Kapitel 41: Ein Traum der nachhängt

200 15 0
                                    

Entspannt genoss ich die heißen Quellen, meine Haare in einem Dutt gebunden seufzte ich erleichtert auf. 

Netterweise hatte jemand eine Trennwand zwischen den Frauen und den Männer hochgezogen, dass musste jetzt wirklich niemand sehen. Also meinen Körper. 

"Aya." kam es von Mereolona, weshalb ich ihr einen kurzen Blick schenkte. Sie schien genauso entspannt zu sein, wie ich. "Ich hörte von Julius, dass du in irgendeiner verdrehten Art und Weise eine Verbindung zum kalten Auge der weißen Nacht hast." fing sie das Gespräch an, weshalb ich mich etwas weiter ins Wasser gleiten ließ.

Eine verdrehte Verbindung? Ja, so könnte man das am ehesten noch beschreiben. "Das stimmt, irgendwie. Sie scheinen mich zu kennen und ich sie." versuchte ich den Ansatz einer Erklärung, der mir allerdings misslang. Zumindest schien es so, bei dem verwirrten Blick, den ich von Mereolona bekam. 

"Ich kann es nicht wirklich erklären." seufzte ich schließlich und ließ mich weiter ins Wasser rutschen. Mein Körper brauchte diese Art der Entspannung doch mehr als ich gedacht hatte. Ich war die letzte Zeit viel auf Achse und hatte nur wenig Zeit, mir die Ruhe zu gönnen.

Mereolona beließ es dann auch dabei und wandte sich ab von mir, weshalb ich dann meine Augen schloss und durchatmete.

Jetzt hatte ich also Verträge mit zwei Naturgeistern, mal sehen ob es mir etwas bringen würde. Vor allem, weil Undine bereits einen Vertragspartner hatte und dementsprechend nicht die ganze Zeit an meiner Seite sein könnte. 

------------------------

Wir kehrten etwa zwei Stunden später zurück nach Clover, um uns auszuruhen, bevor wir im Morgengrauen uns aufmachen würden zum Hauptsitz des kalten Auge der weißen Nacht.

Asta sprang um mich herum, Yuno hatte sich in meine Nähe gesetzt und lächelte mich liebevoll an, während mir immer wieder die Augen zufielen. Gott war ich müde.

"Ich lege mich hin." war das einzige, was meinen Mund verließ, als ich mich erhob und mich in Richtung meines zugeteilten Zimmers aufmachte. 

Kopfschmerzen jagten wie ein Gewitter durch meinen Kopf und entzogen mir meine Energie. 

Im Zimmer angekommen, entkleidete ich mich kurzerhand und warf mich ins Bett, wo ich schließlich tief und fest einschlief.



*

Schreie ertönten um mich herum, überall wo ich hin sah, war Tot und Zerstörung einheimgekehrt und ich?

Ich stand da, verzweifelt gegen diese Übermacht, konnte nichts gegen diese absolute Verwüstung tun und unterdrückte die Tränen, die mir über die Wasserlinie zu laufen drohten. Ein Teufel, größer als alles was ich kannte, war inmitten der Vorbereitungen für die Hochzeit eingedrungen und hatte mit seiner Magie mehrere hunderter Elfen auf dem Gewissen.

Und ich konnte nichts tun. War machtlos gegenüber dem, vor dem mich die Natur versucht hatte zu warnen. 

Irgendetwas war gewaltig schief gelaufen, ich konnte Licht nicht entdecken, vor mir lag die baldige Frau meines Bruders, bereits gestorben, die Kinder im Bauch versucht zu beschützen mit ihren Armen.

Mein Herz brach entzwei, ein klagender Schrei entkam mir, mein Grimoire erhob sich in die Lüfte und mit diesem, auch ich. Die Naturgeister waren bereit, mit mir diesen Kampf auszufechten, weshalb ich mehrere Angriffswellen startete, um diesem Monster Einhalt zu gebieten. 

Einige der Kinder hatte es auch erwischt, in mir schrie alles nur nach Rache.

Dann, als ich gerade dieses Monster geschwächt hatte, traf mich ein Lichtstrahl mitten durch die Brust.

Ich spürte den Schmerz gar nicht mehr.

Mein Grimoire fiel zu Boden, während ich im Schock an mir herabsah.

Ein Loch, mitten in meinem Brustkorb, an dessen Ränder das Blut herunterlief.

Jemand rannte auf mich zu, zog mich in seine Arme und einige Tränen platschten auf meine Wangen. Langsam sah ich zu der Person hoch und erkannte Lemiere, dessen Augen glitzerten vor den Tränen.

Hass brodelte in mir auf, mein Grimoire neben mir begann sich zu verändern.

"Phönix aus der Asche! Ich rufe dich."

Oberhalb meines sterbenden Körpers erschien der Feuerphönix, den ich mit meiner letzten Magiereserve gerufen hatte. "Ich habe dich beschworen, so musst du mir auch dienen. Sorge dafür, dass ich mich rächen kann, egal wie lange ich dafür warten muss...

Es waren meine letzten Worte, die ich sagen konnte, ehe mir die Augen ein letztes Mal zufielen. Das letzte was ich sah war ein Kreis aus Feuer.


Aufatmend richtete ich mich auf, mein Herz raste, ich war erstarrt vor Schock.

Die Erinnerung an diesem Traum war noch klar, ich allerdings war verwirrt. 

Was zur Hölle passierte hier mit mir? Mein Kopf schmerzte so extrem und mein Mana spielte verrückt.

"Aya? Wir brechen auf!" erklang es durch meine Tür, deshalb war ich wohl aufgewacht. "Gib mir eine Sekunde bitte!" rief ich schnell und stand auf. Mit schnellen Handgriffen war ich soweit und öffnete die Türe. 

Ich hatte im Spiegel die dunklen Augenringe gesehen, allerdings konnte ich mir darüber keine Sorgen machen, wenn wir aufbrechen würden, um endlich dem kalten Auge der weißen Nacht das Handwerk zu legen.

An der Türe standen Asta und Leopold, die mich beide besorgt ansahen. 

"Alles gut." wank ich ab und schritt los, in jene Richtung, aus der ich eine große Mana-Ansammulung spüren konnte. 

Die beiden Jungs liefen mir nach, während ich versuchte, meine Anspannung zu verstecken. Zum Glück verdeckte der Umhang beinahe meinen gesamten Körper, weshalb ich nervös mit meinen Händen spielte.

Waren das Erinnerungen gewesen? Oder doch nur ein einfach Albtraum? Es fühlte sich aber so real an...

Ich durfte jetzt nicht mit meinen Gedanken abschweiften, wir versuchten hier ein Königreich zu schützen, dessen Bürger unsere Hilfe brauchten. 

Als wir endlich nach draußen kamen, blickte mir Mereolona entgegen und nickte einmal, ehe wir uns an die Magier wandten, die mit uns diesen Kampf bestreiten würden. 

"Heute Nacht geht es los! Wir werden endlich unsere Mission beenden! Also macht euch auf." meinte Mereolona, auf meinem Rücken breiteten sich bereits die Flügel von Bell aus, die eben aus meinem Grimoire erschien und mir besorgt in die Augen sah. 

Sie spürte, dass mein Mana verrückt spielte und wollte schon etwas sagen, allerdings schüttelte ich lediglich den Kopf. Mir geht es gut.

"Alle nach mir!" rief ich aus und schwang mich in die Lüfte, die Magier versammelten sich zu mehreren Gruppen und flogen mir schließlich nach. Mereolona sowie Asta und Leopold flogen bei Nozel mit, welche mir am dichtesten nachflogen. 

Auf dem Weg in einen Kampf, der vielleicht schwerer werden könnte, als ich in jenem Moment gedacht hatte.

 

Das Leid der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt