7: Hals über Kopf

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Ungeduldig saßen wir auf unseren Betten und starrten an die Wand. Thomas war nicht wieder zurückgekehrt. Zumindest noch nicht. "Das reicht. Ich geh ihn suchen", meinte Minho plötzlich und wir erhoben uns alle mit ihm. "Oh nein, du nützt ihm nichts wenn du geschnappt wirst", antwortete Newt und Minho baute sich vor ihm auf. "Willst du mir etwa verbieten, zu gehen?" Oh nein. Flehend, das sie sich nicht streiten würden, schloss ich kurz die Augen und schluckte. "Wenn's sein muss", knurrte der zweite Anführer und stellte sich vor das Bett, unter dem der Lüftungsschacht war. "Hätte nicht gedacht, das es so weit kommt", zischte Minho und die Luft wurde dünn. Als ich merkte, wie Newts Brust sich schneller hob und senkte, nahm ich vorsichtig seine Hand und vollkommen irritiert blickte er kurz zu mir. Diese Sekunde nutzte Minho und zuckte nach vorne. Millisekunden, bevor die Situation wirklich eskalieren konnte, knallte es und das Gitter flog uns vor die Füße. "Leute-", keuchte Thomas und sprang auf. Seine Haare klebten ihm verschwitzt in der Stirn und der Ausdruck puren Entsetzens verzerrte sein Gesicht. "Wir müssen hier weg" Hastig stürzte er vor, riss eine Matte aus der Ecke und drückte sie gegen die Tür. "Thomas was hast du?", fragte ich, als er hektisch ein Shirt von Winstons Bett riss und es blitzschnell um den Griff wickelte. "Ava!" "Ava? Welche Av-" "ES IST WCKD!", schrie er und fuhr wutentbrannt herum.

Was? Wir waren ihnen doch bereits entkommen. Ava Page war tot. Wir hatten sie sterben gesehen, sie hatte sich erschossen.

"Es war schon immer WCKD, es es war die ganze Zeit WCKD!" Mein Herz raste und ich war erleichtert, in den Gesichtern meiner Freunde ähnliche Verwirrung zu entdecken. "Thomas" Newt hielt die Matte und starrte dem Frischling in die Augen. "Was hast du gesehen?" "Lauter tote Körper, sie- sie hingen an Schläuchen- und Griever! Keine großen aber- aber sie- und Janson hat Ava angerufen. Sie- sie haben geredet und sie wollen uns holen. Wir sind die Auserwählten für das verdammte Heilmittel!" Das Alles sagte er in unfassbarer Geschwindigkeit, ich hatte Mühe alles aufzunehmen aber etwas war klar durchgekommen: WCKD hatte alles inszeniert und uns nur glauben lassen, wir wären frei. "WIR MÜSSEN WEG HIER SIE KOMMEN UNS HOLEN", schrie Thomas panisch und schubste mich kraftvoll in Richtung Schacht. Überrascht stolperte ich ein paar Schritte nach vorne und fing mich am Bettpfosten. "Schon klar, Thomas", meinte Newt, der es bemerkt hatte. "Na dann nichts wie weg hier" Aris warf sich auf den Boden und in Eile krochen wir nacheinander in die Lüftungsschächte hinein. "Na los", rief der blonde Junge und lenkte uns wild durch mal engere, mal geräumige Tunnel. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und der schnelle, aufgeregte Atem meiner Freunde lies auf das gleiche schließen.

Wir waren nie wirklich frei gewesen.

Dieser Satz schwebte die ganze Zeit in meinem Kopf herum und entfachte wie züngelnde Flammen eine tiefe Wut in mir. Alby war umsonst gestorben. Paul auch. Nick, Jasper. Chuck und Gally. All die Opfer die wir hatten bringen müssen, der ganze Aufwand, das Trauma, all das Leid - für nichts. "Beeilung, die lösen bald den Alarm aus!", zischte Aris und stieß ein Gitter auf. Rasch kletterten wir hinaus und fanden uns in einem engen Gang wieder. An der Wand stand in großen, roten Buchstaben "Sektion 4". Thomas rannte bereits los, als Aris innehielt und wieder zurück in den Schacht kroch. "Wo willst du denn jetzt hin?", fragte ich irritiert und er blickte mir fest in die Augen als suche er nach meinem Verständnis. "Vetrau mir einfach. Wir treffen uns am Haupttor" "I-ich geh mit ihm!", meinte Winston und ich griff bereits nach seiner Hand, um ihn zurückzuhalten. Schon verschwand er mit Aris und Thomas atmete tief durch. "Wir treffen uns am Haupttor?", fragte Minho irritiert und der Frischling schüttelte den Kopf. "Nicht ohne Teresa" Oh nein. Wir hatten keine Ahnung wo das dunkelhaarige Mädchen sich überhaupt befand und Thomas wollte es holen. "Thomas du bringst uns alle in Gefahr!", widersprach Pfanne, der dieselben Gedanken zu teilen schien und wir starrten alle abwartend den schwarzhaarigen Jungen an. Plötzlich erklangen Schritte hinter uns und wir fuhren herum: die Ärztin erschrak ebenso wie wir. "Wieso seid ihr nicht auf euren Zimmern?", wollte sie langsam wissen und ihr Blick fiel sofort auf mich. "Das vermisste Mädchen - Y/n richtig?" Newt öffnete bereits den Mund, als plötzlich laute Sirenen ertönten und die roten Lichter an den Seiten des Ganges begannen zu blinken. Oh oh. Aris hatte Recht gehabt mit dem Alarm... "Sie führen uns jetzt zu Teresa. Sonst- eh- sonst-" "Sonst sehen den nächsten Morgen nicht mehr", unterstützte Pfanne Thomas und die Ärztin, Doktor Crawford, riss entsetzt die Augen weit auf. Unwissend, das Pfanne keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, nahm sie lustiger Weise die in die Luft gestellte Drohung vollkommen ernst. "Na schön na schön", stimmte sie ein und hob die Hände. "Los jetzt!", schnauzte Thomas sie an und wir rannten hinter Crawford von einem Gang in den Nächsten. Plötzlich nahm ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und erstarrte mitten in der Bewegung. Ein bewaffneter Soldat riss das Gewehr hoch und stürmte auf mich zu. "Y/N!", schrie jemand hinter mir doch ich konnte mich nicht regen. Adrenalin schoss mir durch die Adern und ich kniff die Augen zusammen, als der Soldat mich fast erreichte. Plötzlich schoss Minho auf uns zu und stieß den Mann mit voller Wucht gegen die Wand. Bewusstlos sank er zu Boden und Thomas riss ihm das Gewehr aus den Händen. "Na los!", zischte er und drückte es der Ärztin in den Rücken. "Führen Sie uns zu Teresa" Immer tiefer rannten wir in das Labyrinth aus Gängen und Schleusen, die Alarmanlage dröhnte mir in den Ohren, meine Seiten stachen und bestimmt warteten Aris und Winston schon lange am Haupttor auf uns - falls sie noch nicht geschnappt worden waren. Plötzlich hielten wir vor einer Tür inne und Dr Crawford stürzte hinein. Hastig folgten wir ihr und standen nun in einer Art Labor, viele Gläser mit Flüssigkeiten türmten sich in Regalen an den Wänden und ein paar Professoren und weitere Ärzte blickten überrascht zu uns. "Wo ist Teresa? WO IST SIE?!", brüllte Thomas und riss das Gewehr hoch, panisch flogen die Arme der Angestellten sofort in die Luft. Falls die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich unter Umständen aufgelacht. Der Blick von Mrs Johnson, der Ärztin die mir die Spritze hatte geben wollen, glitt nur für eine Millisekunde hinüber zu einem weißen Vorhang doch ich bemerkte ihn. "Thomas der Vorhang!", rief ich und der Frischling drückte Minho das Gewehr in die Hände, um hinüber zu laufen. Wir blickten hinüber, als der weiße Stoff mit leisem Rauschen fiel und Teresa zum Vorschein kam. Durchsichtige Kabel waren an ihrer Haut angeschlossen, zwei Schläuche dienten ihr zum Atmen. Sie sah furchtbar mitgenommen aus. Langsam drehte ich mich herum und sah durch das Fenster hinaus auf den Gang. Mein Herz setzte für einen klitzekleinen Moment aus und panisch riss ich den Mund auf: "SIE KOMMEN. SIE HABEN UNS GEFUNDEN"

Verloren im Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt