Kapitel 2

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Der Fangzahn-Vorfall wiederholte sich in den darauffolgenden Tagen nicht mehr. Nachdem Hope mit Aleks gesprochen hatte, der etwas Ähnliches erlebt hatte, kam der Gedanke auf, dass sein Kind ein Dämon sein könnte – doch das verwarf er nach wenigen Tagen. Es war einfach nur seltsam.

Was Hope nicht wusste, an diesem Abend hatte er Sereph nicht gebissen, um sein Blut zu trinken. Dieser Biss hatte eine Verbindung zu Sereph geschaffen, die sich unsichtbar und unerkannt gebildet hatte. Er nährte sich von Sereph, ohne es zu wissen und auf eine Weise, wie sie in keinem Dämonenbuch stand.

Wenn Hope länger außerhalb von Serephs Reichweite war, begann ihm plötzlich schlecht zu werden. Es war, als würde ihm alle Kraft entzogen werden, als ob man eine Orange ausquetschte. Nur dass sie das nicht wussten und es auf die Schwangerschaft schoben, die doch länger ging als die menschliche. Es war alles ein Mysterium, denn Hope schwang außerhalb aller Normen und das machte ihm Sorgen.

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7. Schwangerschaftsmonat...

Hope besuchte den Markplatz von Herania, einer Stadt in Serephs Reich. Zu seinem Schutz trug er unter seiner weiten Tunika einen Metallharnisch, der seinen Bauch und damit sein Kind schützte. Sein Bauch war nicht so groß wie bei einer menschlichen Schwangerschaft, aber größer als Aleks' damals. Sein Kind schien sich anders zu entwickeln.

Er hatte kurz nach seiner offiziellen Einführung zahlreiche Städte besucht und sich dem Volk vorgestellt. In den folgenden Jahren hatte er dann eine Mission begonnen, die ihm eine tiefe Herzensangelegenheit war. Er hatte in vielen Städten Waisenhäuser eröffnet, um den unschuldigen, verlassenen Seelen in den Straßen ein Zuhause und eine Zukunft zu schaffen. Zudem förderte er den Ausbau von Schulen, sodass jeder unabhängig von seinem Stand einen Zugang zu Bildung hatte.

Das Volk liebte und respektierte ihn. Er war eine weiche und zugängliche Seite zu ihrem Höllenfürsten, die sich klar um das Volk kümmerte, sich für dessen Belange interessierte. Dass er ein Mensch war, war für viele kein negativer Umstand, wenn es doch auch vereinzelt Stimmen gab, die ihn als Achillesferse von Sereph bezeichneten. Das stimmte, doch mit seiner Rasse hatte das herzlich wenig zu tun. Es war ja auch nicht so, dass er diesen Umstand ändern konnte.

Mit drei Wachen an seiner Seite lief er durch das Waisenhaus, das er vor zwei Jahren hier errichtet hatte und schaute nach dem Rechten. Er sprach mit den Kindern, wollte aus ihrem Mund hören, ob alles in geordneten Bahnen lief. Die Betreiber sollten das Gefühl haben, dass sie unter Beobachtung waren und sich keine Misshandlungen oder ein Missbrauch der Mittel erlauben konnten.

Nun saß er gerade im Innenhof der Anstalt und spielte den Kindern auf seiner Geige ein Lied vor, dem sie lächelnd lauschten. Zufriedene Gesichter lachten ihn an, was sein Herz wärmte. Nicht nur die Kinder hatten sich einen Platz ergattert. Überall auf den Dächern saßen Dämonen und es war still, als wolle jeder diese Minute des Friedens genießen.

Die Melodie erfüllte die Umgebung und schenkte auch Hope so etwas wie Ruhe. Seine Finger flogen über die Saiten und sein Bogen entlockte diesen die schönen Töne, die alle tief berührten. Es war seine eigene Art an Magie.

Als er fertig war, packte er seine Geige bedächtig ein und übergab sie einer der Wachen. Der geheime Pulk löste sich auf und Hope erhob sich, um die Heimreise anzutreten.

Seine Wachen sorgten dafür, dass ihm Platz gemacht wurde, auch wenn es ihm etwas unangenehm war. Mit verschlossenen Augen lief er durch einen etwas längeren Gang, um aus dem Hof nach draußen zu gelangen. Auch wenn er sehen konnte, ließ er seine Augen meist geschlossen, weil er sich damit wohler fühlte und er Dinge sah, die anderen verborgen waren.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt