"Aris? Bist du-" "Shh - nicht so laut! Warte hier. Die sind gleich weg", unterbrach mich der fremde Junge flüsternd und ich beschloss, seinen Worten Folge zu leisten. Er kam aus einem der anderen Labyrinths und verstand mein grundsätzliches Misstrauen. "Ich schwör's euch, wenn ihr irgendeinen Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort verschweigt-", erklang die angespannte Stimme des Soldaten und ich drehte den Kopf, als Newt zu Reden begann. "Wir haben keine Ahnung wo sie ist - wie oft denn noch?!" Aris hinter mir zog scharf die Luft ein und ich wusste: Newt begab sich mit seinem Tonfall in ein hohes Risiko. Die darauffolgende Stille schien Stunden anzudauern und meine Hände wurden feucht, je mehr Zeit verging. "In Ordnung. Falls ihr irgendwas wisst, sofort an die Tür klopfen" Mehrere Schritte erklangen, dann ein Türknallen und mein Name. "Y/n? Y/n du kannst rauskommen" Langsam kletterte ich den Schacht neben Aris hinab und schob mich durch das Gitter, vor dem meine Freunde warteten. Vorsichtshalber lugte ich unter dem Bett hervor und starrte durch das verschwommene Glas hinaus auf den Gang. Kein einziger Schatten war zu entdecken und nichts außer unserem Atem war zu hören. "Wir müssen hier raus", bestimmte ich mit leicht zittriger Stimme, ohne den Blick von der Tür zu nehmen. Wenn jetzt schon nach mir gesucht wurde, wie sollte ich mich noch länger verstecken? Ich war gerade einmal gut drei Stunden nicht mehr in meinem Schlafraum gewesen und es würde keine Ewigkeiten dauern, bis man die Lüftungsschächte durchsuchte... "Oh ja. Diese Organisation ist nicht, was wir denken dass sie ist", stimmte Minho zu und ich hörte, wie Aris sich neben mir unter dem Bett hervor schob. Überrascht zogen die Lichter die Augenbrauen hoch, als sie den Fremden erblickte, welchen ich nun auch in angemessenem Licht sehen konnte. Er hatte dunkelblonde Haare, strahlend blaue Augen, hohe Wangenknochen und war eher schmal und dünn von Statur. "Etwas Seltsames geht hier vor sich und ich weiß, ihr denkt das auch" Er schien hier draußen, außerhalb der Schächte, viel unsicherer und er wagte es kaum, mit irgendjemandem Blickkontakt aufzunehmen. "Thomas- ich muss dir was zeigen" Überrascht drehte ich den Kopf zum Frischling, welcher nicht minder irritiert Aris anblickte. "Janson hat irgendwas mit dir zu tun und ich denke, dass es dafür einen guten Grund gibt", antwortete der fremde Junge und nickte in Richtung Schächte. "Lass uns gehen. Wir sind in ein paar Minuten zurück"
"Newt. Du solltest echt schlafen", murmelte ich, als mir erneut die Augen zu fielen. Doch der große blonde Junge schüttelte nur den Kopf und zog mir die Decke bis an die Nase. Seit gut zwei Stunden saß er aufrecht vor mir im Bett und starrte die Tür an in der Hoffnung, die Suchtrupps nach mir rechtzeitig zu entdecken. Außerdem hielt er Ausschau nach dem Frischling und Aris, die schon längst wieder auftauchen hätten sollen. Nicht ein kleines bisschen Schlaf hatte der ehemalige zweite Anführer bekommen und ich wusste, dass es genauso weitergehen würde für den Rest der Nacht - womöglich noch länger falls Thomas Plan nicht klappen sollte. Sanft schob ich meine Hand unter der Decke heraus und griff nach der von Newt. Sie war kalt und schwitzig. Trotzdem huschte in dem dämmrigen Licht des Zimmers erkennbar ein Lächeln über das Gesicht des ehemaligen zweiten Anführers und langsam verschränkten sich unsere Finger, während er gähnte. "Die Truppen waren schon einmal hier, die werden nicht wiederkommen", versuchte ich ihn flüsternd zu beruhigen doch schon wurden seine Gesichtszüge wieder ernst. "Oh die kommen bestimmt wieder" Die Müdigkeit zog an meinen Augenlidern, zwangen sie dazu sich fallen zu lassen und eine dämmrige Taubheit wartete darauf, mich zu verschlingen. "Schlaf ruhig Kleines", hauchte Newt und ich spürte, wie seine Finger sanft in regelmäßigem Tempo über meinen Handrücken strichen. "Mir gehts gut"
Als ich wieder erwachte, war nichts zu hören außer meinem eigenen Atem. Eine kurze Weile lauschte ich, bevor ich die Augen aufschlug. Noch immer schien nur dämmriges Licht durch das verzerrte Fenster zum Gang und vermittelte ein unschönes Gefühl von Zeitlosigkeit. War es noch Abend? Morgen? Nachmittag? Langsam setzte ich mich auf und wusste, warum ich wach geworden war. Die Decke, die mir Newt bis an die Nase gezogen hatte, war viel zu dick und hatte mich schweißgebadet aufgeweckt. Gähnend schob ich den heißen Stoff zur Seite und kletterte das Stockbett hinab. Niemand war zu sehen, noch zu hören. Wohin waren alle Lichter verschwunden? "Newt? Thomas?" Ich lugte durch den Raum in die unteren Betten doch sie waren alle leer. Warum hatten sie mich allein gelassen? Vorsichtig schlich ich an der Wand entlang auf die Tür zu und starrte aus dem Fenster. Keiner der Soldaten war zu finden und ich streckte die Hand aus, um die Tür zu öffnen, doch - sie stand bereits einen Spalt weit offen. Leise zog ich sie weiter auf und lugte den Gang entlang. Viele Leute waren entfernt zu hören und ihre Gespräche mischten sich mit dem Klappern von Besteck und Tellern. War es Frühstück? Mittagessen? Womöglich schon Abendessen? Plötzlich erklangen Stimmen am Ende des Ganges und panisch fuhr ich auf. Wenn ich jetzt gefunden wurde... Blitzschnell rannte ich zum Bett mit dem Lüftungsschacht und warf mich auf den Boden, mein Herz raste während ich auf die Ankunft der Soldaten wartete. Würde ich Newt nie wieder sehen? Und all die anderen Lichter? Die Schritte kamen näher, die Stimmen wurden lauter, meine Panik größer. "Lass mich los!" Überrascht spitzte ich die Ohren, als ich Pfanne's vertraute Stimme vernahm. Nun antwortete eine tiefe Stimme. Thomas? Schatten fielen auf den Boden und die Tür wurde aufgestoßen. Erschrocken zuckte ich zusammen, als die Lichter von etwas gehetzt herein stolperten. Mit einem lauten Knall wurde die Tür zugeschmissen und sofort erklang Newts frustrierte Stimme. "Was zur Hölle sollte das, Thomas?! Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt das die dich durchlassen!" "Nein aber-" Es rascheltet leise und wissendes mehrstimmiges Seufzen ertönte. Plötzlich knirschte das Gitter hinter mir und Aris schob sich mit einem kurzen irritierten Blick zu mir heraus. "Hey Thomas- du hast sie, was?"
"Y/n? Y/n!", erklang plötzlich Newts panische Stimme und sofort wurden die Schritte der Lichter hastig. "Wo ist sie? Y/n!" Minho schien ebenfalls besorgt, doch als ich mich gerade unter dem Bett hervor schieben wollte, kam mir Aris zuvor. "Die ist hier, keine Sorge. Komm schon Thomas, wir haben nicht viel Zeit" "Okay Newt, ihr müsst mich decken. Ich bin bald zurück" Er warf sich auf den Boden und wir blickten uns in die Augen. "Mensch
Y/n lass solche Spielchen" Welche Spielchen? Ich rollte mit den Augen, als er mich an den Handgelenken packte und vorsichtig unter dem Bett herauszog. "Wir sind bald zurück", sagte der Frischling noch, bevor er mit Aris im Lüftungsschacht verschwand. "Jetzt heißt es Warten"
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Verloren im Feuer
General FictionEndlich den grausamen Klauen des Labyrinths entkommen stolpern Y/n und ihre Freunde gleich Hals über Kopf weiter in das nächste Abenteuer: die Brandwüste. Zunächst scheint die Organisation, die sie aus den Machenschaften WCKD's befreit hat, nur Gut...