17: Eine der letzten Städte

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Nach Jorges Erklärung waren wir ihm stumm über den Parkplatz gefolgt, der Meilen zu umfassen schien. Rostige Autos mit durchgeschlagenen Fensterscheiben und aufgerissenen Türen säumten den Wegrand, ab und zu fand man alte Schusspatronen auf dem Boden. "Wir müssen uns beeilen, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit Unterschlupf finden", hörte ich ihn soeben von vorne zu Minho sagen, der ihn nicht mehr aus den Augen ließ. Seit Jorge uns gesagt hatte, dass er ein ehemaliger Mitarbeiter WCKD's war, schien die Stimmung gereizt. Ich verstand nicht ganz, warum ihm die Jungs so sehr misstrauten, Teresa schien ebenfalls wie ich keine Probleme mit ihm zu haben. Das er uns kurz vor knapp von WCKD gerettet hatte und uns entkommen hatte lassen, war für mich Beweis genug: er hatte nichts mehr mit dem Katastrophendepartement zu schaffen. Das hier würde nun wirklich kein Sinn machen, nicht einmal für WCKD. Warum sollte Jorge uns weiter weg von ihrer Einrichtung führen? Uns helfen, eine Organisation zu finden, die gegen sie arbeitete? "Jorge- wie weit noch?", rief ich über die Köpfe der Lichter hinweg und der Mann antwortete, ohne sich umzuschauen. "Nur noch ein paar Kilometer, wir sind gut in der Zeit" Er zeigte auf den Himmel, auf dem die Sonne immer weiter in Richtung Berge wanderte.

Je länger wir liefen, desto dunkler wurde es. Als ich bereits dachte, meine Beine würden unter mir nachgeben, erstrahlten plötzlich Lichter in der Ferne. "Wir haben's gleich geschafft Leute!", rief Teresa uns motiviert zu und ich hörte Aris erleichtert seufzen. Viele demolierte Gebäude ragten hoch in die Luft, zwischen den gewaltigen Metallkonstrukten fanden sich auch kleine Häuser. Als wir in die Stadt eintraten, hoben sich meine Augenbrauen. Viele Menschen wanderten umher, Hunde und Katzen schlängelten sich zwischen ihren Beinen durch. "Bleibt zusammen, das hier wird kein Spaß", raunte Jorge und sofort formten die Lichter eine enge Formation. "Ein paar Blöcke von hier ist Marcus' Quartier. Provoziert keinen, sprecht niemanden an. Die Leute sind gereizt" Newts Hand schlang sich um mein Handgelenk und packte zu. Ob aus Angst, mich erneut zu verlieren, oder aus Katastrophenverhütung wusste ich nicht genau. Während wir durch die Straßen liefen, lies ich den Blick umherwandern. Hinter manchen Fenstern erstrahlte Licht, Stofffetzen und Vorhänge hingen an kalten Betonmauern herab. Mütter mit Kindern passierten, Männer mit Gewehren stolzierten in Gruppen umher. Plötzlich wurde ich an der Schulter gerempelt und blickte mich um. Eine ältere Frau hatte sich zu mir gedreht und mein Herz klopfte nervös, als ich ihren Blick auffing. Die blauen Augen schienen leer, tief in den Augenhöhlen vergraben. Dunkle Ringe malten darunter, eine blutige Wunde zog sich über ihre Wange und ihr Mund stand einen Spalt weit offen. Die langen, grauen Haare standen verirrt in alle Richtungen und ein seltsamer Geruch ging von dem Menschen aus. "Nun komm" Newt zog mich weiter, er hatte die Frau nicht bemerkt. Ich folgte ihm mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Als ich mich ein paar Minuten später erneut umdrehte, erschrak ich. Die Frau von vorhin war ein paar Meter hinter uns. Sie humpelte mit einem Bein, ihr Arm hing schlaff herab. Konstant drehte ich mich herum, doch es bestand kein Zweifel: sie verfolgte uns. "Newt. Newt!" Ich stieß dem großen blonden Jungen meinen Arm in die Rippen und er blickte kurz fragend zu mir herab. "Sieh nur. Die Frau hinter uns" Er drehte sich herum und runzelte die Stirn. "Was ist mit ihr?" "Sie folgt uns die ganze Zeit!", flüsterte ich panisch und er schluckte. "Jorge. Jorge!", rief Newt und der Mann drehte sich kurz zu uns herum. "Sie folgt uns. Schon länger" Der Mann reckte den Hals und als sein Blick die Frau erfasste, entgleisten ihm kurz die Gesichtszüge. "Das ist keine Frau mehr. Sie ist infiziert. Runter von den Straßen, bevor-" Schlagartig schallten laute Rufe über die Straße und ich zuckte zusammen, als die Frau knapp einen Meter hinter mir hinkte. "CRANKS. DA SIND CRANKS" Danach ging alles ganz schnell. Plötzlich erklangen Schüsse. "WEG VON DEN STRASSEN!", brüllte Jorge und stürzte durch eine provisorische Tür zu unserer Linken in ein Gebäude. Panische Schreie erklangen draußen, während die Lichter ihm folgten. Wortlos riss Jorge eine Lichterkette aus der Verankerung und es wurde dunkel. Wir gingen in die Hocke und pressten uns gegen die Mauer. Mehrfach brüllte es und ohrenbetäubend laute Schüsse hallten von den Wänden wieder. Mein Herz raste, während der rauchige Geruch von benutzter Munition durch die zerbrochenen Fenster herein schwebte. Im Halbdunkel erkannte ich weit hinten in der Ecke menschliche Umrisse und umklammerte ängstlich den Arm neben mir. Als sich unsere Augen soweit an die Dämmerung gewohnt hatten, konnte ich drei Menschen ausmachen. Eine Mutter und zwei kleine Mädchen, die alle Jorge anstarrten. Ich drehte den Kopf, nur um ihn den Finger auf die Lippen legen zu sehen. Plötzlich zeichnete sich ein Schatten auf dem Boden vor uns ab und gurgelnde Laute ertönten über uns. "Sie haben uns gefunden- FOLGT MIR" Zögerlich sprang ich auf - was war mit den Kindern und ihrer Mutter? Sie würden sterben, wenn der Crank sie angriff. Doch unser Anführer sprang auf und wir rannten ihm hinterher. Ich verstand: lieber die Anderen, als Wir. Ich konnte kaum meinen eigenen Atem hören, während feurige Explosionen die Straßen und zerfallenen Gebäude erhellten, durch die wir so verzweifelt vor den Cranks und Schießereien flüchteten. Ich rannte blind hinter den Gestalten vor mir her, packte ein Shirt, um nicht den Anschluss zu verlieren. "DUCKEN" Reflexartig folgte ich der ruppigen Anweisung und Jorge feuerte Schüsse hinter mich. Die Gestalt hinter mir stürzte zu Boden und zuckte unruhig. "LOS WEITER" Die Silhouetten meiner Freunde rannten eine Treppe hinauf und als ein lauter Knall ertönte, schmiss Jorge sich auf den Boden. Wir folgten seinem Beispiel und ich kniff die Augen zusammen, während weiterhin massenhaft Schüsse auf mein schmerzendes Trommelfell drangen. Ängstlich presste ich mir die Hände auf die Ohren und wurde von zwei starken Armen ein Stück weit gezogen. Kurz wurden die schrecklichen Laute gedämpft, bevor Stille einkehrte. Jemand zog mir die Hände hinab und ich blickte im Halbdunkel in Newts Gesicht. "Ganz ruhig Y/n, es ist vorbei" "Meint zumindest Jorge!", zischte Minho hinter ihm leise und der Genannte wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Die Situation hat sich weiter verschlimmert, falls das überhaupt möglich ist. Aber es gibt auch gute Nachrichten", meinte er und grinste kurz. "Marcus' Club ist gegenüber"

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt