Die Tage vergingen sehr schnell. Morgen würde der Vollmond am höchsten stehen und die Manastarke Zone etwas beruhigen, damit wir wenigstens eine Chance hatten, den Unterwassertempel betreten zu können.
Meinen neuen Zauber habe ich jetzt einige male ausprobiert und geübt und brauchte zum Ausüben nicht mal mehr das Mana des Wasser und die Form auflösen ging jetzt auch viel schneller. Schmerzhaft war es aber immer noch.
Jetzt saß ich im Schein des beinahe vollen Mondes und beobachtete Noelle dabei, wie sie ihren Zauber übte. Zusammen mit Kahono, die Noelle schon seit Tag eins unterstützte und versuchte, ihr zu helfen.
Ich traute ihr nicht. Sie tat das nicht, um Noelle zu helfen, sondern sie erwartete bestimmt eine Gegenleistung.
Aber zugeben muss ich eins: ihre Stimme war wunderschön.
"WIE BITTE?" unterbrach mich angesprochene auch direkt und rannte dann mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu.
Ihre Augen glitzerten ähnlich wie die von Julius, wenn er von einem neuen Zauber oder einer unbekannten Magie hörte.
Also ahnte ich schon, was gleich geschehen würde.
"Noelle-San hat mir eben von deinem neuen Zauber erzählt! Möchtest du ihn mir zeigen?" meinte sie und legte dabei ihre beiden Hände auf meine Schultern, was mich etwas einschüchterte.
Mein Grimoire erhob sich direkt neben mich, als ich einmal seufzte und schließlich geschlagen nickte.
Was solls, ich kann den Zauber ja mittlerweile einigermaßen gut beherrschen.
"Naturmagie: Geschöpf des Meeres!" rief ich den Zauber aus und erhob mich dabei, was mich damit mit den Füßen voran im Wasser stehen ließ.
Dieses begann wieder einen Strudel um mich zu bilden, hüllte dabei meinen vollständigen Körper ein und ich krümmte mich wieder zusammen. Keinerlei Luft kam mehr in meine Lunge und der Schmerz in den Beinen knockte mich für wenige Millisekunden aus, ehe ich fluchtartig ins Wasser stürzte und dort erst einmal tief einatmete.
Junge, dieser Zauber war verdammt anstrengend und schmerzhaft.
Kahono kam, ohne Rücksicht auf ihre Kleidung zu nehmen, hinterher gestürzt und sah mich mit großen Augen an. Ich schlug einmal mit der Flosse aus und näherte mich ihr. Um sie herum erkannte ich eine Manaschicht, die ihr das atmen ermöglichte. "Ich wusste schon die ganze Zeit, dass etwas mit dir nicht stimmt. Du bist aus dem Unterwassertempel, nicht wahr?" fragte ich nach und kreuzte die Arme vor der Brust.
Sie begann sich am Nacken zu kratzen und seufzte dann.
"Ja, das stimmt. Ich bin eine der Tempelwächter und die Enkelin des Oberpriesters." meinte sie und lächelte mich dabei herzhaft an.
Und genau jetzt machte es klick bei mir. Warum ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. "Dein Lächeln war die ganze Zeit nicht echt." meinte ich und ließ die Arme sinken. Sie nickte traurig und sah Richtung Boden, der sich direkt unter uns befand.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. "Gut, dass ich weiß, wie schön dein echtes Lächeln sein kann." meinte ich ehrlich zu ihr und nahm sie einmal kurz in den Arm, die Flosse versuchte ich dabei nicht gegen ihre Beine schlagen zu lassen. Sie war zu stark, ich hatte sogar Magna damit ein Bein gebrochen.
Glücklicherweise verfügte ich über einige Heilzauber, die ihn sofort wieder richteten.
"Deine Magie ist wirklich erstaunlich, Aya." meinte sie dann und mein Lächeln wurde noch etwas breiter. "Sie ist aber auch eine Bürde." konterte ich seufzend und gab den beiden, die sich am Strand befanden ein Zeichen, dass es uns gut ging, da fragte Kahono auch schon, was ich mit meiner Aussage meinte. "Seit ich denken kann, fühlte ich mich mit der Natur verbunden. Anders, als du es vielleicht verstehen würdest. Das Mana der Luft, der Erde, des Wassers, selbst das Knistern des Feuers und den Einschlag eines Blitzes verstehe ich, als würde jemand mit Worten zu mir sprechen.
Ich erhielt diesen Zauber, als ich mich das erste mal mit dem Mana des Meeres verband, zunächst unbewusst, dann in voller Absicht. Jedes Lebewesen spricht durch sein Mana mit mir, Bäume, Pflanzen, Tiere all dies kann ich verstehen, wie ich dich jetzt verstehe.
Als ich noch jünger war, verwirrte mich das und ängstigte mich sogar soweit, dass ich mein Zimmer nicht mehr verlassen wollte. Mit der Zeit lernte ich, auf die Stimmen zu hören und konnte auch Gefahren erkennen, die kein anderer sehen konnte. Zog ein Gewitter auf, sprach der Wind mit mir, sollte es überfluten, so warnte mich das Wasser.
Bisher habe ich mit niemanden darüber gesprochen, nur du weißt bescheid." meinte ich und wandte mich im sprechen dabei von ihr ab und sah in die Weiten des Meeres.
Das Wasser schien ruhig und lauschte auf sanfte Art meinen Worten und schickte mir dann tröstende Worte zu.
"Erstaunlich. Du scheinst vom Mana geliebt zu werden." meinte Kahono und legte eine Hand sanft auf meine Schulter ab.
Unbewusst legte ich meine über ihre und lauschte für eine Sekunde den Wellen, ehe ich mich wieder an die Unterwassertemplerin wandte.
"Du musst bald zurückkehren, deine Familie erwartet dich. Und keine Sorge: ich werde dich nicht an meine Kollegen verraten. Mit deiner Hilfe kann Noelle endlich ihre Magie zu verstehen lernen." meinte ich und wies dann auf die Oberfläche.
Kahono nickte mir kurz zu und schwamm dann langsam gen Strand zurück, während ich mich noch etwas in der Stille des Meeres entspannte. Die meisten Bewohner des Wassers schliefen schon, deshalb war nur die hauchende Stimme des Wassers anwesend.
Langsam schwamm ich entgegen Astas Beine, die mir langsam entgegen kamen, ehe ich auch schon auftauchte und dabei den Zauber löste, der mich in dieser Form hielt. Oben angekommen, hatte ich bereits meine Beine wieder und sah Noelle entgegen, die sich wieder einmal in ihrer Wasserblase eingesperrt hatte.
Der schwarze Stier feuerte sie dabei ein, Asta eingeschlossen und in ihr drin schien sich ein Entschluss zu fassen.
"Du brauchst keine glückliche Erinnerungen aus deiner Familie zu erzwingen. Diese Familie, dein Orden, schenkt dir das, wonach du dich am meisten sehnst." meinte ich zu ihr und erschreckte sie in ihrem Handeln, allerdings sah ich einige glitzernde Tränchen in ihren Augen.
Und dann öffnete sich ihr Grimoire zeitgleich mit meinem.
Wir erhielten beide einen neuen Zauber.
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Das Leid der Elfen
FanfictionDen Blättern des Kleeblatts wohnen „Aufrichtigkeit", „Hoffnung" und „Liebe" inne. Im vierten Blatt verbirgt sich das „Glück". Und im fünften wohnt der „Teufel". ----------------------------- Aya, die ältere der zwei talentierten Waisenkinder aus Ha...