"Bleibst du bei mir?"

83 4 2
                                    

Sam

Kaltes Wasser prasselte auf meinen Körper und kühlte meine erhitzte Haut. Meine wirren Gedanken wurden nach und nach wieder etwas klarer und ich entspannte mich etwas von den Erinnerungen an den Traum, der alles nur noch komplizierter machte. Die Ereignisse von letzter Nacht hatten sich in meinen kurzen Schlaf geschlichen. Mein Unterbewusstsein schien es für eine gute Idee gehalten zu haben an den Kuss an zu knüpfen und das, was zwischen Hannah und mir passiert war, weiter zu führen. Wir waren irgendwann nicht mehr in diesem schrecklichen Kellerraum und ich war auch nicht mehr an einen Stuhl gefesselt. Wir waren alleine in meinem spärlich beleuchteten Zimmer und taten Dinge in meinem Bett, die ich mir gar nicht vorstellen durfte. Ihre Hände in meinen Haaren, während ich heiße Küsse auf ihrer weichen Haut verteilte. Berauschende Laute, die ihren Mund verließen und mich fast in den Wahnsinn trieben. Unsere verschwitzten Körper, die sich leidenschaftlich...Stopp! 

Ich durfte nicht mehr daran denken! Das war absolut falsch. Sollte mich die kalte Dusche nicht eigentlich davon ablenken? Ich wünschte, ich könnte mein Gehirn für eine Weile einfach abstellen. Das würde alles um einiges leichter machen. Seufzend stellte ich das Wasser ab, nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte und wickelte mir ein Handtuch um. Ich klebte noch schnell einen neuen Verband auf meine Wunde und verließ das Badezimmer, um mich an zu ziehen. Da ich es in diesem Zimmer nicht mehr aushielt, entschied ich mich dazu mich in der Stadt etwas um zu sehen, um den Kopf klar zu kriegen. Es war noch früh am morgen, als ich das Zimmer verließ und mich in der Morgendämmerung auf den Weg in ein kleines Café in der Innenstadt machte. Ich beschloss alleine zu frühstücken und nachher etwas für Hannah und Dean mit zu nehmen. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich den Tag heute möglichst alleine verbrachte. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, machte ich mich gegen 11 Uhr auf den Weg zurück ins Motel. Ich klopfte kurz bei Hannah im Zimmer, um ihr das Frühstück zu bringen. Als sie öffnete, merkte ich das auch Dean schon bei ihr war. Sie nahm die Tüte dankend entgegen und deutete mir an, rein zu kommen. Ich lehnte allerdings mit der Ausrede mich gerade nicht so gut zu fühlen ab. Bevor ich mich abwandte, um in mein Zimmer zu gehen, bemerkte ich noch wie ihr Blick auf meinen Bauch fiel und sich Bedauern in ihrem Blick wieder spiegelte. Dann schloss sie die Tür und ließ mich verwirrt in mein Zimmer zurückgehen, das sich ein paar Türen weiter befand. Das war eigenartig. Wusste sie von der Wunde? Konnte sie sich vielleicht doch erinnern? Oder hatte ich mir das eben nur eingebildet? 

Quatsch, was dachte ich da bloß? Warum sollte sie uns denn anlügen? Sie hatte gestern Nacht wahrscheinlich einfach nur das Blut auf meinem Hemd entdeckt. Sie war schließlich nicht blind. Oder Dean hatte ihr davon erzählt. Warte mal, hatte er ihr vielleicht auch davon erzählt, dass sie mich geküsst hatte? Nein, warum sollte er das tun? Ich denke nicht, dass er ihr damit unnötigen Stress bereiten würde. Sie hatte auch so schon genug durchgemacht. Da würde er ihr nicht noch mehr aufladen. Zumal er auch während der Fahrt letzte Nacht darüber geschwiegen hatte. Hannah wollte sowieso nichts davon wissen. Sie hatte nicht einmal danach gefragt... 

Hannah

Er ging mir eindeutig aus dem Weg. Die Anspannung, die er ausstrahlte, konnte mir nicht entgehen. Fast, hätte ich ihn nach der Verletzung gefragt, von der ich ja eigentlich nichts wissen sollte. Meine Augen hatten sich vorhin kurz selbständig gemacht und ich fragte mich gerade, ob Sam das sehen konnte. Hatte ich mich verraten? Nein, sicher nicht, oder? Das Blut auf seinem Hemd gestern Nacht, war schließlich kaum zu übersehen. Ich musste mich nicht daran erinnern, wie die Verletzung entstanden ist, um sie zu bemerken. Außerdem hatte er mir ja vorhin kaum ins Gesicht gesehen, als er mir unser Frühstück überreicht hatte. 

"Hey, alles in Ordnung?", holte Dean mich aus meinen Gedanken und warf mir einen besorgten Blick zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit in meinem Essen rumgestochert hatte, ohne einen Bissen davon zu nehmen. Ich musste bestimmt wie ein Zombie auf ihn gewirkt haben, als ich in meinen Gedanken versunken war. 

Say it if you canWo Geschichten leben. Entdecke jetzt