Kapitel 24

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Tyron hatte Maze aufmerksam zugehört. Es war viel auf einmal. Ich bin ein Soul Reaper? Wenn dem so war, dann bedeutete es auch, dass sein Vater einer war und er diese Hälfte von ihm geerbt hatte. Ich habe mich Jahrzehnte darüber aufgeregt, nur ein Mensch zu sein, und jetzt sitze ich hier im Limbus oder wo auch immer ich bin und wünsche mir, nur ein Mensch zu sein.

Das Schicksal war wirklich makaber. Wenn er hier entkommen war, würde er Niyati einen Besuch abstatten und seinem göttlichen Arsch eine Tracht Prügel verpassen, die er nie vergessen würde. Sein Blick wurde wieder ernst.

„Was bedeutet das alles für mich, Maze?"

Der Soul Reaper machte für einen Moment ein trauriges Gesicht. „Tyron. Soul Reaper dürfen nur hier existieren, ihre Existenz ist vor allen Lebewesen verborgen, da wir über sie richten."

Das machte Sinn. Wenn man seinen Richter nicht kannte, konnte man diesen auch nicht beeinflussen. Doch was bedeutete das konkret für ihn?

„Wir leben von der Magie, die wir den Seelen nehmen, nähren uns von ihr. Es ist uns nicht erlaubt, direkten Kontakt zu anderen Lebewesen aufzunehmen. Nur ihm Moment ihre Todes dürfen wir uns ihnen zeigen."

Eine dunkle Ahnung beschlich ihn. Bitte nicht.

„Tyron. Du wirst dein Familie und alle anderen niemals wiedersehen. Du wirst hierbleiben und deine Bestimmung als Soul Reaper erfüllen, bis deine Existenz von der Magie, die du gesammelt hast, beendet wird und du Teil des großen Kreislaufs wirst", sagte Maze leiser.

„W-Was?", stotterte Tyron mit fassungslosem Gesicht.

Das Schlimmste hatte Maze ihm noch nicht gesagt und das würde er auch nicht. Leise stand er auf und ließ Tyron alleine, damit er die Nachricht verarbeiten konnte. Er würde in einer Stunde zurückkehren und ihn dann zu seinem Herrn bringen. Möge mein Herr wenigstens etwas Gnade haben. Doch darauf war nicht zu hoffen.

Tyron saß schweigend dort – brauchte, bis er das Gesamte begriff. Er saß hier fest, in einer Sphäre oder Zwischenwelt, die nur Geister, Götter, Seelen und Soul Reaper betreten konnten. Er würde seine Familie nicht wiedersehen. Er würde Jaden nicht wiedersehen. Sein Leben war vorbei. Verzweiflung und Angst packten ihn und er begann zu hyperventilieren. Er schnappte nach Luft, doch er konnte nicht atmen.

Blaue Augen erschienen vor seinem geistigen Auge, dann das sanfte Lächeln. Die weichen Gesichtszüge und weichen Haare. Die Hand, die sich an seine Wange legte. Sein Herz beruhigte sich und er begann zu atmen. Nein. Er würde hier nicht bleiben. Er würde nach Hause gehen und zu seinem Herz zurückkehren. Ich werde Jaden zu dem Meinen machen. Mit diesem Entschluss saß er da und ging zahlreiche Möglichkeiten durch.

Die erste, die ihm einfiel, war sein Vater. Seine Soul Reaper-Hälfte musste er von ihm haben, somit konnte er diese Sphäre betreten. Die Zweite war sein Onkel Aleks, er war ein Gott, also auch in der Liste. Seine Gedanken rasten, doch es gab einen Knackpunkt. Es würde ihm alles nichts bringen, wenn sie nicht wussten, wo er war. Wusste sein Vater und sein Onkel von der Existenz des Limbus?

Er sah auf, als er eine leichte Veränderung in der Luft wahrnahm, doch es war nicht Maze, es war eine Frau mit schneeweißen Haaren und Haut, die einen weißen Kimono trug.

„Du bist aufgewacht", sagte eine eiskalte Stimme.

Tyron hielt ihrem Blick stand und fragte sie: „Wer seid Ihr?" Sie schwieg und auf ihrem Gesicht zeigte sich keine Emotion.

„Më ndiq."

Tyron zuckte zusammen, als er von weißem Rauch verschlungen wurde. Als sich dieser lichtete, war er in einem anderen Raum. Er lag auf einer Steinplatte, neben der noch zwei weitere waren. Überall an den Wänden waren Töpfe und Tiegel, Regale voll davon. Ist das der Raum eines Heilers? Staunend schaute er sich um und blickte zu der weißen Frau, die neben ihm stand.

Tyron - ein schicksalhafter Moment (BAND 8) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt