Kapitel 6: Albträume

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Ich wurde schreiend wach.

Meine Türe wurde mit voller Wucht aufgerissen und eine verschreckte Mimosa stand in der Tür, ihr Grimoire in der Luft schwebend und sie jederzeit bereit, anzugreifen.

Meine Wenigkeit hingegen starrte verstört die gegenüberliegende Wand an, die Tränen liefen mir in Strömen übers Gesicht, während die Erinnerungen an den schrecklichen Traum bereits verblassten. Die Panik und meine Angst blieben allerdings.

"Hey, hey, alles ist gut, du bist in Sicherheit. Es war nur ein Albtraum, mehr nicht..." meinte Mimosa und schritt langsam auf mich zu, ich hingegen fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar, allerdings bestärkte das nur meine Panik.

Mimosas starker Griff um meine Handgelenke holte mich aus meiner Angst heraus und ich sah ihr sofort in die grüngoldenen Augen, die mir das Gefühl von Sicherheit gaben. "So und jetzt atmest du zusammen mit mir. Und ein... und aus..."

Das wiederholte sie noch einige Male, bis ich erleichtert durchatmen konnte und mir die Tränen schließlich vom Gesicht wischte. "Kannst du mir erzählen, was du so schlimmes geträumt hast?" fragte sie mich schließlich, nachdem sie meine Zimmertür geschlossen hatte.

"Ich... ich kann mich nur noch an einen unglaublichen Schmerz in meiner Brust erinnern. Und da war- da war diese komische Licht und das ganze Blut überall..." kratzte ich alles zusammen, was mir noch im Kopf geblieben ist, allerdings bereitete mir das schon starke Kopfschmerzen.

Im nächsten Moment spürte ich Wärme um mich herum, was mich wieder aufblicken ließ.

Mimosa hatte mich in den Arm genommen.

"Es war nur ein Traum, Aya. Versuch nochmal zu schlafen, ja?" munterte mich die Brünette auf, allerdings wusste ich, dass ich nicht mehr alleine schlafen würde können. "Würde es dir was ausmachen... wenn du bei mir schläfst? Nach Albträumen schaffe ich es nicht mehr, alleine einzuschlafen." nuschelte ich leise zu ihr, was sie zum Kichern brachte.

Meine Wangen brannten daraufhin.

Die waren sicherlich jetzt knallrot angelaufen.

"Natürlich. Ich finde die Atmosphäre in deinem Gemach eh entspannter als in meinem, da meine Magie nicht von selbst einfach mal Pflanzen an Wänden wachsen lassen kann." meinte sie daraufhin, weshalb ich noch schnell ein weiteres Kissen hervorzauberte und es neben meines legte. "Danke..." kam es wieder nur nuschelnd von mir, ehe ich mich wieder zurücklegte und darauf wartete, dass Mimosa es mir gleich machen würde. "Schlaf schön, Mimosa." flüsterte ich, ehe mir wieder die Augen zufielen und ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, kuschelte ich mich näher an die Wärmequelle neben mir und atmete tief ein. "Wie ein Engel..."

Und mit diesen Worten wurde ich jetzt richtig wach. Das war nicht Reccas Stimme, die ich normalerweise als Schmusekissen benutzte. Dann fiel mir ein, dass ich ja jetzt in der goldenen Morgendämmerung war und Mimosa gestern entschieden hatte, bei mir zu bleiben, nachdem ich sie darum gebeten hatte.

Aufquieckend richtete ich mich sofort auf und versuchte kurz wieder die Orientierung wiederzufinden. "Entschuldige bitte! Oh Gott, ist mir das jetzt peinlich!" stotterte ich vor mich hin, während meine Wangen rot anliefen.

Mimosa hingegen lächelte mich friedlich an und musste dann kichern, was mich dazu brachte, noch roter im Gesicht zu werden. "Alles in Ordnung, es freut mich dass du wegen mir gut schlafen konntest." meinte sie und brachte mich mit ihrer Niedlichkeit fast um.

"Ich- Ich glaube ich geh duschen! Willst du etwas zu trinken?" fragte ich nach und klatschte mir mit den Händen ins Gesicht, um mich wieder zu beruhigen. "Alles gut, ich würde aber jetzt in mein Gemach zurückkehren, um mich umzuziehen. Beeil dich am besten, in einer halben Stunde gibt es Essen." meinte sie und stand schließlich auf.

Rot vor Scham bedankte ich mich nochmal für ihre Hilfe und schloss dann die Tür hinter ihr, damit ich mich an dieser kurz herabgleiten lassen würde.

Anderen Menschen gegenüber war ich eigentlich immer höflich und zuvorkommend, beim Adel allerdings nicht. Außer bei denen, die sich nicht so wie der normale Adel verhielten. Sprich, welche wie Mimosa.

Seufzend atmete ich ein letztes mal durch, ehe ich zum Kleiderschrank ging und diesen öffnete.

Wow, eine gesamte Garnitur an Kleidung! Und als ich mir dann ein schlichtes Hemd und eine Hose herausnahm, schienen sie auch sofort die Größe zu ändern!

Luxus, das musste ich dem Adel lassen, dass konnten sie gut. Auch wenn sie es nicht mit der gemeinen Bevölkerung teilten.

Schnell verwarf ich den Gedanken, nahm die Kleidung an mich und spazierte damit in das Bad, das direkt an meinem Zimmer angrenzte und schloss mich in diesem ein.

Der Traum war schon längst vergessen, als ich mich unter den Wasserstrahl stellte, der sofort eine angenehme Kälte über mich ergoss. So konnte ich auch aufwachen und entspannen.

Ich brauchte vielleicht fünf Minuten, ehe ich fertig geduscht und mit einem Handtuchturban über dem Kopf aus eben jener Dusche austrat und mich einmal kurz umsah.

Ein im Boden eingelassenes Becken dampfte vor sich hin und gegenüber diesem Beckens erkannte ich einen riesigen Spiegel, von welchem ich natürlich sofort wegsah, der Anblick meines Körpers hatte mir noch nie gefallen und würde es in naher Zukunft auch nicht, einfach weil... weil er viel zu weiblich war.

Kurzerhand schnappte ich mir die Kleidung, die ich vorher schon herausgelegt hatte und zog mir diese über.

Danach wandte ich mich meinem Spiegelbild zu.

Die Male in meinem Gesicht schienen viel heller zu leuchten, da meine Wangen immer noch leicht gerötet waren, allerdings fand ich sie irgendwie immer schöner.

Meine Ohren hingegen, die waren gerade noch vom Handtuch bedeckt, die fand ich viel zu anders, als sie schön finden zu können...

Seufzend zog ich das Handtuch von meinem Kopf und nutzte den Wind und das Feuer, um meine Haare trocknen zu können. Das dauerte auch nicht allzu lange, weshalb ich mich nun aus dem Bad bewegte, um mir Schuhe und Uniform zu holen, welche ich auch direkt überzog und schließlich aus meinem Zimmer trat, wobei ich darauf achtete, dass meine Ohren jederzeit von meinem Haar bedeckt waren.

Sanft klopfte ich an Mimosas Tür, woraufhin irgendwas dumpfes auf den Boden aufschlug. Besorgt öffnete ich langsam die Türe und trat dann, nachdem ich hineingelinst hatte, hinein.

"Alles in Ordnung, Mimosa?" fragte ich sanft, als ich den Kamm in ihren Haaren entdeckte.

Sie schien wohl Probleme mit dem Kämmen ihres Haares zu haben, weshalb ich ihr erstmal aufhalb und dann den Kamm vorsichtig aus ihrem Haar löste.

Im Waisenhaus hatte ich Recca immer die Haare gebürstet, deshalb machte ich das gleich auch bei meiner braunhaarigen Kollegin, die daraufhin rot anlief. Bestimmt war es für sie unter aller Würde, dass ein Bauernmädchen wie ich, ihr das Haar kämmte.

Allerdings schien ich mich zu irren, als sie ein leises Danke flüsterte.

Mein Lächeln wurde breiter.

Es gab also noch Hoffnung in dieser verdrehten Ständegesellschaft. "Du hast viel und vor allem dickes Haar, das verknotet sich sehr schnell. Recca, ein Kind aus der Kirche, hat das gleiche Problem, ich habe ihr dann immer geholfen. Wahrscheinlich helfen dir deine Kammerzofen dabei, nicht wahr?" fragte ich sanft, was sie mir mit einem Nicken bestätigte.

"Wenn du willst, kann ich dir damit helfen, ich habe da schon einige Erfahrungen mit gemacht." bot ich ihr an, woraufhin sie noch etwas roter im Gesicht wurde und wieder nickte.

Ich beendete das Kämmen und bemerkte daraufhin dann, dass es gleich essen geben würde und drängte die brünette dazu, sich zu beeilen, ehe wir schon wie gestört los liefen. Ich hatte nicht unbedingt die Lust, an meinem ersten Tag zu spät zum frühstück zu erscheinen-

Und schwups, schon hatten wir es gerade noch rechtzeitig geschafft, allerdings waren wir beide etwas außer Atem, ändern würde ich es eh nicht mehr können.

Deshalb betraten wir auch direkt den 'Speisesaal' und im nächsten Moment landeten alle Blicke auf uns.

Unangenehm~

Das Leid der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt