Kapitel 34: Ein Geschenk des Ordensführers

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"So, jetzt kann ich Sie mit gutem Gewissen entlassen, Aya." meinte Owen und lächelte mich an. Eben hatte er noch meine Reflexe getestet, jetzt sagte er endlich das, worauf ich schon die ganze Zeit wartete.

Ich hatte mir wirklich mit der Therapie Mühe gegeben und immer gut mitgemacht, was sich jetzt endlich bezahlt macht. Zwar konnte ich nicht zu 100% sicher auf den Beinen laufen, aber es reichte aus, um zum Sternenfest gehen zu können.

Deshalb musste ich jetzt auch auf meine Begleitung von meinem Ritterorden warten, schließlich war ich noch etwas wackelig und meine Magie zu schwach. "Sicher, dass ich nicht einfach alleine zurückgehen kann?" fragte ich nach wenigen Minuten, doch Owen schüttelte den Kopf.

Leise seufzend lehnte ich den Kopf an der Wand hinter mir an und hofft einfach, dass die Person, die mich abholen kommen soll, bald kommt.

Sonst würde ich einfach meine Sachen packen und selbst gehen.

Es klopfte, weshalb ich aufsah und dann fiel mir die Kinnlade herunter.

"Ordensführer Vangeance, Sie holen mich ab?" fragte ich leise nach und erhielt ein kurzes Nicken sowie ein freundliches Lächeln von meinem Boss.

"Gut, da Sie ja jetzt da sind, William-Sama, kann Miss Aya nun gehen. Ich hoffe, Sie führen Ihre Übungen weiterhin gut durch und genesen. So oft will ich Sie im Heilerturm nun nicht antreffen." meinte der Herr und grinste mich dabei an, während ich kurz kicherte. Der Mann hatte wirklich einen guten Sinn für Humor.

Nun stand ich vor dem Turm und sah mich einmal kurz um. Schließlich war das die letzte Zeit mein Zuhause gewesen, da brauchte ich eine ruhige Sekunde, um mich zu verabschieden.

"Ich habe dich bereits vermisst, Aya. Und ich freue mich, dass du wieder zurückkehrst. Ich habe für das Sternenfest ein Kleid für dich ausgesucht, ich hoffe doch sehr, dass es dir kein Problem bereitet?" fragte mein Ordensführer besorgt nach, woraufhin ich rot anlief.

"Danke sehr für Ihre Wertschätzung und das Geschenk. Ich frage mich nur, wieso Sie das tun, schließlich bin ich doch nur eine Ihrer Ordensritter und das auch keine gute. Immerhin habe ich mehr Zeit im Heilerturm verbracht als auf dem Kampffeld." meinte ich und begann dabei mit einer Strähne meines Haares zu spielen.

Stille herrschte kurz zwischen uns, ehe William meine Hand nahm und seine eine Hand auf meine Wange legte.

Das Blut schoss mir ins Gesicht, während ich verlegen zu Boden sah und versuchte, ruhig zu atmen.

"Du bist die stärkste magische Ritterin, die ich im Orden habe und dabei ein sehr freundlicher Mensch und zielgerichtet in die Zukunft. Deine Einstellung und deine Stärke faszinieren mich."

Mein Herz begann zu rasen, da hob er schließlich mein Kinn an und zwang mich so, in seine violetten Augen zu sehen, die mir so viel Wärme entgegenstrahlten, dass mir beinahe der Atem weg blieb.

Mein Ordensführer lächelte mich sanft an, ließ dann ab von meinem Gesicht und nahm erneut meine Hand, während sein Grimoire vor ihm auftauchte und er einen Besen herbeizauberte.

William hob diesen mit seiner Magie an und ließ mich drauf sitzen, während er sich vorne hinsetzte und mich dazu zwang, nachdem er ziemlich beschleunigte, meine Arme um ihn zu schlingen.

Oh heilige, mein Herz rast ja wirklich und mein Gesicht fühlt sich heiß an. Hoffentlich bekomme ich kein Fieber...

Nach wenigen Minuten erreichten wir unser Ziel und betraten das Hauptquartier der goldenen Morgendämmerung, nachdem der Besen von William weggebracht wurde, ich hatte mich in den Arm von ihm eingehakt und zusammen liefen wir zu meinem Zimmer, welches ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.

Es dauerte seine Zeit, da ich nach den Treppen etwas aus der Puste war, aber wir erreichten die Zimmertüre, welche ich vorsichtig öffnete.

Alles schien wie vorher zu sein, nur das Kleid auf meinem Bett war neu.

Langsam schritt ich auf jenes zu, gespannt darauf, zu sehen, was mir William für ein Kleid geholt hatte und legte dann meine Hand über den Mund, während mir die Tränen aus den Augen traten.

Das Kleid war wundervoll. Es hatte einen Meerjungfrauenschnitt, verlief von oben ab dem Herzausschnitt weißfarben hinunter zum Boden in ein sanftes Gold, wie jenes Gold während der Morgendämmerung. Es hatte keine Ärmel und würde mir schätzungsweise knapp über die Knöchel hängen.

Neben dem Kleid befand sich ein Tuch, ich wusste nicht genau, für was das war. Und schließlich entdeckte ich wunderschöne Schuhe, die ich mir nicht mal im Traum hatte vorstellen können. Es waren leicht hohe Schuhe, also alles noch im Bereich des möglichen, während die Schnüre hinauf zum Knie gehen würden und immer mal wieder waren kleine goldene Schmetterlinge und Herzen eingearbeitet.

"Das kann ich doch gar nicht annehmen, all das kostet so viel wie mein gesamtes Dorf jemals wert sein könnte!" meinte ich an William gerichtet, doch er war bereits aus dem Zimmer verschwunden und hatte die Türe geschlossen.

Also atmete ich zittrig ein und setzte mich dann an den Tisch, der gegenüber vom Bett stand und einen massiven Spiegel vorhängen hatte.

Ich sah mich an.

Mein weißes, mittlerweile knielanges Haar war etwas verwuschelt, unter meinen Augen waren dunkle Augenschatten zu sehen, welche ich auf jeden Fall abdecken muss und meine Arme...

Warte mal, ich kann das Kleid doch gar nicht anziehen, meine Narben!

Die kann dann doch jeder sehen, alle werden mich auslachen, weil ich damit absolut lächerlich aussehen werde.

"Zieh bitte das Kleid an, Aya. Ich sehe, wie sehr du mit dir kämpfst, aber dein Ordensführer hat sich wirklich Gedanken gemacht, was gut zu dir passen würde." erklang Bells Stimme neben meinem Ohr, weshalb erstmal mein Herz stehen blieb.

Ich seufzte. Sie hatte ja recht, ausprobieren kann man ja immer noch.

Also deckte ich schnell mit Concealer und Puder meine Augenringe ab und tuschte dann meine Wimpern, ehe ich mich langsam dem Kleid näherte.

Mein Herz begann zu rasen, doch ich zwang mich dazu, mich zu entkleiden und das Kleid anzuziehen.

Bell schloss den Reißverschluss, woraufhin ich in die Schuhe schlüpfte und mich dann dem Spiegel zuwandte.

Man konnte die Narben wirklich sehen.

"Ich sehe-"

"Du siehst wunderschön aus, Aya!" kam es von der Türe, wo ich Mimosa, Klaus und Yuno entdecken konnte, die allesamt rot angelaufen waren.

Vorsichtig lächelte ich und atmete dann zittrig durch.

Um meine Nervosität zu überspielen, trug ich einen roten rosanen Lipgloss auf und atmete dann durch.

Erst jetzt fiel mir das Tuch auf, dass immer noch auf meinem Bett lag, also holte ich es kurz und betrachtete es fragend.

"Das legst du dir um die Arme, ich helfe dir schnell." kam es von Mimosa, die mein Zimmer betrat und das Tuch an sich nahm. Mit geschickten Griffen legte sie das Tuch vom Rücken um meine Arme, die Enden fielen lose herab.

Jetzt betrachtete ich mich erneut und konnte irgendwie nicht anders als zu lächeln, so klein wie Mimosa neben mir wirkte.

Ich hoffe wirklich, dass man meine Narben nicht zu sehr betrachten würde...

Das Leid der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt