Dean
Verwirrt blickte ich mich in meinem viel zu hellen Zelt um und rieb mir gähnend den Schlaf aus den Augen. Sonnenstrahlen schimmerten durch das dünne Material und zeigten mir, dass es auf keinen Fall noch Nacht sein konnte. Verdammt, wie spät war es? Hatte ich die ganze Nacht geschlafen? Warum hatte Sam mich denn nicht aufgeweckt? Vielleicht war ihm etwas zugestoßen? Sofort richtete ich mich auf. Ich zögerte keine Sekunde, zog mir schnell was über und verließ mein Zelt. Als ich mich nach ihm umsah, entdeckte ich ihn mit geschlossenen Augen an einen Baumstamm neben der Feuerstelle, gelehnt sitzen.
"Sam?", fragte ich besorgt und rüttelte an seiner Schulter. Erleichtert atmete ich auf, als er blinzelnd seine Augen öffnete und mich verwirrt anblickte.
"Dean?"
"Was ist passiert? Warum hast du mich nicht aufgeweckt? Hat dich jemand angegriffen ?", bombardierte ich ihn mit Fragen und blickte mich in der Gegend um. Es war allerdings keine Spur von einem möglichen Angriff zu sehen. Eigenartig...
"Nein, ich bin wohl eingeschlafen"
Was?! Will er mich verarschen? Ich hab mir Sorgen gemacht, verdammt nochmal!
"Du Idiot! Ich dachte schon, dir wäre was passiert. Wir haben uns doch geeinigt, dass wir uns abwechseln"
"Ja, tut mir Leid. Ich dachte, ich würde das schon schaffen"
"Was ist denn bloß los mit dir? Du verhältst dich eigenartig, seitdem wir den letzten Fall beendet haben"
"Dean, es ist nichts. Ich wollte nur, dass ihr Beide euch ausruht. Das ist alles"
Das glaubte ich ihm nicht. Ich wusste, dass es am letzten Fall lag. Er verhielt sich schon die ganze Zeit über total abweisend und ging Hannah und mir so oft wie nur möglich aus dem Weg. Ich konnte ihm nicht verdenken, dass der letzte Fall ihn mitgenommen hatte. Das hatte bei uns allen einige Kratzer hinterlassen, seelisch wie physisch, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass es vor allem an der Tatsache lag, dass Hannah ihn geküsst hatte. Und das ließ mich denken, dass sie ihm vielleicht mehr bedeutete, als er vorgab...Stopp! Ich wollte gar nicht erst an sowas denken. Das war schließlich mein Bruder. Bughuul spielte wohl immer noch mit meinen Gedanken. Bis Sam mir nicht selber sagte, wie er wirklich zu Hannah stand, würde meine Gedankenwelt ein einziges Chaos bleiben.
"Dean, alles okay?"
Sam holte mich damit nun wieder in die Realität zurück. Ich habe mich wohl etwas zu sehr in meine Gedanken vertieft. Ich nickte nur darauf und stand wieder auf.
"Ich sehe mal nach Hannah"
Mit diesen Worten wandte ich mich von Sam ab und lief auf Hannahs Zelt zu. Unschlüssig stand ich nun davor und wusste irgendwie nicht so genau, was ich jetzt machen sollte. Konnte ich einfach reingehen? Oder sollte ich mich vorher ankündigen? Es war alles so ungewohnt, seitdem wir nicht mehr zusammen waren. Hin und wieder gab es Momente der Schwäche, in denen es sich für einen kurzen Augenblick so anfühlte, als wäre alles wieder beim Alten. Und dann gab es Momente wie diesen, in denen ich nicht wusste, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Aber was sollte ich denn tun? Klopfen ging schlecht...
Ich hasste es mir den Kopf darüber zu zermartern. Das war doch vollkommener Schwachsinn. Es war ja nicht so, dass ich sie gleich beim Umziehen erwischte. Wäre sie wach, würde ich das hören. Das Zelt war schließlich nicht schalldicht. Und selbst wenn, der Anblick wäre mir nicht neu...Oh man, egal. Ich gehe jetzt einfach rein und sehe nach ihr. Nachdem ich auch den letzten Zweifel im Keim erstickt hatte, machte ich den Reißverschluss des Zeltes auf. Wie ich es erwartet hatte, schlief sie noch.
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Say it if you can
Fiksi PenggemarDas Jägerleben war ein ständiges Spiel mit dem Tod. Noch nie war Hannah diese Tatsache so bewusst wie in der Nacht, in der Sam starb und Dean vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt wurde, die das Leben der drei Jäger gehörig auf den Kopf stell...