Kapitel 32

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Tyron lag für Stunden in dem Bett, konnte sich nicht rühren. Die Bilder in seinem Kopf ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er begann zu zittern, zu weinen. Immer wieder sah er sie – sah, wie das Licht in ihren Augen erlosch, sah wie die zwei Menschen erschossen wurden, spürte die Angst. Er krallte sich in seiner Bettdecke fest, drückte sein Gesicht in ein Kissen.

Ich schaff das nicht. Nicht alleine. Er brauchte jemanden – jemanden, an dem er sich festhalten konnte, doch er hatte niemanden. Er lag hier alleine in dem Bett, musste mit diesen Gefühlen fertig werden, die er so noch nicht gespürt hatte. Es war, als bräche etwas aus ihm hervor, das lange hinter einer Wand versteckt gewesen war.

Schritte näherten sich ihm und er spürte, wie eine Hand durch seine Haare wuschelte. Überrascht schaute er nach oben in zwei tiefblaue Augen, das Gesicht von einem Schatten verdeckt. „Deine Laune zieht alle herunter. Es bringt nichts, betrübt zu sein", sagte der Mann.

Er versucht, mich aufzumuntern? Wärme breitete sich in seiner Brust aus. Er umgriff die Hand seines Wächters und zog ihn mit sich. Überrascht folgte dieser ihm. Bevor sich Jaden versah, waren sie in einem Raum, die Tür schloss sich hinter ihm.

„Es war ein Fehler, deine Deckung sinken zu lassen", flüsterte Tyron mit tiefer Stimme und leuchtenden Augen.

Ein Knurren entkam aus dem Mund seines Gegenüber und er schaute Tyron herausfordernd an.

Mit einem Ruck wurde dieser von Tyron an die Wand gepresst, Lippen verschlossen die seinen. Tyron nahm seine Arme und hielt sie gegen die Wand, während seine Zunge seinen Mund eroberte.

Tyron streckte die Hand aus und rief: „Nicht! Verlass mich nicht!"

Der Raum nahm wieder Gestalt an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, doch seine Hand griff ins Leere. Er lag in seinem Raum, in dem Bett. Vor ihm nur kalte Felswand. Er war nicht hier, nicht bei ihm, und trotzdem spürte er die Wärme an seinem Kopf, seinen Händen und seinen Lippen. Er schmeckt seinen Geschmack auf der Zunge.

Der Schmerz in seiner Brust war weniger geworden, war durch eine sanfte Wärme ersetzt worden. Ich werde ihn finden. Sein Entschluss stand fest.

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Er hatte in den letzten drei Tagen in der Bibliothek recherchiert, es gab nur keine Möglichkeit für einen Soul Reaper unerkannt in das Reich der Lebenden zu reisen. Der Gott des Todes würde es erfahren. Infolgedessen hatte sich Tyron die Frage gestellt: Wie? Wie war dieser in der Lage, die Soul Reaper und den Limbus zu überwachen?

Diese Frage hatte er seinem Mentor gestellt und dieser hatte geantwortet, dass er dies mit einem Spiegel machte, der es ihm erlaubte, alles zu sehen. Tyron musste zu diesem Spiegel, vielleicht konnte er dann auch Jaden finden - doch dafür musste er in den Raum, in dem Mrityus Thron stand, und das, ohne erwischt zu werden.

Das Problem war, wie sollte er das unauffällig tun und vor allem, wann war der Gott nicht in dem Raum? Er begann durch die Gänge zu laufen, spürte, wenn der Gott in der Nähe war – einfach weil seine Aura so stark war. Das konnte er vielleicht nutzen. Immer wieder lief er seine Runden, dann spürte er, wie die Aura den Raum verließ.

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Mrityu machte sich auf den Weg zu seiner Schwester. Er brauchte ihren Rat bezüglich Tyron. Dieser war in letzter Zeit ratlos, lief ziellos durch die Gänge, immer wieder bei ihm vorbei, blieb dort stehen, als wolle er mit ihm sprechen, traue sich aber nicht. Diese Entwicklung nagte an ihm.

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Er ist weg. Tyron hatte nun die Chance, vielleicht die einzige, die er erhalten würde. Er betrat den Raum des Gottes. Er war an sich nicht wirklich etwas Besonderes, bis auf den weißen Thron, den er jedes Mal erneut bewunderte. Der Spiegel. Wo ist er? Schnell lief Tyron durch den Raum und durchsuchte ihn. Er schaute überall, doch er konnte ihn nicht finden. Enttäuschung machte sich in ihm breit.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt