In den nächsten zwei Wochen wich Jaden Tyron jeden Moment aus, in dem er ihn sah. Er konnte, nachdem was passiert war, seinem Schützling nicht in die Augen sehen. Wie hatte er es nicht bemerken können? Es hatte doch so viele Anzeichen gegeben, dass sein Partner nicht der grünhaarige Dämon von der Feier gewesen war.
Mit einem Seufzen fuhr sich der Dämon durch seine Frisur und schaute in den Spiegel in seinem Zimmer. Was er sah, war ein 1,72 m großer Dämon mit kurzen nussbraunen Haaren auf der linken Seite, während seine Haare auf der rechten Seite von hinten nach vorne länger wurden, sodass sie vorne auf Kinnhöhe waren. Er kämmte sie, sodass sein Seitenscheitel auf der linken Seite eine Linie bildete.
Jaden war ein Perfektionist. Alles hatte seine Struktur und Ordnung, so machte er so gut wie keine Fehler. An dem Abend der Feier hatte er diese Struktur verloren. Er hatte sich außerhalb seines normalen Verhaltensmusters begeben und als Resultat beinahe mit dem Sohn seines besten Freundes geschlafen, seinem eigenen Schützling. Und all das nur, wegen den Worten dieses verdammten Orakels.
„Jaden. Ich kann dir nicht sagen, was deine Prophezeiung bedeutet. Ich musste bis jetzt warten, um sie dir zu sagen. Alles, was ich sagen kann, ist, dass du dein Leben, wie du es bis jetzt geführt hast, nicht mehr führen kannst."
Hölle nochmal! Er musste wieder die Kontrolle über sein Leben gewinnen, er musste es irgendwie richten, doch seit sehr langer Zeit wusste er nicht, wie er das schaffen sollte. Er konnte auch niemanden um Rat fragen. Du musst mit ihm sprechen, es ihm erklären. Und wieder war er am Anfang, denn ein Wort schwebte über ihm wie ein Damoklesschwert. Wie?
Mit einem Seufzer verließ er den Raum und wartete auf eine kosmische Nachricht - einen Hinweis, wie er dieses Schlamassel beseitigen konnte. Eines war jedoch klar, es konnte so nicht weitergehen.
In dem Moment, in dem er aus der Tür trat, trafen seine dunkelblauen Augen auf zwei obsidianfarbene. Er erstarrte und schaute in diese. Er nahm den Geruch von dunklen Trauben mit einem Hauch von Mandel wahr - einen Geruch, den er zuvor nie gerochen hatte. Nun war er überall, verfolgte ihn und reizte seinen inneren Dämon, der seit Jahrhunderten geschlafen hatte.
Jaden öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch er brachte nicht ein Wort heraus. „Jaden, hör auf. Ich möchte, dass du einfach nur zuhörst, mehr nicht." Tyrons Blick senkte sich und er sprach die Worte, die er sich seit Tagen gut überlegt hatte. Die anfängliche Verwirrung war in ein Gefühl umgeschlagen, dass er so nicht gekannt hatte und auch jetzt noch nicht zuordnen konnte. Doch eines wusste er, er wollte diese unklare Schwebe, in der sie sich befanden, nicht mehr. Jaden hatte ihm deutlich gemacht, dass er es mehr als nur bereute und Tyron musste es akzeptieren.
„Ich werde in die Menschenwelt zurückgehen und dort weiterhin die Schule besuchen. Ich werde für die nächsten drei Jahre nicht mehr herkommen, also brauchst du dich auch nicht mehr verstecken. Ich hoffe, dass dir diese drei Jahre reichen, denn dann werde ich zurückkehren. Wenn du mir danach nicht in die Augen schauen kannst, werde ich die Wächterbindung lösen... leb' wohl."
Ein letztes Mal schauten die Obsidian-Augen in Jadens und er sah den Schmerz, auch wenn Tyron ihn zu verstecken versuchte. Dann drehte sich sein Schützling um und ging. Jaden starrte ihm nach, konnte nichts sagen. Er wusste nicht, was er fühlte, doch der Schmerz in seiner Brust lähmte ihn. Er war der mieseste Wächter und Freund, den es gab.
Hope war überrascht, dass sein Sohn schon so früh zurückkehren wollte, und Wissen klopfte an seine Hintertür. Wissen wusste etwas, doch Hope tat es nicht. Er wollte, dass Tyron es ihm selbst sagte. Mit Nix' Hilfe traf er alle Vorbereitungen, um auf die High School zu gehen.
Drei Jahre, dann werde ich zurückkehren.
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Ein reges Treiben herrschte auf den Gängen. Überall wurde getratscht, sich umarmt oder auf die Schulter geklopft. Es war der erste Schultag nach den Ferien und man hatte sich viel zu erzählen.
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Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️
FantasíaDas Zimmer wurde hell und er sah die Person, die er gerade berührt, geküsst und gestreichelt hatte, vor sich. Blonde Haare, lustvernebelte obsidianfarbene Augen und von seinen Küssen geschwollene Lippen. Die Wangen waren leicht rot und in den Augen...