"Stimmt es...?"

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Hannah

Ich hatte das Gefühl mein Herz würde mir gleich aus der Brust springen, so schnell wie es hämmerte. Unruhig sah ich zwischen den Bäumen, die uns umgaben, und Sam hin und her. Ich hatte diese jämmerliche Hoffnung in mir, dass Dean gleich hinter den Bäumen auftauchen würde und meine Besorgnis unberechtigt war. Doch das geschah nicht und als ich wieder zu Sam sah, fiel mein Blick auf das Blut an seinem Hemd, das die Alarmglocken in mir nur noch lauter schrillen ließ. Wessen Blut war das? Was war nur passiert? Warum war er alleine? Ich brauchte sofort eine Antwort und gleichzeitig fürchtete ich mich davor. Sam sah mich nur mit einem undefinierbaren Blick an, in dem ich nicht lesen konnte, wie es um Dean stand. Und jede Sekunde, die verstrich, in der er mir keine Antwort gab, trieb mich fast in den Wahnsinn.

"Ich bin sicher es geht ihm gut, Hannah. Wir wurden voneinander getrennt, aber es ist nicht so schlimm wie du jetzt denkst", versuchte Sam mich zu beruhigen. Er sah mich eindringlich an, während er seine Hände auf meine Schultern legte. Das beruhigte mich leider kein bisschen. Nicht zu wissen, wo er war und ob es ihm wirklich gut ging, brachte mich um den Verstand.

"Hannah sieh mich an", holte Sam mich wieder aus meinen Gedanken. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich die ganze Zeit starr auf sein blutverschmiertes Hemd gesehen hatte. Mit noch immer wild pochendem Herzen, kam ich seiner Bitte nach. Er sah mich nun mitfühlend an und strich mir dabei beruhigend eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Wir werden ihn finden, versprochen", meinte er entschlossen und zog mich wieder in eine Umarmung. Nach all der Distanz der letzten Tage fühlte es sich irgendwie ungewohnt an, wieder von ihm umarmt zu werden. So nah hatte er mich schon lange nicht mehr an sich herangelassen. Allmählich wurde ich wieder ruhiger und löste mich aus seiner warmen Umarmung, um ihn anzusehen. Ich lächelte ihn dankbar an, was er erwiderte. Dann setzten wir uns in Gang, um keine Zeit zu verschwenden und die Anderen zu suchen. Während wir ohne klares Ziel durch den Wald liefen, erzählte Sam mir, was in meiner Abwesenheit im Camp passiert war. Kurz nach meinem Verschwinden, hatten Sam und Dean dubiose Holzfiguren bemerkt, die auf einem Seil um die Lichtung gespannt waren. Wie zu erwarten, brach ein Streit los, als die Anderen aufwachten und diese auch bemerkten. Sofort fingen die Schuldzuweisungen an und als Ashley dann an einer der Holzfiguren violette Haarsträhnen erkannte, ging das Chaos erst so richtig los. Sie riss die Holzfigur von der Schnur und beschuldigte die auch so schon genug traumatisierte Talia, sich einen Scherz mit ihnen zu erlauben. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, als ich Sam bei seiner Erklärung lauschte. Das hörte sich für mich sehr stark nach Voodoo an. Leider nahm Ashley die Gefahr, die von der Figur ausging, nicht ernst genug, um auf Sam und Dean zu hören, die versucht hatten, sie zu überreden die Holzfigur in Ruhe zu lassen. Sie riss den Kopf der Figur ab, wodurch Talias Kopf auch in echt abgerissen wurde und geradewegs in Sams Arme geschleudert wurde. Daher auch das ganze Blut auf seinem Hemd. Die arme Talia. Sie hatte so fürchterliche Angst, als ich sie zuletzt gesehen hatte. Es hatte lange gedauert bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte und einschlafen konnte. Und jetzt das. Das hatte sie nicht verdient. Ich hatte das Gefühl nur noch zu versagen. Erst konnte ich Tate und Nathan nicht retten, dann wurde ich von einem Monster besessen, dass mich fast dazu gebracht hatte Sam und Dean umzubringen und meine Freundschaft zu Sam gefährdete und jetzt konnte ich noch nicht einmal dieses arme Mädchen retten. Das war einfach nur deprimierend...

Nachdem sich der Schock gelegt hatte, geriet die ganze Gruppe in Panik. Und als dann die Zelte plötzlich hochflogen, versuchten Sam und Dean die Gruppe beisammen zu halten, wodurch sie voneinander getrennt wurden. Das war auch der Grund warum Sam bis eben noch alleine durch den Wald streifen musste. Ich hoffte wirklich, dass es Dean gut ging. Ich durfte ihn noch nicht verlieren. Ich war noch nicht bereit dazu...

Als Sam mit seiner Erklärung fertig war, erzählte ich ihm noch davon, was bei mir geschehen war. Jetzt liefen wir stumm nebeneinander her und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Sam hatte wieder ziemlich viel Abstand zwischen uns gebracht und ich spürte wie sich die Energie um uns herum veränderte. Dieser Moment von vorhin, war wieder verschwunden. Er hatte sich wieder vor mir verschlossen wie ein Buch mit sieben Siegeln und eine unangenehme Stille hatte sich zwischen uns ausgebreitet. Es war naiv von mir zu denken, dass wieder alles gut zwischen uns war, nur weil er mich umarmt hatte. Er hatte sich bestimmt Sorgen um mich gemacht so wie ich mir auch Sorgen um ihn gemacht hatte und war erleichtert, dass es mir gut ging. Und anders hätte er mich wahrscheinlich auch nicht beruhigt. Jetzt wo die Sorge, den jeweils Anderen zu verlieren fort war, hatten sich die Ereignisse dieser einen fürchterlichen Nacht wieder zwischen uns gedrängt wie eine unsichtbare Wand.

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