29: Ruhe nach dem Sturm

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(Sorry das ich lange nix geschrieben hab, Motivation war seehr gering und es war ziemlich viel los aber jetz gehts wieder ab)


"Achtung!" Man riss mich zur Seite und der Schuss zog nur Millimeter an mir vorbei. "Danke", keuchte ich und klopfte Harriet auf die Schulter, bevor ich mir wieder Munition schnappte und die Waffe lud. Rasch senkte ich sie jedoch, als Minho in meiner Schussbahn auf mich zu lief. "Weg hier!" "WAS?" "WEG HIER. LOS RENN" Er riss ein Gewehr vom Stapel und schubste mich gewaltvoll los. "NUN LAUF SCHON" Ich verstand, er wollte mir Feuerschutz geben. Ohne zu zögern rannte ich los. Durch Schusslinien, über Tote, an Aufständen vorbei. Nun erblickte ich die kleine Gruppe meiner Freunde, die zwischen großen Tonnen in der Mitte des Geschehens kauerte. "LAUFT". schrie Minho ihnen zu und ich wedelte wild mit dem Arm. Sofort sprangen sie auf und ich folgte Pfanne blind durch die Senke. Meine Freunde peilten die Gipfel an und ich wusste: sie wollten fliehen. Gute Idee. "LOS THOMAS LAUF EINFACH", hörte ich die Stimme des Hüters der Läufer hinter mir und schon bald schloss der Frischling zu mir auf. Er überholte mich mühelos und ich wusste sofort, warum er im Labyrinth Läufer geworden war. "Shit" Ich hörte Minhos Fluchen, doch als ich mich nur Sekunden danach herumdrehte, war es zu spät. Seine Munition war alle, ein emotionsloses Klicken war alles, was sein Gewehr noch zustande brachte. "LOS RUNTER", brüllte Thomas und zog mich hinter ein paar Kisten, bevor er selber aufsprang, um nach Minho zu sehen. "MINHO" Ich schluckte und lugte hinter dem Holz hervor. Panik breitete sich in mir aus, alles in mir sträubte sich dagegen, nach meinem Freund zu sehen. Ich wusste, dass er getroffen worden war. "MINHO NEIN- MINHO" Thomas rannte auf den Läufer zu, doch Schüsse hallten durch die Luft. Elektrische Greifer sausten knapp an dem Jungen vorbei und ich erkannte, warum. Mehrere Soldaten WCKDs hatten sich hinter Minho aufgebaut und schossen auf Thomas, während sie den Hüter mit sich zogen. "Nein-Minho", flüsterte ich und spürte, wie mir die Tränen über die Wangen rannen. Nicht Minho. Er hatte mir so oft das Leben gerettet und mich verteidigt, auf der Lichtung immer hinter mir gestanden. Beinahe immer. Ich packte mein Gewehr und sprang auf, um hinter ihnen her zu laufen. Ich würde meinen Freund nicht im Stich lassen. Panisch vor Angst um ihn rannte ich blind durch das Schlachtfeld. Schüsse sausten knapp an mir vorbei, Menschen schrieen, Flammen züngelten an meinen Stiefeln hoch. Doch alles, was ich sehen konnte, war Minho. Er hing bewusstlos in den Armen der rennenden Soldaten, seine Lider flimmerten. Ich konnte mir womöglich nicht einmal ausmalen, welche Schmerzen er gerade verspürte. "MINHO", brüllte ich und spürte eine Gestalt, die neben mir her rannte. Thomas. Seite an Seite kämpften wir uns vor, schützen uns gegenseitig. In diesem Moment vergaß ich alle Dinge, die den Frischling damals auf der Lichtung unsympathisch gemacht hatten. Es zählte nun nur seine Hilfe, um unseren Freund zurück zu holen. Die Soldaten hetzten auf das Luftschiff zu, in dem sich bereits einige Angestellte WCKDs befanden - unter ihnen Teresa, Ava und Janson. Sie würden uns Minho nicht wegnehmen. Wütend riss ich das Gewehr hoch und zielte. Der Hinterkopf eines rennendes Soldaten geriet ins Visier. Ich hielt inne, schloss das rechte Auge und lud bereits - als Thomas den Lauf zu Boden drückte. "Thomas!" "Nicht- sonst triffst du noch Minho" "Fuck!" Er hatte Recht, es war zu riskant. Hilflos mussten wir zusehen, wie unser treuer Freund von Soldaten eskortiert in die Höhle des Löwen geschliffen wurde. Seine Augen flimmerten, seine Hände zuckten. Er wusste wohl kaum, was gerade mit ihm geschah. Aus allen Richtungen strömten verbleibende Soldaten ins Luftschiff, unzählige Schüsse der Rebellen folgten ihnen. Doch ich stand da wie erstarrt. Alles, was ich sehen konnte, war das schmerzlich vertraute Gesicht meines treuen Freundes, das nach und nach hinter grauen Uniformen verschwand. "Minho- sie haben Minho!", brüllte ich, während die Lichter zu uns stießen. Pfanne rempelte mich an und hielt kurz vor mir inne. Er traute seinen Augen ebenfalls kaum. "MINHO! RENN!" Seine kratzige Stimme wurde übertönt, als sich die Ladeklappe zu schließen begann. Dröhnende Motoren fuhren hoch, wirbelten Sand durch die kalte Nachtluft. Mein Herz zog schmerzhaft, als das Gesicht einer meiner loyalsten und engsten Vertrauten hinter dem grauen Stahl verschwand.

Wir hatten ihn verloren.

Wie betäubt hielten meine Freunde neben mir inne und starrten in den Nachthimmel, während das riesige Flugzeug sich langsam gen Horizont neigte. Mit einem letzten Flimmern der roten Rücklichter verschwand es  hinter den großen Gipfeln. Und Minho mit ihm. "Er ist- weg", flüsterte ich benommen und merkte, wie surreal plötzlich alles schien. Wie konnte das geschehen sein? Warum Minho? Warum hatte Teresa uns verraten? Wir alle hatten gedacht, das wir einander vertrauen könnten. Und nun hatte sie uns ausgeliefert, an den Teufel selbst verkauft.

Ziellos streiften wir durch das Schlachtfeld. Tote Soldaten lagen zwischen Trümmern, Haufen aus Munition säumten den kalten Sand und die letzte Glut der Feuer und Explosionen schimmerte in der Dunkelheit. Langsam, ganz langsam, brach die Dämmerung herein, während die verbliebenen Rebellen und Immunen gemeinsam mit meinen Freunden versuchten, Ordnung zu schaffen. Ich blickte ab und an in ihre Gesichter, die noch immer vor Schock und Bitterkeit verzogen waren. Sie hatten so viel verloren - wir alle hatten so viel verloren. Minho war zurück in Gefangenschaft, so auch Sonja und Aris. Die Beiden waren nirgends zu entdecken und Harriet starrte ab und zu voller Hass die Gipfel hinauf, über die das Luftschiff WCKDs verschwunden war. Ich wusste, wie sie sich fühlte und ich konnte das Gefühl nicht ausstehen - das Gefühl der Machtlosigkeit. Es gab nichts, das ich tun konnte, ohne das ich ebenfalls so endete wie Minho. "Y/n steh da nicht so untätig herum!" Erschrocken zuckte ich zusammen, als Vince' forsche Stimme über die Senke hallte. Rasch erhob ich mich aus dem Dreck und begann, mit den Anderen Waffen einzusammeln. Der Anführer des rechten Arms war gereizt und gestresst und ich verstand gut, warum. Seine Frau war getötet worden, er hatte seine Immunen verloren und zahlreiche gute Rebellen. Die Feinde waren in sein Lager eingefallen, aus dem er nur zwei Tage später hatte abreisen wollen. Sie hatten ihn überfallen, seine Vorräte erschöpft und viele seiner Leute, für die er alles riskiert hatte um sie zu retten, verloren. Niemand, und am allerwenigsten Ich, könnte ihm Vorwürfe machen. In den ersten Strahlen der Sonne blickte ich auf meine brennenden Unterarme hinab und erschrak. Mein Fall am Hang beim Angriff WCKDs war intensiver als erwartet gewesen. Jetzt, während das Adrenalin langsam verschwand, setzten die Schmerzen ein. Meine Haut war an manchen Stellen zerrissen, getrocknetes Blut war meine Hände hinab geronnen und überall war Dreck. Ich schluckte. Wenn ich mich jetzt anstecken würde oder eine Entzündung bekam, wäre das fatal. Ich erinnerte mich mit Schrecken an Winston. Er hatte es nicht ohne medizinische Hilfe geschafft - hatte ich da bessere Chancen?

Nachdem in dem Schlachtfeld so viel Ordnung wie möglich geschaffen worden war, stand die Sonne bereits an den hohen Spitzen der Gipfel. Ihre sengend warmen Strahlen schienen mir ins Gesicht. Doch sie fühlten sich leer an, stumpf und kalt. Alles erinnerte an unsere Freunde. Diejenigen, die nicht mehr hier waren. Aris, Sonja und Minho waren in WCKDs Fängen. Und nicht nur sie: zahlreiche Andere fehlten, die nicht unter den Leichen bei Vince' Anwesenheitskontrolle gewesen waren. WCKD hatte sie erneut in ihren Fängen und wer wusste, was sie nun mit ihnen anstellten? Würde man sie genauso leblos an Schläuche an die Decke hängen und ihnen das 'Heilmittel' entziehen wie im WCKD-Compound? Ich hatte kein einziges Mal an Thomas Worten gezweifelt und war mir sicher, dass er genau wusste, was er dort gesehen hatte. Und nun würde unser engster Freund, ein Genosse, den wir bereits seit unseren ersten Tagen von der Lichtung kannten, das gleiche Schicksal erleiden. Es schüttelte mich kurz, als ich an die vertraute Silhouette des Läufers in WCKD's Hubschrauber dachte. Er hatte sein Leben so viele Male für mich riskiert, hatte mich gerettet und beschützt. Nun war er fort, vermutlich wurde er in diesen Sekunden gefoltert. Seine Abwesenheit hatte eine gähnende Leere in meinem Inneren hinterlassen, die niemand füllen könnte. Nicht einmal Newt. Der Blick des hübschen Jungen glitt ab und zu zu mir herüber, Sorge und Trübsal lagen in den brauen Augen. Ich verstand, dass es für ihn vermutlich noch schwerer sein musste - denn er kannte Minho seit drei Jahren.

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt