"Das kannst du deinen Bruder fragen"

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Nachdem mir Dean die wohl schlimmste Entscheidung seines Lebens offenbart hat, lief ich schnell ins Motelzimmer zurück, holte mein Handy und meine Tasche, in der ein paar Klamotten sowie mein Geldbeutel drin lagen und wollte gerade aus dem Zimmer stürmen, als Sam mich am Arm festhielt.

"Hannah, wo willst du hin ?"

"Sam, bitte lass mich gehen. Ich brauche jetzt erst einmal etwas Zeit für mich alleine"

"Ist etwas zwischen euch vorgefallen?", hakte Sam weiter nach, während er immer noch meinen Arm festhielt. Gott, ich weiß er kann nichts dafür, aber kann er mich jetzt nicht einfach gehen lassen? Ich will hier weg, noch bevor Dean wieder reinkommt. Kaum habe ich das zu Ende gedacht, machte er die Tür auf und trat ins Zimmer. Er warf mir erst einen schuldigen und gleich darauf, als er meine Tasche bemerkte und Sams Griff um meinen Arm entdeckte einen besorgten Blick zu, woraufhin ich mich von Sams Griff löste, mich zu Sam umdrehte und somit Dean den Rücken zuwandte.

"Das kannst du deinen Bruder fragen"

Als ich das gesagt hatte , warf Sam Dean einen verwirrten Blick zu, während letzterer auf den Boden sah. Ich ergriff meine Chance und lief wieder auf die Tür zu, um im nächsten Moment, wieder von Jemandem am Arm festgehalten zu werden, dieses Mal allerdings von Dean.

"Hannah, bitte bleib..."

"Nein Dean, lass mich gehen okay?", knurrte ich und löste mich von seinem Griff.

"Aber wo willst du hin?"

"Spazieren okay? Ich gehe jetzt spazieren...", sagte ich noch und verließ endlich dieses Zimmer.

Ich wusste zwar nicht wohin ich gehen sollte, aber eins stand fest, soweit wie möglich weg von Dean und diesem Motel. Also lief ich einfach die Straße entlang und entdeckte nach einer Weile eine Bar namens Nightlife. Ironischerweise hatte diese Bar sogar vormittags offen, worüber ich mich in meiner jetzigen Situation nicht beklagen konnte. Ich weiß unter normalen Umständen wäre das jetzt zu früh um sich zu betrinken. Aber nachdem dir die Liebe deines Lebens gesagt hatte, dass er seine Seele an die Hölle verkauft hatte und in einem Jahr sterben wird, ist es glaub ich verständlich dass man etwas braucht, dass es Einen für den Moment vergessen lässt oder zumindest den Schmerz für eine Weile betäubt.

***

Nach unzähligen, dummen Anmachsprüchen von selbstverliebten Arschlöchern und einen Haufen Drinks, die nur leider nichts gebracht haben, um meine Probleme zu vergessen, entschied ich mich dazu doch zu dem Motel zurückzukehren. Es wäre jetzt erst einmal das beste den Rausch auszuschlafen... und das, wenn ich es mir recht überlege am Besten in Deans Armen. Ich weiß, er hat mich mit dem, was er getan hat sehr verletzt und es tut immer noch weh, doch irgendwie kann ich ihn verstehen. An seiner Stelle hätte ich wahrscheinlich dasselbe getan. Ich möchte die wenige Zeit, die ich noch mit ihm habe, nicht mit Streiten verschwenden. Doch leicht angetrunken verließ ich mit wackeligen Schritten die Bar und machte mich auf den Weg in Richtung Motel. Es musste wohl schon mitten in der Nacht sein, weil es stockfinster war und weit und breit keine Menschenseele mehr zu sehen war. Der Himmel war von unzähligen Wolken bedeckt und es schien so, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen, was sich nach wenigen Minuten bewahrheitete. Ich zog meine Jacke enger um mich und beschleunigte meine Schritte, um schneller zu dem Motel zu gelangen, da der Regen immer stärker wurde. Diese Straße hatte schon etwas Gruseliges an sich, da nur vereinzelte Straßenlaternen den Weg beleuchteten, wodurch riesige Abschnitte komplett im Dunkeln lagen, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Man konnte noch nicht einmal die vereinzelten Seitengassen richtig wahrnehmen, was mich leicht beunruhigte. Ich hörte nur das Prasseln des Regens und das Klappern meiner Boots auf dem nassen Asphalt. Ich fühlte mich so, als wäre ich meiner Sinne beraubt. Ich hörte nichts... ich sah nichts. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei. Doch ich schenkte diesem Gefühl nicht weiter Beachtung, da es wahrscheinlich nur an der Situation lag, und lief einfach weiter. Nach einer Weile, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und bemerkte, dass ich ein paar verpasste Anrufe und Nachrichten von Dean und Sam hatte. Die machen sich wohl ganz schön Sorgen um mich. Ich war gerade dabei, Dean anzurufen, um ihm zu sagen, dass bei mir alles in Ordnung ist und ich gerade auf dem Weg zurück bin, als ich auf einmal am Arm gepackt und in eine der Seitengassen gezogen wurde. Durch den dadurch ausgelösten Schwung, knickte ich mit meinem Fuß um, woraufhin ich mit meinem Kopf gegen etwas Hartes knallte. Meine Sicht verschwamm. Das Letzte, was ich sah, war wie eine mir allzu bekannte Person auf mich zulief. Danach wurde alles um mich herum schwarz.

Hätte ich doch lieber auf mein Gefühl gehört...

Deans Sicht:

Nachdem Hannah verschwunden war, um hoffentlich wirklich nur spazieren zu gehen, versuchte ich mein Bestes Sams Fragen, nach dem, was Hannah mit "Das musst du deinen Bruder fragen", gemeint hatte, aus dem Weg zu gehen. Letzten Endes gelang es mir das Thema zu wechseln, indem ich ihn fragte, was in dem Dorf passiert war und wer dieser Mistkerl war, der Sam getötet hatte, was Sam jetzt allerdings noch nicht wusste. Er glaubte immer noch, dass er nur schwer verletzt war, und es Bobby gelang ihn rechtzeitig zusammen zu flicken. Früher oder später wird Sam wahrscheinlich die Wahrheit erfahren. Und Bobby wird mich wahrscheinlich umbringen, wenn er erfährt, was ich getan habe, um ihn zurück zu holen. Aber solange es noch geht, versuche ich ihm die Wahrheit zu verheimlichen. Ich will einfach nicht, dass er sich genauso fühlt wie ich, als Dad denselben Deal gemacht hat, um mich zu retten. Im Gegensatz zu mir hatte er allerdings nicht das "Glück" noch ein Jahr zu bekommen, bevor er von den Höllenhunden geholt wird. Auch wenn das mein Ende bedeutete und Hannah mir das wahrscheinlich nie verzeihen wird, dass ich mein Leben weggeworfen habe, damit Sam wieder lebt, bereue ich es nicht meine Seele für ihn verkauft zu haben. Ich hätte einfach nicht mit dem Gedanken leben können, dass Sam gestorben ist, obwohl es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihn wieder zurück zu holen.

Naja zurück zu dem, was in dem Dorf passiert ist: Ich erfuhr, dass Sam mit Andy, Ava und ein paar Anderen, die ebenfalls übernatürliche Fähigkeiten hatten, in dem Dorf gefangen war und Azazel von ihnen wollte, dass sie sich praktisch bis zum Tod bekämpfen bis nur noch einer übrig bleibt.

Das hörte sich an, als wäre er für den Zeitraum in Panem gewesen, und als wäre Azazel President Snow gewesen...

Sams "Mörder", dieser Mistkerl, war jedenfalls davon überzeugt, dass er derjenige sein sollte, der als Einziger lebend rauskommt, um Azazel im Alleingang zu töten.

Was für ein Blödmann. Als ob er ohne jegliches Hintergrundwissen eine Chance gegen Azazel haben könnte...

Zum Glück ist ihm das nicht gelungen, denn Sam meinte auch, dass Andy noch am Leben wäre. Naja zumindest hoffen wir das... Wer weiß, ob Jake nochmal zu ihm zurückgekehrt ist, um zu vollenden, was er angefangen hat.

Als ich das erfuhr und es auch schon ganz schön spät wurde, versuchten wir Hannah anzurufen und das leider vergeblich. Sie ging auch beim gefühlt hundertsten Mal nicht ran, was mich jetzt beunruhigte. Was wenn ihr etwas zu gestoßen ist?

"Langsam mache ich mir echt Sorgen um sie, Sam. Es ist schon halb 12 und sie ist immernoch nicht da. Sie geht noch nicht einmal ans Telefon...", sagte ich an Sam gewandt, der mich mit einem mitfühlenden Blick ansah.

"Dean beruhige dich. Ihr habt euch gestritten. Vielleicht geht sie absichtlich nicht ran. Sie kommt bestimmt bald wieder", erwiderte Sam, während er von seinem Stuhl aufstand und sich neben mich auf das Bett setzte.

"Ich bin mir zwar zu hundert Prozent sicher, dass sie die Anrufe absichtlich nicht angenommen hat, aber ich hab da irgendwie so ein schlechtes Gefühl. Vor allem, weil sie schon den Ganzen Tag weg ist und es schon so spät ist", murmelte ich, während ich besorgt auf den Boden sah. Ich kann nicht einfach hier rumsitzen und auf sie warten. Ich muss sie finden und wieder zurück holen. Wenn ihr etwas zu stößt, werde ich mir das niemals verzeihen. Gerade als ich aufstand und meine Schlüssel in die Hand nahm, um sie suchen zu gehen, klingelte mein Handy. Es war Hannah...

Ohne zu zögern nahm ich sofort ab.

Gott sei dank, hat sie endlich zurückgerufen.

"Hannah? Wo bist du?", fragte ich sofort, allerdings kam keine Antwort. Nach einigen Sekunden kam nur ein Schrei und dann hörte ich einen Knall.

"HANNAH?!", schrie ich jetzt ins Telefon... aber natürlich kam jetzt keine Antwort. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht.

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