Er lief durch den dunklen Gang, den Bewusstlosen direkt im Schlepptau. Sein Blut tropfte nicht mehr auf den Boden, denn seine Schatten verhinderten es, doch er hatte viel Blut verloren. Wäre dieser nicht so stur gewesen, hätte er ihn mit seiner Sense nicht niederstrecken müssen.
Er gab zu, sein Erscheinen war zu einem ungünstigen Zeitpunkt gewesen, doch nachdem dieser erwacht war, war er am schwächsten. Er konnte nicht riskieren, dass dieser zu einem ernstzunehmenden Gegner wurde. Dieser Blick. Für einen Moment war er erstarrt, als er dessen Blick gesehen hatte. Kein Zögern. Er hat für diesen Dämon, ohne nachzudenken, sein Leben riskiert. Eine solche tiefe Emotion hatte ihn erschüttert.
Die Haare hatten sich zurück in blondes verwandelt und seine Haut war nicht mehr schneeweiß. Das würde sich noch ändern, denn auch dieser würde seinen Platz einnehmen.
Wortlos schleifte er ihn weiter, bis er an der Tür angelangte, hinter der sich Mithril befand. Er klopfte und wartete, dass sie ihn hereinbat. Ohne Erlaubnis wagte niemand diesen Raum zu betreten, außer man war seines Lebens müde. Die Erlaubnis erhielt er, indem sich die Tür ohne jegliches Zutun öffnete. Dort stand sie. Das grausamste und tödlichste Wesen, schlimmer als sein Herr oder zumindest auf derselben Ebene. Das verwunderte ihn auch nicht, immerhin war sie sein Zwilling.
Sie hatte langes schneeweißes Haar und schneeweiße Haut. Die Augen waren wie die seinen, nur umgekehrt. Weiße Augen mit schwarzer Iris aber weißer Pupille. Die Lippen waren schwarz und das war es mit dem Farbtupfer. Ihr Körper bedeckte ein schneeweißer Kimono, der keine einzige Falte warf. Sie wurde auch Schneeprinzessin genannt, weil sie jegliche Farbe abgelegt hatte, bis auf ihre Lippen und ihre Iris.
Ein Schauer lief über seinen Rücken, doch er betrat den Raum. Mithril zerstieß gerade Kräuter in einem Mörser, stand mit dem Rücken zu ihm. Der Raum war voll mit Regalen und Schränken mit hunderten Tongefäßen, in denen Kräuter, Pflanzen, Tiere und anderes war. Er wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Am langen Ende war ein langer Tisch, auf dem jegliches Besteck und Werkzeug lag. Auf der rechten Seite waren drei große, hüfthohe Steinplatten, auf die man sich legen konnte. Schweigend nahm er den Gefangenen und legte ihn auf eine Liege.
Mithril schaute ihn gar nicht an, doch als ihre Stimme erklang, spürte er erneut die Angst und Kälte. „Leg ihn in die Grotte", erklang ihre eisige Stimme. Sie wusste bereits alles. Niemand wusste genau woher oder wieviel.
Er nickte nur, trug den Blonden nach rechts, wo eine etwa drei Meter lange und anderthalb Meter breite Vertiefung im Fels war. Reines Wasser lief in diese und lief unterhalb ab. Dort legte er ihn hinein, dann verbeugte er sich und verließ den Raum.
Mithril drehte sich um und ging zu diesem. Für einen Moment stockte ihr der Atem. „Motër." Sanft fuhr sie die Konturen von dem Gesicht des Blonden nach, dann legte sie ihre Hand auf dessen Bauchwunde.
Er hat ihn mit der Sense einen wichtigen Lebensast genommen. Das war nicht gut, denn das Herz des Jungen schlug kaum noch. Nicht, dass es für sie ein Hindernis gewesen wäre. Sie krempelte die Ärmels ihre weißen Kimonos hoch und begann, den zerstörten Ast zu regenerieren. Sie wählte aus all den Gefäßen die richtigen aus und flößte diesem die heilenden Elixiere ein.
Schritt für Schritt holte sie ihn von der Schwelle des Todes. Als der Ast regeneriert war und dessen Atem stark, begann sein Bauch zu leuchten. Sie sah ein vertrautes Zeichen, das um diesen flammte, und sie wich zischend zurück. Darum würde sich ihr Bruder kümmern müssen. Was ihr jedoch Sorgen machte, war etwas anderes. Es war der goldene Faden, der von seiner Seele ausging. Dieser würde noch Probleme machen, das wusste sie. Langsam legte sie ihre schneeweißen Finger an diesen.
Ich muss ihn versteinern, bevor Er diesen nutzte, um ihre Pläne zu durchkreuzen. Sie sprach rituelle Worte in einer bereits vergessenen Sprache, dann zog sie an dem Faden, um ihn zu straffen. Die Seele des Jungen begann zu pulsieren. Nur noch ein kleines Stück. Plötzlich leuchtete diese schlagartig auf und ein Energieimpuls erfasste sie, schleuderte sie durch den gesamten Raum. Sie traf ein kleines Regal mit Töpfchen, die krachend zu Boden fielen und zerschellten.
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Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️
FantasíaDas Zimmer wurde hell und er sah die Person, die er gerade berührt, geküsst und gestreichelt hatte, vor sich. Blonde Haare, lustvernebelte obsidianfarbene Augen und von seinen Küssen geschwollene Lippen. Die Wangen waren leicht rot und in den Augen...