Kapitel 15

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Viereinhalb Jahre später...

Tyron massierte sich erschöpft die Schulter. Heute hatte er ausnahmsweise einen freien Tag. Tora bewegte sich unruhig auf seinem Körper. Willst du zu deinem Rudel zurück?, fragte er seinen Freund. Er wusste, dass dieser darauf nicht mit ja antworten würde, auch wenn er es wollte. So war er nunmal. Dementsprechend entschloss er sich einfach dazu, ihn zu seinem Glück zu zwingen. Er aktivierte den Kristall und öffnete ein Portal in der Nähe des Rudels.

„Ab mit dir und wehe du kommst vor heute Abend zurück", sagte er und Tora nahm Gestalt an. Wenn das dein Wunsch ist. Dann rannte er davon. Idiot. Daraufhin reiste er weiter, landete in der Eingangshalle von Belials und Aleks' Zuhause. Wenn er richtig lag, hatten die beide gerade frei. Er hatte sie schon seit einer Weile nicht mehr gesehen. Mal schauen, ob sie da sind.

Er lief in Richtung der Terrasse, auf der die zwei meistens waren. Manchmal war er eifersüchtig auf die tiefe Bindung, die die beiden hatten. Auf der anderen Seite beneidete er Sai nicht darum, der Träger von Empathie zu sein. Als er kurz vor der Tür war, hörte er die Stimme seines Cousins.

„Hast du schon einmal körperliche Nähe mit jemandem geteilt?"

Tyron hätte am liebsten losgelacht, denn er hörte sich so unschuldig an. Daraufhin hörte er die Antwort seiner verwirrten Cousine: „Was?"

Hölle. Ist das die Konferenz der schüchternen Jungfrauen?... Vermutlich. Wow, einer der Vorzüge seiner menschlichen Seite. Er war bereits um einiges reifer als die beiden.

„Er meint, ob du schon Sex hattest, gebumst, genagelt. Weitere Synonyme gefälligst?", warf er mit belustigter Stimme ein. Beide schauten überrascht zu ihm, auch wenn sein Cousin es gut überspielte. Er ist noch kälter als sonst. Sai hatte sich in den letzten Jahren verändert, er war unnahbarer geworden. Tyron und Asta wussten nicht, warum.

„Tyron?", fragte Asta überrascht.

„Hast du nicht Schule?", erklang Sais kühle Stimme.

Dieser kleine Sack, will er mich loswerden, bevor ich überhaupt gekommen bin? Er ignorierte Sai einfach und setzte sich locker im Schneidersitz zu ihnen. „Hab' gerade freie Zeit. Was geht bei euch?" Nun war er gespannt, denn das angeschnittene Thema war heißer als glühendes Eisen.

Und wieder lenkte Asta ab, als wolle sie das Gesagte einfach wegdenken. „Nichts Großes, wir haben ebenfalls frei. Wie geht es Onkel Hope?", fragte Asta freundlich.

„Mum geht es gut. Ist gerade auf der Durchreise, um armen Kindern zu helfen", sagte er und schaute sie an. Nicht ablenken Cousinchen, raus mit der Sprache. „Nun aber zu dem Interessanten. Warum hast du Asta gefragt, ob sie schon einmal Sex gehabt hat?", fragte er seinen Cousin. Er spürte sofort dessen Unsicherheit, war sich nicht sicher, ob Sai antworten würde.

„Es ging mir allgemein darum. Wie ist es, jemandem nahe zu kommen", sagte Sai ehrlich. Nun war Tyron beeindruckt. Seinem Cousin schien es wirklich wichtig sein. Leider grätschte Asta seinen Versuch nieder. Es war nicht böse von ihr gemeint, doch leider das absolut Falsche, was sie hatte fragen können. „Sai, gibt es jemand, an dem du Interesse hast?"

Hölle, Asta. Das war mehr als dumm. Darauf würde Sai nicht antworten und vielleicht hatte sie damit auch jedes Quäntchen Mut in seinem Cousin zerstört. Sai schwieg. Also versuchte Tyron die Situation irgendwie zu retten. „Ich denke nicht, dass er direkt darüber reden möchte. Ich denke, ich weiß, was du meinst. Wenn man einer anderen Person nahekommt, dann spürt man etwas."

Volltreffer. Er sah es in Sais Gesicht. Dann wollen wir ihm mal ein bisschen auf die Sprünge helfen. „Wenn du jemandem nahekommen möchtest, ihn verführen, dann baue langsam die Distanz ab", sagte er und näherte sich Sais Gesicht. Um es ihm zu demonstrieren, legte er eine Hand an Sais Gesicht, schaute ihm direkt in die Augen, dann fuhr er mit dem Daumen über dessen Lippen.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt