Es dauerte einige Stunden, aber schließlich kamen wir an unserem Zielort an: Dem Hauptsitz des kalten Auge der weißen Nacht.
Mein Herz begann zu rasen, der Wind hauchte mir immer wieder ins Ohr, dass ich schleunigst umdrehen und mich verstecken sollte, aber das konnte ich nicht mehr. Nicht so knapp vor unserem gemeinsamen Ziel.
"Ihr habt die Aufteilung noch in Erinnerung, oder?!" rief Mereolona zu den magischen Rittern, die unisono nickten.
Asta, der maskierte Typ, Mereolona und ich würden den unteren Teil der schwebenden Insel erkunden und dort feindliche Magier beseitigen.
Deshalb flogen wir auch nahe an einen der unteren Eingänge und betraten dann das feindliche Gebiet. Die Dunkelheit machte sich in den steinernen Gängen breit, Mereolona lief vorne und würde eine Feuerkugel entzünden, das gleiche war meine Aufgabe am Ende unserer kleinen Truppe.
Still liefen wir den Gang entlang, ich streckte meine Mana Fühler aus und wies Mereolona mit dem Wind die richtige Richtung. Dafür brauchte ich keinen Zauberspruch, das übernahm netterweise Bell, die auf meiner Schulter saß und ebenso still war.
Ich hatte ihr eingetrichtert, dass wir uns nicht leisten können, entdeckt zu werden. Sie hatte mir hoch und heilig versprochen, keinen Mucks von sich zu geben, bis wir mit den Angriffen starten würden.
Nach einigen Minuten strahlte fremdes Licht in den Tunnel hinein, sofort löschten wir die Flammen und hielten den Atem an.
Langsam näherte sich Mereolona der Öffnung und holte uns ran, in dem sie ein Handsignal in unsere Richtung machte. Als ich endlich sehen konnte, was sich da vor uns befand, musste ich schlucken.
Das war Rhya. Und so wie es schien, hatte er auf uns gewartet.
"Aya." hauchte der Gegner und schenkte mir ein Lächeln. Bilder von ihm, wie er mich küsste, schossen vor mein geistiges Auge. Mir schoss das Blut in die Wangen und ich musste auf den Boden gucken, so unangenehm war mir dieser Gedanke.
Zittrig atmete ich ein, straffte die Schulter und fokussierte meinen Blick zu Rhys, der am Boden der Höhle wartete und mich immer noch sanft anlächelte. "Ich Händel ihn. Aya, greif ein, wenn du es für richtig erachtest." meinte Mereolona und sprang herunter, als ich ihr den Daumen zeigte.
Sie wollte sich schon die ganze Zeit mit dem kalten Auge der weißen Nacht behaupten, verständlich, schließlich waren sie es, die ihren Bruder ins Koma gebracht hatten.
"Asta, Zora, ihr mischt euch da nicht ein." meinte ich zu den beiden, mir war zum Glück der Name von dem Typen wieder eingefallen. Er hatte sich mir während dem Hinflug vorgestellt.
Wir beobachten nur den Kampf, das hatte ich so mit Mereolona vereinbart. Es war ihr Wunsch gewesen, mit einem der Köpfe der Organisation zu kämpfen.
Nur noch er war von den drei Augen übrig geblieben, Vetto starb im Kampf im Unterwassertempel und Fana wurde vom schwarzen Stier im Hexenwald besiegt und ihr eigentlicher Besitzer des Körpers war zurückgekehrt.
Mereolona war eine verdammt starke Kämpferin und hatte Rhya kurz davor, sein drittes Auge zu öffnen und sich selbst in die Luft zu jagen. Asta schritt ein, lenkte Rhya dabei von seinem Vorhaben ab und verhinderte so, dass er sich selbst in die Luft sprengen würde.
"Ich habe es bei den beiden anderen auch schon beobachten! Mit dieser Technik sprengt ihr euch selbst in die Luft! Aber weißt du, was? Ich werde das nicht zulassen! Niemand wird hier unnötiger weise sein Leben verschwenden!" rief Asta zu Rhya, welcher erschrocken schien.
"Hätte es jemanden wie dich damals schon gegeben, wäre es vielleicht nie so weit gekommen." hauchte Rhya dann und wirkte bedrückt.
Ich sprang von dem Vorsprung herunter und federte meinen Fall mit Bells Windmagie ab. "Asta, ich bin stolz auf dich." meinte ich lächelnd zu meinem Kindheitsfreund, der mich sprachlos über die Schulter hinweg ansah.
Und ich meinte das ernst. Ich war so stolz, was der Junge aus sich gemacht hatte war unglaublich.
"Dann würde ich mal sagen, nehmen wir den Herren hier vor uns fest." entschied Mereolona und ging ein paar Schritte auf den jungen Mann zu, der Seelig lächelnd zu mir sah. "Hier stimmt etwas nicht... Warte-!" ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, ich streckte meinen Arm aus und versuchte Mereolona von dem jungen Magier fern zu halten.
Allerdings zu spät, eine weiße Mana-Schicht bildete sich um Rhya, der Herr sah mich traurig an. "Es tut mir leid, Aya. Ich wollte dir das ersparen." richtete er seine Worte an mich, im selben Moment bildete sich genau die gleiche Mana-Schicht um mich herum, dann setzte ein gewaltiger Schmerz ein.
Meine Ohren wurden von Schreie belagert, eine einzelne Träne lief mir aus dem Auge und ich erstarrte.
Erzähler:
Mereolona, Asta und Zora wandten sich gleichzeitig ihrer Kameradin zu, die schmerzerfüllt aufschrie und sich die Ohren zuhielt.
Aus ihren Augen rannen die Tränen, ihr Gesicht verzog sich, Asta versuchte sofort auf sie zuzurennen, wurde dabei von Mereolona aufgehalten, die den Jungen an sich zog und mit einem, für sie, monotonen Gesichtsausdruck zu ihrer Vertretung sah.
Davor hatte sie Julius gewarnt, ein paar Tage, bevor die Bekanntmachung der Magier, die zu den Royal Knights zählen würden.
"Als sie mir erzählte, dass diese magische Steintafel dazu geschaffen wurde, um Seelenreinkarnation möglich zu machen und das der Plan war, den das kalte Auge der weißen Nacht verfolgte, kam mir der Gedanke, dass sie ebenfalls davon betroffen sein könnte. Aya ähnelt den Elfen sehr, zudem steht sie in einer verdrehten Art und Weise in einer Beziehung zu den oberen Rängen der Organisation. Bereite dich darauf vor, dass du sie bekämpfen musst. Egal wie sehr du sie auch mögen wirst."
"Das ist nicht mehr die Aya, die wir kennen, Asta." meinte Zora und sah seiner Kameradin zu, wie sie unter der wirkenden Magie litt.
Rhya erschien neben der jungen Frau und zog sie in ihre Arme, versuchte den Schmerz aufzufangen, den sie in sich spürte. Patri hatte ihn davor gewarnt, dass sie unter den Folgen des Zaubers leiden würde.
"Rhya. Sie ist als Elfin wiedergeboren worden, nicht als Mensch. Da ist eine andere Magie am Werk, wenn also der Zauber der Steintafel wirkt, wird er den anderen Zauber überschreiben. Aya wird quälende Schmerzen erleiden. Falls du auf sie triffst, bleib bei ihr und versuch ihr durch diese Phase hindurchzuhelfen und bring sie dann zu ihrem Bruder."
Aya's Schreie verstummten, jeder, der sich in dieser Höhle befand, sah in ihre Richtung.
Sie sah schließlich auf, jedes Licht in ihren Augen war erloschen, kein Wort drang über ihre Lippen.
Rhya sah besorgt zu seiner geliebten Naturelfe, zog sie enger an sich und atmete ihren Duft ein. "Ich bringe dich zu deinem Bruder, Aya." hauchte der schwarzhaarige in ihren Ansatz, Aya reagierte. "Licht?" brachte sie heraus, Rhya nickte, da bildeten sich die Flügel des Windgeistes an ihrem Rücken, sie reichte ihm eine Hand.
Er wusste, wo sich ihr Bruder befand, deshalb war sie auf ihn angewiesen.
"Ich zeige dir wo dein Bruder ist, meine geliebte Aya."
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Das Leid der Elfen
FanfictionDen Blättern des Kleeblatts wohnen „Aufrichtigkeit", „Hoffnung" und „Liebe" inne. Im vierten Blatt verbirgt sich das „Glück". Und im fünften wohnt der „Teufel". ----------------------------- Aya, die ältere der zwei talentierten Waisenkinder aus Ha...