tyron überfiel ihn bei jeder Gelegenheit. Was soll ich tun? Er konnte seinen Schützling nicht schlagen. Er konnte nicht einfach für ein Jahr verschwinden. Er konnte nicht mit Sereph reden. Dieser kleine Scheißer hatte ihn Schachmatt.

Ich sollte mit ihm reden. Wenn ich ihm deutlich mache, dass ich keine Beziehung dieser Form mit ihm möchte, wird er es respektieren. Wahrscheinlich.... Vielleicht. Er knurrte seinen Frust hinaus. Es war einfach nur lächerlich. Er verschloss sein eigenes Zimmer mit einem Zauber, weil er Angst hatte, dass Tyron ihm dort auflauern könnte – im Schlaf überfallen würde.

Frustriert und genervt verließ er sein Büro. Er machte sich auf die Suche nach Tyron, doch er fand ihn nicht. Er war einfach nicht da. Hatte er Training? Seit er auf die Schule ging, erhielt er Waffentraining, doch das sollte eigentlich um sein. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er schon sein Lachen. Ein Lachen, das sein Herz wärmte.

Verschwitzt kam er herein. Er lief direkt auf Jaden zu, der sich wappnete. Er war direkt neben ihm, dann hinter ihm und die Treppe hinauf. Kein Wort, kein Blickkontakt, keine Berührung. Tyron war einfach an ihm vorbeigelaufen. Hatte er ihn nicht gesehen? Das konnte nicht sein. Was war hier los?

Dieser Vorfall blieb kein Einzelfall. Es war, als wäre Jaden Luft. Tyron sah ihn nicht an, redete nicht mit ihm. Er antwortete nur auf wichtige Fragen, oder wenn jemand in der Nähe war. Er sah ihn nicht mehr, als würde er sich jedes Mal in Luft auflösen, wenn Jaden in seine Nähe kam.

Heimlich beobachtete er ihn beim Training. Er verstand die Welt nicht mehr. Hasst er mich? Doch er schwieg. Ein weiterer Monat verging und Jaden hatte das Gefühl, dass es ihn innerlich auffraß. Er wachte schweißbedeckt aus einem Traum auf, in dem Tyron über ihm lag und ihn eroberte, ihm süße Worte ins Ohr flüsterte.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt