„Tyron, bleib stehen", rief Jaden, doch Tyron drehte sich zu ihm um und er blieb stehen. Er schaute ihn mit einem Blick an, der nichts als Dunkelheit zeigte. In diesem Moment sah er wie Sereph aus, als dieser Hope verloren hatte.
„Wage es nicht, mir zu folgen", sagte er mit kalter Stimme. Daraufhin drehte er sich um und lief durch das Portal, welches mit Nix verschwand. Jaden sank gegen die Wand. Er begann zu zittern. Sereph und Hope kamen um die Ecke und sahen den Inkubus auf dem Boden, zitternd wie Espenlaub. Hope blieb stehen und bedeutete Sereph, zu ihm zu gehen.
Sereph lief zu seinem Freund, sah, dass er nur eine Hose anhatte. Langsam kniete er sich vor ihn.
„Jaden, was ist passiert?", fragte er vorsichtig. Der Dämon hob sein Gesicht und er sah etwas, was er seit damals nicht gesehen hatte. Er sah, wie eine Träne über dessen Wange rollte.
„Sereph. Ich habe eine Fehler gemacht. Einen, den ich sehr wahrscheinlich nicht mehr gutmachen kann."
Der Schmerz in der Stimme seines Freundes tat ihm weh. Er fuhr unter dessen Gliedmaße und hob ihn hoch. In einem solchen Zustand hatte er ihn noch nie gesehen. Er lief mit ihm zu dessen Zimmer, legte ihn aufs Bett, wo er sich einrollte. Er legte sich zu ihm und nahm ihn in den Arm, mehr konnte er nicht tun.
Er blieb, bis er aufhörte zu zittern. Wartete, dass Jaden mit ihm sprach, doch er würde ihn nicht drängen.
„Bitte geh. Gib mir einen Tag, dann werde ich wieder da sein. Nur diesen Tag."
Sereph stand nur aus einem Grund auf und ging, er respektierte Jadens Entscheidung – doch er wusste, dass es nicht funktionieren würde. Sei nicht dumm.
Als Sereph zurückkehrte, schaute Hope ihn fragend an, doch er schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was passiert war. Alles, was sie wussten, war, dass Tyron verschwunden war und Jaden einen Nervenzusammenbruch hatte. Sie würden warten müssen, bis Tyron auftauchte oder Jaden darüber sprach. Beide hatten kein gutes Gefühl dabei.
༻✧༺
Tyron trat in einem von Nix' Gästezimmern aus dem Portal. Ihn erwartete ein von Lyric typisch gestaltetes Zimmer mit viel Blumenmuster. Überall waren Kamelien, sei es am Stuck oder an den Möbeln oder sonst irgendwo. Das Bett war ein Himmelbett mit hellblauer Bettwäsche. Schweigend legte sich Tyron auf dieses und vergrub sein Gesicht in den Kissen.
Die Gefühle, die in seinem Inneren wüteten, überwältigten ihn. Es war, als würde jemand eine Schlinge um seinen Hals legen und sie langsam zuziehen. Er biss sich auf die Lippe und versuchte sich zu beruhigen, woran er jedoch grandios scheiterte. Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht weinen. Wie ein Mantra sprach er die Worte.
Nix setzte sich neben ihn, sagte nichts.
Tyron wurde ruhig. „Nix. Werde ich eine Reife durchlaufen?", fragte er seinen Wächter.
„Ich weiß es nicht." Das waren nicht die Worte, die er hatte hören wollen.
„Habe ich ein Herz? Kann ich jemandes Herz sein, Nix?"
Nix schaute seinen Schützling an. „Jeder ist jemandes Herz." Eine Antwort, die ihn nicht weiterbrachte. Tyron wusste nicht, was er sich erhoffte.
„Tyron, ist es denn von Belang, jemandes Herz zu sein? Liebe ist kein Erzeugnis oder eines von Niyatis bescheuerten Spielchen. Es ist ein Gefühl, eine Verbindung, die sich zwischen zwei Wesen bilden kann. Dafür bedarf es keines Gottes."
Tyron setzte sich auf und schaute finster zu Boden. „Nix, kannst du mich in einen Dämon verwandeln?"
Das Orakel schaute ihn an. „Nein. Ich kann dich nur zum nächsten Nix machen, doch dafür muss ich sterben."
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Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️
FantasyDas Zimmer wurde hell und er sah die Person, die er gerade berührt, geküsst und gestreichelt hatte, vor sich. Blonde Haare, lustvernebelte obsidianfarbene Augen und von seinen Küssen geschwollene Lippen. Die Wangen waren leicht rot und in den Augen...