Hannah
In mir tobte das reinste Gefühlschaos, seitdem wir ins Auto gestiegen waren. Wir fuhren gerade über den Highway und hatten bereits mehrere Kilometer hinter uns gebracht. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und es war vollkommen still im Wagen. Ich war sicher nicht die Einzige der gerade Millionen Fragen durch den Kopf gingen. Als Dean mich vorhin gefragt hatte, ob ich mich an irgendwas erinnern kann, hatte ich nein gesagt. Doch das war eine Lüge. Ich konnte mich an alles haargenau erinnern. An jedes einzelne Wort und jede Berührung. Als Bughuul von mir Besitz ergriff, hatte er mich alles hören und spüren lassen. Jeder Widerstand war zwecklos. Ich fühlte mich so unfassbar schwach, weil ich zugelassen hatte, dass dieses Ding mich dazu brachte, Sam zu küssen und Dean damit zu verletzen. Sein gekränktes Gesicht, als Bughuul gemeint hatte, dass er nur das tat, was ich schon immer wollte, würde ich niemals vergessen. Hatte er es geglaubt? In diesem Moment wollte ich einfach nur schreien und ihm sagen, dass er log. Doch Bughuul beherrschte mich wie eine Marionette. Mein Körper gehorchte mir die ganze Zeit nicht. Doch, was mich einfach nicht losließ waren seine Worte an Sam. War es wahr? Wollte er das wirklich? Stimmte es, dass Sam etwas für mich empfand? Seine Lippen, die sich mit meinen im Einklang bewegt hatten, sprachen jedenfalls dafür. Und was war mit mir? Steckte auch nur ein Funken Wahrheit in Bughuuls Worten? Abstoßend fand ich das Gefühl seiner weichen Lippen auf meinen nicht. Es war ein zarter, sinnlicher Kuss, der mein Herz erwärmte, was mich ganz schön verwirrte. Aber es setzte nicht dasselbe Feuer in mir frei wie es bei Dean der Fall war. Es war keine elektrisierende Spannung zwischen Sam und mir, die mich zu ihm hinzog und mich sehnsüchtig auf seine Berührungen warten ließ. Nur Dean konnte all diese Gefühle in mir auslösen, mit denen er mich letztlich aus den Fängen dieses Monsters befreite. Es war sein Kuss, der mich zurückbrachte. Das war doch schon Antwort genug, oder? Ich liebte Sam...aber nur wie einen Bruder, auch wenn dieser Kuss mich etwas daran zweifeln ließ. Wahrscheinlich war ich nur etwas durcheinander. Doch in meiner Liebe zu Dean bestand absolut gar kein Zweifel. Ich liebte ihn mehr, als ich jemals jemand Anderen lieben könnte. Das wusste er hoffentlich. Leider konnte ich ihm jetzt nichts sagen, weil ich mich ja eigentlich nicht daran erinnern konnte. Es nahm mir auch die Möglichkeit mit Sam darüber zu reden und ihn zu fragen, ob das Monster Recht hatte. Ich hoffte es war nicht so. Ich wollte ihn auf gar keinen Fall verletzen und die Sache zwischen uns verkomplizieren, was auch der Grund dafür war, dass ich die Beiden angelogen hatte. Nach allem, was ich gerade mit Dean durchmachte, brauchte ich die Freundschaft zu Sam. Bis zu diesem Zeitpunkt, konnte ich mit ihm in einem Bett schlafen und mich von ihm trösten lassen, ohne dass es komisch zwischen uns wurde. Eben, weil wir nur Freunde waren. Doch jetzt war es eigenartig und ich fing an alles zu hinterfragen. Aber, wenn er doch etwas für mich empfinden würde, hätte er mich doch sicher nicht so nah an sich heran gelassen. Es schien ihm doch die ganze Zeit nichts aus zu machen mich in seiner Nähe zu haben. Und ich kannte Sam. Er würde die Situation zwischen Dean und mir niemals ausnutzen. Ich durfte nicht glauben, was dieses Monster erzählt hatte oder was es mich hat sehen lassen. Vielleicht habe ich mir nur eingebildet, dass Sam den Kuss erwidert hatte oder das Monster hat mich glauben lassen, dass er das tat. Ich war einfach nur so durcheinander und voller Fragen, die keine Antworten erhalten konnten. Nur Sam konnte Licht ins Dunkle bringen, indem er mir die Wahrheit sagte, aber leider konnte ich ihn nicht fragen.
Ich zuckte zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf meine legte, entspannte mich aber sofort wieder, als ich sah, dass es nur Dean war. Behutsam strich er über meinen Handrücken und ließ damit eine wohlige Wärme durch meinen Körper strömen. Ich blickte zu ihm auf und sah in seine beruhigenden, grünen Augen. Sanft lächelte ich ihn an, bevor ich meine Augen wieder auf die Straße richtete und meine Finger mit seinen verschränkte. Das fühlte sich verdammt nochmal echt gut an. Ich war froh, dass er sich gerade nicht von mir abwandte, nach allem was das Monster mich tun ließ. Hoffentlich konnte ich ihm so zeigen, dass er nicht an meinen Gefühlen für ihn zweifeln musste.
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Say it if you can
Fiksi PenggemarDas Jägerleben war ein ständiges Spiel mit dem Tod. Noch nie war Hannah diese Tatsache so bewusst wie in der Nacht, in der Sam starb und Dean vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt wurde, die das Leben der drei Jäger gehörig auf den Kopf stell...