15: Knappes Entrinnen

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Plötzlich fiel unser Gegner auf die Knie und blieb leblos liegen. Überrascht rissen wir den Kopf hoch - und dort stand sie. Brenda, mit einer Pistole auf den am Boden liegenden Verräter gerichtet. "Okay kommt schon weg hier!" Als wir uns nicht regten, blickte sie mich hilfesuchend an. "Komm schon wir haben nicht viel Zeit!" Ohne zu zögern rannte ich hinter ihr her und als Newt mir überrascht folgte, tat es auch der Rest. Kurz, bevor ich um die Ecke bog, warf ich einen Blick auf Teresa. Das Mädchen stand reglos da und starrte auf das Funkgerät neben dem toten Mann, aus dem Jansons Stimme wild Befehle und Anforderungen stellte. "TERESA KOMM SCHON", rief ich und rannte hinter Brenda in einen schwarzen Raum. Danach fand ich mich auf einer steilen Wendeltreppe wieder. "Schneller Leute wir haben keine Zeit mehr!", rief Brenda von oben und während das Adrenalin durch meine Adern schoss, hörte ich plötzlich einen Ruf. "HIER! HIER SIND SIE -AUF DEM WEG IN DEN ZWEITEN STOCK" Ein Soldat von WCKD hob die Hand und gestikulierte wild in unsere Richtung. Sofort rannten einige Andere aus den angrenzenden Räumen in die riesige Fabrikhalle. Es waren unzählig viele. Zu viele um sie mit bloßen Händen und einer Pistole zu überwältigen. "Das schaffen wir niemals!", hörte ich Minho keuchen. Trotzdem packte er mein Handgelenk und rannte an mir vorbei. "Komm schon Y/n!" Immer schneller rannten wir die kleinen Stufen hinauf. Die Soldaten nahmen sofort die Verfolgung auf und betraten die Wendeltreppe. Das rostige Metall schwankte bereits gefährlich unter unserem Gewicht, nun quietschten die Angeln und Schrauben über unseren Köpfen warnend. Plötzlich erklang ein fremdes Geräusch aus den Lautsprechern über uns.

Musik?

Es war ein altes Lied, trotzdem kam mir die Melodie seltsam vertraut vor. Die Soldaten unter uns erstarrten und hielten inne, was uns Zeit zu einem ordentlichen Abstand gab. Warum hielten sie an? "Was zur Hölle-?", hörte ich Thomas rufen und die anderen Lichter schienen nicht minder überrascht, als ich selbst. "Was ist das, Brenda!?", rief ich ihr zu und sie warf kurz irre lachend den Kopf in den Nacken. "Jorge's Lieblingslied. Hier fliegt gleich alles in die Luft!" Ich hatte nicht viel Zeit, um über ihre Worte nachzudenken oder viel zu antworten, denn mir ging rasch der Atem aus.
Brenda führte uns in einen langen Gang und blind folgte ich ihr.

Sie war unsere letzte Rettung.

Endlich erreichten wir einen zweiten Raum und rannten erneut eine Treppe hinauf. Ich erkannte das Zimmer wieder - hier war ich überwältigt worden von Jorge. "Brenda- Beeilt euch - wir haben nicht viel Zeit!", rief nun Herr meiner Gedanken von der Seite und warf dem dunkelhaarigen Mädchen einen Gürtel mit Munition zu. "Na los na los na los! Hier gehts lang!" Jorge stieß die Fenster auf. Erschrocken streckte ich die Arme aus, um meine Freunde am Weiterrennen zu hindern. Eine lange, metallene Schnur hing an drei Haken, die an der Decke befestigt waren. Sie führte tief in die Dunkelheit - nicht weit darüber kreiste der Hubschrauber WCKD's. Als ich die Augen zusammen kniff, erkannte ich Jansons Gesicht im hinteren Teil des Helikopters. "Soll das n' Scherz sein?!", fragte Pfanne perplex hinter uns und Jorge lachte kurz. "Wie du willst Hermano. Ihr wollt zum rechten Arm? Ich zeig euch den Weg. Aber ihr müsst mir vertrauen" Mit diesen Worten griff er sich eine Schnur, trat mit dem Fuß hinein und sprang. "FOLGT MIIIR!", schrie er in die Dunkelheit und verschwand. "Okay na los!", schrie Brenda und riss das nächste Seil herab. "Okay alle los - Minho" Thomas schubste den Läufer und er folgte Jorges Beispiel. Mit einem "Freiheiit!" sprang er hinab. Ihm folgte Pfanne und dann war ich an der Reihe. "Komm schon Y/n. Wir sehen uns auf der anderen Seite", sagte Newt und band mir das Seil flink um die Taille. "Warte Newt- Newt...NEWT!", brüllte ich wütend, als er mir einen kräftigen Stoß gab. In einem rasenden Tempo sauste ich durch die kühle Nachtluft, kaum konnte ich die schneidende Kälte einatmen. Ein Scheinwerfer erfasste mich und ich konnte Jansons wütendes Brüllen hören. Kurz musste ich grinsen, denn- wir waren ihm erneut entkommen. Die gute Laune verflog mir jedoch sofort, als ich den Blick wieder geradeaus richtete. Ich raste mitten auf den gähnenden Schlund eines verfallenen Gebäudes zu, ohne Möglichkeit zu bremsen. Als ich durch zerbrochene Fenster sauste, spürte ich wieder festen Boden unter den Füßen und im nächsten Moment packten mich zwei starke Arme. "Hab dich" Minho lies mich los und entknotete das Sicherheitsseil um meine Taille. Kaum war ich aus dem Weg getreten, hörte ich schon Newts begeistertes Lachen und erkannte seine Silhouette durch die Fenster. Kaum berührten seine Füße den Boden, wurde er auch schon von Pfanne abgefangen. "Wo ist Y/n?", wollte der zweite Anführer wissen und reckte den Kopf, bis Minho zur Seite trat und mich frei gab. "Du Idiot!", rief ich und gab ihm einen kleinen Schubs. Ich konnte ihn im Halbdunkel grinsen sehen. "Wir hatten keine Zeit, meine Liebe" Als Aris und Teresa zu uns stießen, wurde Jorge unruhig. "Wo bleiben Thomas und Brenda?", fragte der große Mann hinter uns nervös und erst jetzt fiel mir auf, dass sie die letzten beiden Fehlenden waren. "Sie kommen schon noch", beruhigte ich ihn doch er schüttelte den Kopf. "Nein- nein du verstehst nicht. Das Lied ist bald aus"

Oh.

"Der Laden fliegt in ein paar Sekunden in die Luft!" Ich schob mich zwischen meinen Freunden durch und blickte aus den Fenstern hinüber zum Fabrikgelände. Gedämpft schallte die Musik zu uns herüber und ich erstarrte, als der letzte Ton erklang. Kurz geschah nichts. Ich dachte bereits, Jorge hatte gescherzt, als plötzlich ein metallisches Klingen ertönte. Unter einem ohrenbetäubenden Knall brachen die Gerüste und Wände der Fabrik zusammen, die Druckwelle lies die verbliebenen Glasscherben über uns zerbersten. "WOW" Meine Freunde riefen überrascht auf und ich spürte Hände, die mich zu Boden rissen. Den Bruchteil einer Sekunde später schossen allerlei Teile durch die Luft. Der Raum, in dem wir uns befanden, wurde von den Explosionen erhellt. Nach und nach erklang ein Knall nach dem Anderen, ein Feuer folgte das Nächste. Im rötlichen Licht erhaschte ich einen Blick auf Jorges Gesicht. Seine Augen waren vor Panik geweitet, aber nicht aus Überraschung vor den Explosionen. Er hatte Angst um Brenda. Sie war mit Thomas nicht zu uns gestoßen und nun war die Fabrik zerstört. Als schließlich für ein paar Sekunden Ruhe herrschte, rappelte ich mich auf und starrte in die Nacht. Alles war still, ein paar Feuer der Glut brannten noch - dort, wo einst das riesige Gebäude gestanden hatte. "Nein- BRENDA" Jorge lehnte sich aus dem Fenster und brüllte verzweifelt in die Dunkelheit. "Wir- ich muss sie suchen" Sofort stürmte er los, das weiße Licht seiner Taschenlampe erhellte den Gang, als er in ein angrenzendes Treppenhaus verschwand. "Thomas" Teresa folgte ihm und abwartend blickten die Lichter Newt an. Ohne Thomas verließen sie sich auf ihn, wie damals in der Lichtung. Der hübsche Junge schien ebenfalls ziemlich überrumpelt, denn Thomas war der Einzige, der Informationen zum rechten Arm hatte.

Jorge auch.

"Folgt ihnen" Ich war froh, das Newt wusste, was zu tun war. Nun war unser Anführer tot. Thomas war mit Brenda in der Fabrik gestorben. Während wir unzählige Treppen hinab rannten, schnürte mir panische Angst um den schwarzhaarigen Jungen die Lunge zu. Er hatte uns so oft gerettet. Damals im Labyrinth bei den Grievern, in WCKD's Lager bei Janson, im Einkaufszentrum und nun hier in der Fabrik. "Das haben sie niemals geschafft!", hörte ich Minho zischen und ich wusste, das er Recht hatte. Niemand konnte eine solche Explosion überleben.

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt