20: Bertha

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Jorge wandte sich zu uns herum und grinste Thomas an. "Wir kommen zum rechten Arm" Plötzlich regte der fremde Junge sich neben mir und hob den Arm als wären wir in der Schule. "Darf ich mal was fragen?" "Nein", antwortete Newt ihm barsch, doch er fragte trotzdem. "Was zur Hölle ist der rechte Arm? Wer seid ihr? Was geht hier überhaupt ab?" Niemand antwortete ihm und so drehte er den Kopf zu mir. "Also?" "Lange Geschichte" "Mhm hau raus" "Hör mal, es lohnt sich nicht dir Informationen zu geben, die unser Leben riskieren", hörte ich Minho sagen und der Junge neben mir legte den Kopf schief. "Wenn ihr mir nichts erzählt - es fragt ja keiner aber ich bin Daniel" "Vielleicht fragt keiner weil es uns nicht interessiert", knurrte Newt und ich spürte die Anspannung der Lichter deutlich. Sie wollten Daniel nicht hier haben. "Hm warum lasst ihr mich nicht gehen?", fragte er, die gemeinen Antworten ignorierend und ich warf kurz, lachend über seine Inkompetenz, den Kopf in den Nacken. "Weil du dich an mich gefesselt hast du Idiot!" "Kein Grund aussätzig zu werden, meine Hübsche" Die Lichter hoben den Kopf und blickten abwartend zu Newt. Alle schienen nur darauf zu warten, das er aufdrehte. "Nenn sie nicht so" "Ich kann sie nennen wie ich will" "Schluss jetzt mit eurem Kinderkram. Wir gehen jetzt Bertha holen und dann machen wir uns auf den Weg in die Berge" "Wer zur Hölle ist Bertha?", fragte Newt daraufhin gereizt und erhob sich. "Sein Auto" Jorge nickte in Richtung Marcus, der trauernd und teilnahmslos auf den Boden starrte. "Mhmm ja- also- ich bin raus" Niemand konnte so schnell schauen, wie Daniel losrannte. Ich stolperte perplex hinter ihm her, als er die Treppe erreichte. Überrascht stemmte ich die Füße gegen das Geländer und es knackte. Das morsche Holz kippte plötzlich nach vorne. "STOP!" Panisch schrie ich auf, während Daniel weiter rannte und mein Problem nicht bemerkte. Erleichtert spürte ich einen festen Griff um meine Hüfte und daraufhin noch zwei Hände an meinem Arm. "KOMM ZURÜCK DU IDIOT!", brüllte Newt aggressiv durchs Treppenhaus und langsam kam Daniel wieder die Stufen hinauf. Mit vereinten Kräften zogen mich der zweite Anführer und Pfanne zurück auf festen Boden. Als der an mich gefesselte Junge uns erreichte, sauste Newts Faust ohne zu zögern in sein Gesicht. Niemand hielt ihn auf und ich wusste, dass er solange weitermachen würde, bis Daniel bewusstlos wäre. "Newt- NEWT" Ich riss an seinem Arm und stieß Daniel von ihm weg hinter mich. "Ganz ruhig" "SAG MIR NICHT ICH SOLL RUHIG BLEIBEN", plärrte er und starrte unentwegt auf den Jungen hinter mir, der sich jetzt den Kiefer hielt. "Au man" "ICH GEB DIR GLEICH AU MAN" "Ganz ruhig Hermano", erklang Jorge's Stimme und Newt fuhr herum. "Ah ah ah" Mir klappte der Mund auf, als der Mann Newts Faust in der Luft packte. "Spar dir deine Energie. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht" Mit diesen Worten lief er an uns vorbei die Treppe hinab. Nach kurzem Zögern folgten ihm die Lichter und nach Teresa stieg auch ich mit Daniel im Schlepptau die Stufen nach unten. "Lass ihn", sagte ich an Newt gewandt und er knurrte kurz leise. "Ich schneid dir die Hand ab du Strunk", hörte ich ihn noch Daniel zu zischen, bevor wir in den Clubraum traten. "HEY WAS IST MIT MIR?!", schallte Marcus' Stimme durch das Treppenhaus doch niemand scherte sich darum. "Hier runter" Jorge leitete uns eine weitere Treppe hinab, die ich gestern nicht bemerkt hatte. Je weiter wir die Stufen nach unten stiegen, desto kälter wurde es. "Okay vielleicht treffen wir da unten auf Besuch" Wir wussten sofort, von wem er sprach. Es könnten Cranks in Marcus' Garage sein. Jorges Taschenlampe erhellte eine kleine dunkle Halle und stumm blickten wir umher. Ein blaues, großes Auto stand mit der Heckscheibe zu uns. Es klimperte, als Jorge einen Schlüssel aus der Hosentasche zog. Kurz wurde die Dunkelheit erhellt, als das Auto aufschloss. "JA!" Zufrieden öffnete der Mann die Fahrertür und lies sich auf dem Sitz nieder. Rasch folgten ihm die Lichter. "Leute ich will nicht- ehrlich nicht!" "Rein. da", meinte Newt jedoch nur kurz angebunden und seufzend kletterte Daniel gefolgt von mir in das geräumige Auto. Es war ein 9- Sitzer. Als Newt hinter mir ins Auto stieg und sich neben Daniel auf den verstaubten Sitz fallen ließ, zog er mich auf seinen Schoß, um Pfanne Platz zu machen. Als wir alle saßen, drückte Jorge einen zweiten Knopf am Schlüsselbund. Erwartungsvoll starrte ich durch die Frontscheibe in die Dunkelheit. Kurz geschah nichts, als- Mit einem leisen 'Klack' sprang das Garagentor auf und Jorge zündete. "JA" Mit einem lauten Rumpeln sprang der Motor an. Der Mann drückte aufs Gas und Jubeln erklang unter den Lichtern, als wir aus der dunklen Garage hinaus in die Sonne fuhren. Ich genoss das Gefühl, nicht zu Fuß gehen zu müssen. "Jetzt wird alles gut", seufzte ich erleichtert und spürte, wie Newts Lippen sanft einen Kuss auf meinen Nacken drückten. "Oh ja" Ich drehte lächelnd den Kopf und drückte meine Lippen auf die Seinen. Erst jetzt fiel mir auf, wie lange ich dieses Gefühl nicht mehr genießen hatte dürfen. Es schien Jahre her, das wir das letzte Mal Zeit miteinander verbracht hatten. Ich spürte Newts Grinsen an meinem Mund und drehte den Kopf wieder zurück, während sich seine Arme um meine Taille schlangen und an sich drückten. "Ihr seid zusammen?!", fragte Daniel perplex neben uns und Pfanne rollte mit den Augen. "Schon lange bevor du aufgetaucht bist" Als ich meine Hände um Newts Unterarme schlingen wollte, riss Daniel an den Handschellen und irritiert blickte ich zu ihm. "Lass mich da raus" "Du hast dich da selber reingebracht?", fragte ich irritiert doch er drehte den Kopf von mir, um aus dem Fenster zu sehen. "Nur damit du's weißt, ich hatte auch ein Leben vor euch" "Nein!", machte Newt gespielt überrascht und Pfanne grinste. "Oh doch. Ich hab ne kleine Schwester und meine Mutter. Sie warten auf mich" Ich schluckte und blickte hinaus. Sprach er die Wahrheit? Sofort empfand ich unfreiwilliges Mitleid mit ihm. "Ich kann dir die Hand abschneiden und dich aus dem Fenster werfen. Was hältst du davon?", fragte Newt mit zuckersüßer Stimme hinter mir und sein Griff um meinen Oberschenkel intensivierte sich. "Nicht viel. Sobald wir diese Fesseln los sind, hau ich ab. Zurück zu meiner Familie" "Du weißt schon, das-" "Ja weiß ich verdammt. Ich war unter Drogen, klar? Ich will dich unter dem Zeug von Marcus mal ne vernünftige Entscheidung treffen sehen", unterbrach Daniel mich und atmete tief durch. "Ich hab Scheiße gebaut, okay? Sobald wir die Handschellen los sind, bin ich weg"

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt