Kapitel 34

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„Noch einmal", erklang Niyatis Stimme und Jaden biss die Zähne zusammen. Er sammelte die Magie, die er von Sereph erhalten hatte und konzentrierte sie auf das eine Ziel. Seine nussbraunen Haare begannen sich schwarz zu färben und seine Augen wurden schwarz mit einer weißen Iris, seine Haut wurde weiß wie der Schnee.

Mit einem Schrei griff er den Gott an, der seinem Angriff auswich. Ein Schlag nach dem anderen folgte. Nach etwa einer halben Stunde konnte Jaden die Fassade nicht mehr aufrechterhalten und er nahm seine ursprüngliche Gestalt an. Keuchend stand er vor Niyati, der ein ernstes Gesicht machte.

Niyati sah den goldenen Faden an Jadens Brust, der nur noch wenige Millimeter lang war. Wenn dieser Faden abbrach, würde Jaden sterben. Sie hatten keine Zeit mehr. Die letzten zwei Monate hatten sie alles getan, um Jaden so weit wie möglich auf den Limbus und die Begegnung mit den Soul Reapern vorzubereiten. Tag und Nacht hatte dieser verbracht die Gepflogenheiten und auch die Sprache zu lernen, von der er nun einen Bruchteil beherrschte.

Hope hatte versucht, es ihm so gut es ging zu vermitteln, und Sereph hatte ihn unentwegt mit seiner Magie vollgepumpt. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie alles auf Jaden setzen mussten.

„Es ist Zeit, morgen bei Sonnenaufgang werden wir aufbrechen. Nähre dich so gut es geht von Sereph und ruh dich aus, denn morgen wird sich alles entscheiden", sagte der Gott des Schicksals.

Jaden nickte stumm. Morgen. Morgen werde ich dich endlich finden. Seine Entschlossenheit stärkte ihn, denn er würde alles tun, um sein Herz zurückzuholen, wenn nötig den Gott des Todes persönlich bekämpfen. Also tat er das, was Niyati gesagt hatte. Er ging zu Sereph, nährte sich von dessen Energie und legte sich schlafen. In dieser Nacht schlief keiner. Alle warteten auf den ersten Sonnenstrahl und schon bald zeigte sich dieser über dem Horizont.

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Sereph und Hope liefen zum Gemeinschaftsraum in ihrem Anwesen. Als sie die Türe öffneten, sahen sie, dass dort Lyric saß, Nix lag daneben, dessen Kopf auf seinem Schoß. Sanft strich dieser über die Haare des Orakels, das die Augen geschlossen hatte. Sereph spürte, dass Lyric einen Zauber um Nix wob und schaute ihn an.

„Du zwingst ihn in den Schlaf?", sagte er zu dem Runendämonen.

Dieser schaute nicht auf, antwortete nur: „Es ist ja nicht so, dass er seit langem ein Auge zugemacht hat. Er hat sich nicht einmal gewehrt. Zudem was bringt es, wenn er wie ich hiersitzt, sich Vorwürfe macht und in die Luft starrt? Reicht doch, wenn einer das tut."

Der Höllenfürst konnte es nachvollziehen. Sein Gefährte hatte tiefe Augenringe und sah grausig aus. Er setzte sich dem Runendämon gegenüber und Hope platzierte sich neben ihm in seinen Armen. Sanft legte er die Hand an Hopes Kopf und wob denselben Zauber wie Lyric. Hopes Augen fielen sofort zu und er glitt in einen sanften Schlaf.

Lyric schaute ihn für einen Moment verwundert an. „Du hast recht, es reicht, wenn wir beide warten und unsere Gefährten sich erholen."

Jaden betrat den Raum und die beiden wachen Dämonen schauten zu ihm. Sie sahen nichts als Entschlossenheit und das gab ihnen Hoffnung. „Ich werde ihn zurückbringen", sagte Jaden mit fester Stimme.

„Na das wollen wir doch hoffen", erklang eine melodische Stimme und ihre Gesichter drehten sich zu dem Gott, der in der Ecke stand. „Bist du bereit?"

Jaden nickte. Er ging ein letztes Mal zu Sereph und umarmte diesen. „Ich danke dir für all die Jahre, die du mir geschenkt hast", flüsterte er. Es sollte kein Abschied sein, doch wenn er nicht wiederkehren sollte, konnte in dem Wissen gehen, dass er sich bei seinem Freund bedankt hatte.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt