Kapitel 29: Der Fluch

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"Ein Fluch also?" fragte ich erneut nach und sah dem Herren vor mir ins Gesicht, der aber anders aussah, als ich ihn in Erinnerung hatte.

Stille durchdrang den Raum, die nur von meinem schnellschlagenden Herzen durchbrochen wurde.

Seitdem ich den Unterwassertempel verlassen habe, sah ich die Welt nicht mehr so, wie sie einst war. Der Tempel an sich war viel blumiger und sah jünger aus, die Menschen waren anders und strahlten mehr, Vetto, der vorher wie ein behaarter Affe aussah, sah viel jünger aus und auch irgendwie hübscher.

Naja, seine Leiche zumindest.

Luck sah auch nicht mehr aus wie Luck, sondern jünger und glücklicher...

Und seine Ohren waren genauso spitz wie meine.

Bei Gauche war dieser Fall ebenso eingetreten, weshalb ich verstört wieder in Clover angekommen war.

Owen hatte sich genauso verändert wie Gauche und Luck, woraufhin ich ihn gleich gefragt habe, ob seine Ohren schon immer so spitz waren und es mir nur nicht aufgefallen war.

Daraufhin meinte er, ich würde es mir nur einbilden und begann dann, meine Augen zu untersuchen, als ich ihm von dem Vorfall berichtete.

"Du hast deine Sehkraft verloren. Aber blind scheinst du nicht zu sein, nur anders zu sehen scheinst du." stellte er fest und versuchte das dann zu behandeln.

So sind wir dann zu dem Entschluss gekommen, dass mich Vetto mit einem Fluch belegt hat.

"Leider hat sich der Fluch soweit in deinen Sehnerv gefressen, dass ich dir nicht mehr helfen kann. Entschuldige Aya." meinte der andersartige Owen zu mir und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Von Asta wusste ich, dass ihm das gleiche gesagt worden war, wie mir. Nur dass sich der Fluch in seine Arme gefressen hat.

Müde rieb ich mir über meine Augen und seufzte. Verdammte scheiße! Natürlich passiert das ausgerechnet mir und natürlich kann man das nicht mehr heilen!!

Zittrig stand ich im Garten des Schlosses und bedeckte mein Gesicht, auf welches sich Tränen sammelten, mit meinen Händen und schluchzte leise.

Wieso? Wieso passiert das alles??

Bin ich vielleicht doch verflucht und deshalb in der Kirche abgegeben worden? Hatten meine echte Eltern gehofft, so ihren Frieden zu kriegen? Brachte ich nur Unglück.

Der Schmerz in meiner Brust nahm zu, mein Herz zerbrach beinahe in tausende Teile, während ich hier stand und dem stillstehenden, mitleidenden Wind zuhörte, der mir durch seine Anwesenheit Trost spenden wollte.

Bell flog ebenso um mich herum und versuchte dabei, mir ein Lächeln zu zaubern, was erfolglos war.

"Aya? Ist alles in Ordnung bei dir?" hörte ich aus dem nichts meinen Ordensführer sprechen und zuckte erschrocken zusammen.

Meinen Blick hebend, vergaß ich für eine Sekunde meinen Fluch und die Tränen in meinem Gesicht, erschrak dann aber, da ich einen jungen vor mir sah, mit den gleichen spitzen Ohren wie meine.

Das ließ weitere Tränen über mein Gesicht laufen, während ich einen Schritt nach hinten wich. Verdammt, wieso nur?!!!

"Hey, hey! Was ist los?" fragte mich der junge mit Williams Stimme und nahm dabei sanft meine Hände in seine.

Sprachlos sah ich den Jungen vor mir an, nicht in der Lage zu antworten und mit aufgerissenen Augen.

Bell antwortete an meiner Stelle. "Sie wurde während der Mission im Unterwassertempel von diesem Vetto verflucht. Sie sieht die Welt nicht mehr so, wie sie wirklich ist." blies sie ihre Backen auf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

Die Sylph sah für mich genauso aus wie zuvor, deshalb war sie auch die einzige, die ich an mich heranließ.

Vorsichtig zog William mich an sich, legte dabei seine Arme über meine Schultern und strich sanft über meine Haare, die ich in einem langen Zopf geflochten und gebunden hatte.

Durch die Berührung spürte ich, dass er nicht so aussah, wie ich ihn vor mir hatte und das beruhigte mich doch etwas. "Du spürst, dass ich nicht so bin, wie du mich im Moment siehst, oder?" flüsterte er in mein Ohr und strich mir dabei über die Arme, was mir wiederum Gänsehaut bescherte.

Sprachlos nickte ich lediglich und strich mir dann die Tränen aus dem Gesicht, die noch nicht gänzlich getrocknet waren.

Auf dem Gesicht des Jungen erschien ein sanftes Lächeln, was mich irgendwie erleichterte.

Mein Ordensführer war wirklich erstaunlich...

Als ich mich gerade bedanken wollte, ertönte eine laute Explosion, weshalb ich heftig zusammen zuckte. Erneut.

"WIR WERDEN VON DIAMOND ANGEGRIFFEN!" rief irgendjemand, wahrscheinlich einer der Magier, die für die Sicherheit des Schlosses abgestellt werden (also nicht gut genug, um im direkten Kampf eingesetzt zu werden) und schon rannte ich los, dem unzuordnungsbaren Mana in der Stadt entgegen. "Naturgeistmagie: Flügel des Windgeistes!" rief ich, während sich eine Seite in meinem Grimoire öffnete.

Bells Flügel, die sich auf ihren Rücken befanden, bildeten sich innerhalb von Sekunden an meinen Rücken und schenkten mir so die Gabe, durch die stärksten Winde fliegen zu können.

So erreichte ich den Ort des Geschehens als eine der ersten magischen Ritter und verhinderte so, dass eine kleine Familie angegriffen wird.

Mit einer Erdwand trennte ich die Magier von Diamond von den Bürgern Clovers (wobei ich tatsächlich große Probleme hatte, die Stadt wiederzuerkennen, da sich diese durch meinen Fluch genauso verändert hatte, wie alles andere, dass ich ansah.) und besiegte diese mit einem Blitzzauber, der zu Beginn schon in meinem Grimoire stand.

Schon etwa zwanzig Minuten war ich damit beschäftigt, die Bürger der Stadt zu beschützen, als sich Williams Weltenbaum etwas weiter hinter mir materialisierte, ich jedoch diesem keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.

Daraufhin dauerte es etwa noch zehn Minuten, bis sich Diamond zurückzog und wir uns um unsere Verwundeten Magier kümmern konnten.

Aufatmend ließ ich mich zu Boden gleiten und landete dort dann auf den Knien, wo mir erst da wirklich bewusst wurde, was hätte passieren können, wenn ich nicht schnell genug gehandelt hätte.

Verdammte scheiße man! Ich war zu aufgewühlt, als dass ich darüber nachdenken konnte.

"Aya!" rief Yuno, zumindest glaubte ich, dass es Yuno war, da sich mir ein unbekannter näherte, mit denselben spitzen Ohren, wie ich sie an einigen anderen zuvor auch gesehen hatte.

Ich kannte Yunos Stimme nur zu gut, als dass ich sie verwechseln könnte.

"Ist dir irgendetwas passiert?" fragte er mich besorgt und kniete sich neben mich, woraufhin ich lediglich meine Hände an sein Gesicht legte, um erleichtert aufzuatmen. Es war wirklich Yuno!

"Nein, mir geht es gut, ich bin nur etwas erschöpft." lächelte ich ihn an und richtete mich dann auf, da kam auch schon Yami auf mich zu. Aus irgendeinem Grund hatte ich bisher noch keine Probleme, seine Gestalt zu erkennen, auch schon seitdem Unterwassertempel. Es war immer noch der demotivierte Ordensführer, den ich kannte und akzeptierte. "Gut gemacht Kleine, durch dich konnten wir die gegnerischen Magier abwehren." knurrte er herum, mit seiner Zigarette im Mund und den Händen in seiner Hosentasche.

Sanft lächelnd wandte ich mich dem Ordensführer zu und klatschte mit ihm ab.

Das hatte ich mir irgendwie angewöhnt bei ihm. Er war einfach zu cool drauf.

"Aya, würdest du mich bitte begleiten?" erklang Julius Stimme hinter mir, weshalb ich mich zu ihm umdrehte und dann stockte.

Schwarze Haare, finsterer Blick, nur das Zeichen auf seiner Stirn war genauso wie zuvor.

"N-Natürlich, Julius-Sama!"

Das Leid der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt