Kapitel 30: Neue Hoffnung

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Unbemerkt trat ich durch die großen Trümmerteile des zerfetzen Hubschraubers zu meinen Freunden. Pfanne saß reglos auf einem der massiven Felsen und starrte in die Ferne, während Newt sich eine Maske der Soldaten griff und nachdenklich auf einem Stein ablegte. Brenda und Jorge saßen gemeinsam am Rand neben ihrem Jeep und beobachteten das Geschehen ungewöhnlich still. Der Anschlag WCKD's letzte Nacht hatte auch sie überrascht. Vince stand mit Harriet in ein paar Metern Entfernung und starrte ruhig vor sich hin. Die Autorität und Stärke, die er von Anfang an ausgestrahlt hatte, war noch immer vorhanden. Er hatte viel verloren - und doch nicht den Kopf. Ich wusste, dass er eine Art sicherer Fels in der Brandung war und wenn er nicht gesammelt war, welcher seiner Leute sollte es sein? Lautlos lies ich mich im dreckigen Sand auf die Knie fallen und starrte hinauf in den grauen Himmel. Vereinzelte Wolken trübten das goldene Licht der Sonne, welches, wie als wäre nichts passiert, sorglos die Gipfel der Berge um uns herum anstrahlte. Rauch aus den letzten Gluten waberte durch die schneidend kalte Luft. Ein eisiger Wind pustete nun den stechenden Geruch um uns herum. Rasch zog ich mir den Schal über die Nase und kniff die Augen leicht zusammen, um mich irgendwie abschirmen zu können. Die Bedingungen außerhalb des Labyrinths waren hart und ungewohnt. Ständige Wetterumschwünge, mal Hitze, mal eisige Kälte. Die Welt, wie wir sie kannten, war zerstört und das Überleben schwerer als je zuvor. Wenn der Brand einen nicht dahin raffte, so tat es Hunger, Kälte oder drückende Hitze. "Und was machen wir jetzt?", durchbrach plötzlich Pfanne's Stimme die vom heulenden Wind geprägte Stille und alle Blicke legten sich auf den Koch. Diese eine Frage hallte seit geraumen Stunden durch meinen Kopf - eine Antwort hatte ich nicht gefunden. Und ich hatte mich auch nicht getraut zu fragen, denn Vince' Ausstrahlung machte mir ungeheure Angst. Ich war auf keinen Streit oder Komplikationen aus, die mich in unschöne Lagen bringen könnten. "Wir suchen alle zusammen, die noch übrig sind und- ziehen den Plan durch. Wir bringen euch Kids in den sicheren Hafen" Ich schluckte und starrte zu Thomas, der den Kopf sinken ließ. Er dachte genauso wie ich an Minho. Er würde den sicheren Hafen nie erreichen, nie wieder die Freiheit erleben, die er verdiente. "Und dann fangen wir wieder von vorne an", endete Vince und überrascht zuckte ich zusammen, als Thomas plötzlich auffuhr. Seine von Dreck und Blut verschmutzte Hand packte einen der Rucksäcke in unserer Mitte und mit festem Blick sah er zu Vince. "Ich werde nicht mitkommen" Was hatte er denn nur vor? Egal was es war, ich würde nicht zulassen, dass er sich von der Gruppe trennte. Unruhig erhob ich mich ebenfalls und ging auf ihn zu. "Was?", fragten Vince und ich gleichzeitig, irritiert starrte ich den Frischling an. "Ich- ich hab Minho versprochen dass ich ihn nicht zurücklasse- ich- werde ihn finden", antwortete Thomas, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich tippte mir langsam gegen die Stirn. Wie zur Hölle wollte er Minho finden? Und selbst wenn er ihn fand, war er in WCKD-Territorium. Er würde es niemals rausschaffen, abgesehen davon ob er überhaupt hineinkommen würde. "Hey Kleiner sieh dich hier mal um! WCKD hat uns gerade in den Arsch getreten! Denk mal darüber nach wo du hinwillst", schallte Vince' forsche Stimme durch die zerstörte Senke und ich nickte unterstützend. "Ich- verlange von keinem von euch, das ihr mitkommt", widersprach der Frischling jedoch erneut und ich war froh um Pfanne's und Newts Körper hinter mir, die in jener Sekunde zu mir traten. "Thomas hör mir zu. Ich kenne Minho schon seit- nun ja- ich denken kann. Also wenn es irgendeinen Weg gäbe um ihn da raus zu holen dann wäre ich der Erste, der da neben dir steht. Aber was du da redest-" "Ist unmöglich!", vollendete ich seinen Satz kopfschüttelnd. "Klingt eher nach Selbstmord", erklang Jorge's Stimme von der Seite und ich beobachtete, wie er mir Brenda zu uns trat. Ich war froh um die Unterstützung: wir konnten Thomas nicht einfach gehen lassen. "Ja vielleicht" Ich traute meinen Ohren kaum, als der Frischling plötzlich zustimmte. Gab er auf? Ich wusste, dass ein winzig kleiner Teil in mir hoffte, er würde es nicht tun. Irgendetwas verzehrte sich nach Rache und dem Verlangen, Minho sicher zurück zu holen. In jener Sekunde, in der Thomas einen zweiten Rucksack schulterte, wusste ich, dass ich ihn nicht alleine gehen lassen würde. Ich kannte Minho besser als er, ich würde ihn nicht allein gehen lassen. "Aber ich weiß jetzt, was ich zu tun hab. Hier gehts nicht nur um Minho, das hier betrifft um uns alle. Es geht um alle Kinder, die WCKD bereits entführt hat, um alle Kinder, die sie noch entführen werden. Sie werden niemals aufhören", sprach Thomas mit fester Stimme und ich spürte, wie meine Haltung immer schwächer wurde. Denn er hatte Recht. WCKD würde nicht aufhören, bis sie das Heilmittel gefunden hätten. "Sie werden niemals aufhören also- muss ich sie stoppen. Ich werde Ava Page töten" Der feste Blick richtete sich in die Ferne und ich lief langsam die paar Schritte zu ihm. "Ich komme mit" Ein kleines Lächeln stahl sich auf Thomas Lippen - Newts Reaktion war weniger begeistert. "Du tust was?!" "Ich werde ihm helfen, Minho zu finden. Er verdient die Freiheit genauso sehr wie wir und ich werde dafür kämpfen, dass er dort raus kommt. Minho hat so viel für mich getan, für uns alle" Ich richtete den Blick fest auf Newt und Pfanne, die mich mit ernsten Mienen musterten. "Jetzt ist es an der Zeit, dass wir etwas für ihn tun. Ich kann und werde ihn nicht im Stich lassen" Plötzlich trat Harriet hinter den Beiden hervor zu Vince, ihre dunklen Augen fanden die meinen. "Ich muss zugeben, ich würd mich schon gerne rächen" Der Anführer des rechten Armes blickte kurz zu ihr, dann wieder zu Thomas. Gespannt hielt ich die Luft an, so wie beinahe alle anderen hier. Vince' Entscheidung könnte alles in Gang setzen. Durch seine Erfahrung und Ausrüstung könnten wir es tatsächlich schaffen. Es wäre verdammt irre und lebensmüde - aber nicht unmöglich. "Ich muss schon sagen, das war ne verdammt gute Rede" Mein Herz machte einen aufgeregten Satz. "Also wie lautet der Plan?" Ein Rausch der Euphorie schoss durch meine Adern und ich warf Newt einen erleichterten Blick zu. Seine braunen Augen schimmerten warm und ich wusste, dass er froh um den Lauf der Dinge war. Allein hätten wir nichts geschafft aber mit dem rechten Arm würden wir WCKD niedermetzeln. "Zuerst - finden wir ihr verdammtes Versteck und dann holen wir sie da raus", sprach Thomas laut und ich konnte meine Freude nicht zurückhalten. Wortlos drückte ich den Frischling kurz an mich und schloss die Augen, als er die Umarmung halbwegs erwiderte. Nur durch ihn waren wir so weit gekommen - und nur durch ihn würden wir das, was vor uns lag, schaffen:

Minho retten.

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt