Das war doch wohl ein schlechter Witz. Zu allem Entsetzen musste ich feststellen, das sich die Metallfesseln auch um das Handgelenk des Fremden befanden. Panisch riss und zog ich, doch erntete nur rauchiges Lachen. "NEWT. PFANNE. ARIS!", brüllte ich, doch die Musik übertönte meine Stimme gnadenlos. Plötzlich schwebte mir kurz ein vertrauter Duft in die Nase und ich erkannte im Halbdunkel Minhos Silhouette. "WO BLEIBST DU DENN?!" "ICH KANN NICHT GEHEN!" "WAS?" "ICH KANN NICHT GEHEN!", wiederholte ich schreiend. Der Blick des Läufers war unbezahlbar. "GEHTS DIR GUT?!" Ich riss den Arm in die Luft und seine Augen weiteten sich. "Oh Gott", hörte ich ihn murmeln, bevor das nächste ohrenzerfetzend laute Lied begann. Kurzerhand packte er den fremden Jungen und schob uns in Richtung einer Tür. "JORGE WIRD WISSEN WAS ZU TUN IST" Als wir an der Tür ankamen, standen dort alle vollzählig versammelt. Brenda lag in Newts Armen und Thomas zu Teresas Füßen. "Was macht der hier?", fragte Newt und zeigte auf den fremden Jungen vor mir. Minho schnaubte. "Der ist jetzt erstmal unfreiwillig Teammitglied" Jorge fehlte. In jenem Moment verstummte die Musik und helle Lichter strahlten plötzlich von der Decke ab. "Okay Leute die Party ist vorbei! Alle raus hier!", erklang seine rauchige Stimme durch ein Mikrophon. Unter Nörgeln und Murren schob sich die Masse aus Menschen durch den Raum auf den Ausgang zu. Rasch hatten wir den Ort für uns. Jorge schmiss die Tür hinter den Menschen zu und schob den Riegel vor, bevor er die Lichter ausknipste. "Was soll'n das werdn'?" "Dein Haus ist jetzt mein Haus. Und deine Freiheit ist jetzt meine Freiheit" Erst jetzt fiel mir Marcus' Stimme in der Ecke auf. Jorge hatte den blonden Mann mit dicken Seilen an einen Stuhl gefesselt. "Okay Kinder, wir gehen ins obere Stockwerk. Wir- wir brechen morgen früh auf. Ruht euch aus, ich übernimm die erste Nachtwache", rief der große Mann jetzt und hielt die Tür ins Obergeschoss auf. Wir wanderten nacheinander die Treppe hinauf und erleichterte Laute erklangen, als sich meine Freunde auf den Couches niederließen. "Was geht'n hier ab?", fragte Newt irritiert neben mir, als seine Hand zu meiner Rechten den fremden Jungen aus dem Club ertastete. "Er hat sie mit Handschellen an sich gefesselt", murmelte Minho schläfrig aus der Ecke. "Er hat was? Ich dachte das war ein Witz! Du warst doch direkt hinter mir!" "Ich weiß! Das-" "Sshhht!", zischte es aus der Dunkelheit und wir senkten unsere Stimmen gnädig. "Jaja ich weiß. Aber er-" "Die is hübsch nh?", lallte der Junge neben uns plötzlich und unterbrach meine Erklärung. Newt knurrte und ich wusste, das ihm die Nähe mit dem Fremden um Meter zu nahe war. Schon auf der Lichtung hatte er mich von allen fern gehalten und nun das. "Er hat einfach mein Handgelenk gefesselt", flüsterte ich in sein Ohr und er atmete tief durch. "Hast du ihn nach dem Schlüssel gefragt?" "Gibt keinen Schlüssel man. Hab die für ne Flasche Wein auf dem Schwarzmarkt eingetauscht", raunte es neben uns und ich legte mir verzweifelt über die Dummheit eines einzigen Menschen die freie Hand an die Stirn. "Egal. Morgen früh fragen wir Jorge" Mit diesen Worten lies ich meinen Kopf gegen Newts Schulter sinken und war schon nach kurzer Zeit eingeschlafen.
"WO ist der rechte Arm?!" Erschrocken riss ich die Augen auf und hob den Kopf. Meine Augen erfassten Jorge, der unruhig vor dem gefesselten Marcus auf und ab ging. "Hmmmm s-ssag ich niiicht" Es klatschte laut, als Jorge zuschlug. Marcus Kopf flog zur Seite und er lachte irre auf. "Nur weil du mich verprügelst, heißt das nicht das ich dir die Info gib" Ich blickte zu Newt. Der blonde Junge saß auf einer der Couches neben Pfanne und Brenda. Statt ihm lehnte der Junge von letzter Nacht an meiner Schulter und blickte nun grinsend zu mir herab. Erst jetzt konnte ich einen guten Blick auf ihn werfen. Er hatte hohe Wangenknochen, unzählige Sommersprossen, kleine Grübchen und feuerrote Haare, die ihm bis zu den Ohren reichten. Seine braunen Augen strotzten vor Schalk und Neugierde. Er war hübsch. "Hey", grinste er jetzt und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen und blickte desinteressiert zu Teresa hinüber, die vor Thomas' kniete. Der schwarzhaarige Junge war noch immer bewusstlos und das Mädchen strich ihm ab und an durch die Haare. Kurz kreuzten sich unsere Blicke. Erleichterung schimmerte in ihren Augen und ich lächelte ihr zu. Ich verstand ihre Freude über Thomas und Brendas Rückkehr. Sie erwiderte das Lächeln, bevor Jorges Stimme erneut ertönte. "Red endlich verdammt" "Hey" Ich drehte den Kopf zurück zu Teresa. Thomas hatte den Kopf gehoben und blinzelte. "Willkommen zurück du Strunk", grinste Minho über ihrer Schulter, bevor er an mir vorbei zu Newt lief und sich ebenfalls auf der Couch niederließ. "DU VERDAMMTER IDIOT! VERDAMMT", brüllte Jorge und schlug erneut zu. Als ich an ihm vorbei auf Marcus lugte, wurde mir übel. Sein Gesicht war zugerichtet wie aus einem Horrorfilm. Sein Auge war rot und geschwollen, Blut quoll aus seiner Lippe, seine Wangen waren dunkel gefärbt und dick. Jorge hatte ihn mehrmals geschlagen, bevor ich aufgewacht war. "Tut mir leid aber ihr müsst jetz alle mein Haus verlassn", lallte Marcus mit geschwollener Lippe und legte kurz den Kopf in den Nacken. Thomas erhob sich und kam langsam auf Jorge zu. "Na du hattest ja wohl ne Menge Spaß", meinte Newt und grinste kurz zu seinem Freund herauf. "Hör mal ich tu dir nicht gern weh", erklang Jorge's Stimme wieder und er trat einen kleinen Schritt zurück. Marcus nickte. "Eheh" "Okay? Wo ist der rechte Arm, Marcus?" "Was denn das ist Marcus?", fragte Thomas überrascht und starrte den blonden Mann an, der jetzt an Jorge vorbei zu ihm blickte und lachte. "Der Kleine checkt ja alles in Höchstgeschwindigkeit- Hey! Bist du der Kopf? Hinter dieser Operation?" Jorge packte ihn unbeeindruckt an den Haaren und drückte seinen Kopf in den Nacken. "Ich weiß das du weißt wo sie sich verstecken. Du sagst es mir - und wir machen nen Deal. Du kommst mit uns" "Ich hab dieses Geschäft schon vor langer Zeit verlassen. Außerdem, hab ich meinen eigenen Deal. Du bist derjenige, der mir beigebracht hat, lass niemals ne Chance verstreichen" Newt hob den Kopf und starrte Marcus finster an. "Worüber redet der Typ?!" "Ich- rede von Angebot- und Nachfrage. WCKD will so viele Immune wie sie kriegen kann. Ich helfe ihnen dabei. Also lock ich die Kids hier rein- sie- sie amüsieren sich, betrinken sich und haben Spaß. Und dann taucht WCKD auf und trennt die Spreu vom Weizen" Er kicherte hinter druckst und erweckte in mir nur noch mehr den Anschein eines dummen Schuljungen. "Ich hab's mir anders überlegt", meinte Jorge laut und klopfte Marcus auf die Brust. "ICH TU DIR DOCH GERN WEH" Er trat ihm in den Bauch und schubste den Stuhl um. Dann zog er seinen Revolver und kniete sich auf den blonden Mann. Erschrocken sprang ich auf und riss den Jungen, der an meine Hand gefesselt war, mit hoch. "Rede! REDE!" "Okay okay mein Gott! Ich mach keine Versprechen, diese Leute wechseln ständig ihr Versteck" Jorge winkte Pfanne herbei und gemeinsam hievten sie den Stuhl wieder auf alle Viere. "Sie haben einen äußeren Stützpunkt- in den Bergen. Aber das ist Meilen entfernt und ihr habt die Hälfte WCKD's auf den Fersen. Das schafft ihr niemals" Und Marcus lachte erneut. "Vielleicht nicht zu Fuß" Jorge neigte sich nach vorne und ich tat es ihm gleich. "Wo ist Bertha?" Irritiert runzelten wir die Stirn und ein beleidigter Ausdruck trat auf Marcus' Gesicht. "Nein- Nicht Bertha!"
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Verloren im Feuer
General FictionEndlich den grausamen Klauen des Labyrinths entkommen stolpern Y/n und ihre Freunde gleich Hals über Kopf weiter in das nächste Abenteuer: die Brandwüste. Zunächst scheint die Organisation, die sie aus den Machenschaften WCKD's befreit hat, nur Gut...