"Woher der Sinneswandel?"

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Dean

Peter war nicht mehr aufzufinden. Als James und ich bei Sam ankamen, war er bereits fort. Wir hatten bestimmt eine geschlagene halbe Stunde damit verbracht nach ihm zu suchen, bis wir an einem umgefallenen Baum angekommen waren, vor dem eine Videokamera auf dem Boden lag. Es war die von Peter wie James festgestellt hatte. Natürlich verschwendete er keine Zeit damit Sam und mir sofort Anschuldigungen an den Kopf zu werfen. Von wegen wir hätten etwas damit zu tun und dass es ja schon seltsam wäre, dass Sam noch da war, aber Peter nicht. Mal ehrlich, was dachte sich der Kerl eigentlich? Dass wir nichts Besseres zu tun hätten, als durch diesen bescheuerten Wald zu laufen und wahllos Leute anzugreifen? Als hätten wir nicht auch so schon genug andere Probleme, um die wir uns kümmern mussten. Stattdessen halfen wir diesen undankbaren Kindern dabei am Leben zu bleiben, was sie uns nicht gerade leicht machten.

Leider war die Kamera bereits zu sehr geschädigt gewesen, sodass jegliche Hoffnung auf einen Hinweis darauf, was mit Peter geschehen sein könnte, weg war. Gott sei Dank war es uns gelungen, James davon abzuhalten eine weitere Dummheit zu machen und tiefer in den Wald zu gehen, um nach seinem Freund zu suchen. Jetzt wo es dunkel war, hatten wir da draußen kaum eine Chance. Wir konnten nur hoffen, dass er noch da draußen war und wir ihn finden würden, bevor es zu spät war. Wenn diese Kreatur ein Wendigo war, standen die Chancen zumindest nicht gleich null, dass er noch lebte. Aber da wir es leider noch nicht genau wussten, konnten wir uns da nicht so sicher sein...

"Woran denkst du gerade?", unterbrach Hannah meine Gedanken und zog nun meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie setzte sich neben mich ans Lagerfeuer und streckte ihre Hände aus, um sie am Feuer zu wärmen.

"In was für einer miesen Situation wir uns gerade befinden", seufzte ich und erwiderte ihren Blick. Hannah nickte und richtete ihren Blick wieder aufs Feuer.

"Ja, das lief alles nicht so wie geplant"

Wann tat es das schon? Es gab so einiges, was ich mir deutlich anders vorgestellt hatte. Aber das Leben hatte andere Pläne mit uns. Grausame, ungerechte Pläne, die alles veränderten und großen Schmerz verursachten. Nicht nur bei ihrem eigentlichen Ziel, sondern auch bei den Menschen, denen man etwas bedeutete und die diesen Schmerz am aller wenigsten verdienten. Bei diesem Gedanken fiel mein Blick auf Hannah. Ihre Augen waren starr aufs Feuer gerichtet und es zeichneten sich dunkle Augenringe unter ihnen ab. Ihre Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst und ihre Schultern hingen schlaff herunter. Man sah ihr die Erschöpfung glasklar an.

"Alles okay? Warum bist du noch wach?", sprach ich meinen Gedanken aus.

"Ich dachte, ich bleib noch ein bisschen bei dir und leiste dir Gesellschaft", erwiderte sie und lächelte mich erschöpft an.

"Du solltest besser schlafen gehen. Ich sehe, dass du müde bist"

"Ach was, nein es geht mir gut, Dean. Ich bin fit, wie ein Turnschuh!", winkte sie ab und entlockte mir damit ein Lachen. Dennoch glaubte ich ihr nicht. Der Tag war ziemlich anstrengend und hatte ihr sehr viel abverlangt. Gerade die Sache mit Talia und Lane vorhin. Ihr Körper verlangte sichtlich nach Schlaf, aber etwas hielt sie davon ab diesem Bedürfnis nachzugehen. Und irgendetwas sagte mir, dass es damit zu tun hatte, dass wir nur noch ein Zelt übrig hatten, was wir uns teilen mussten.

"Es liegt an Sam, oder?"

Leicht ertappt hob sie nun ihren Blick und sah mich betrübt an, bevor sie auf das besagte Zelt sah, in dem Sam gerade schlief.

"Es ist komisch zwischen uns seit dieser Nacht..."

Ich nickte und sah sie mitfühlend an. Das alles muss sehr verwirrend für sie sein, wenn man bedenkt, dass sie sich an nichts davon erinnern konnte. Ich wünschte ich könnte das auch nicht.

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