Kapitel 24: Die Wahrheit

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"Was werde ich verstehen? Und warum zur Hölle erzählst du mir, dass du mich liebst, wenn du mich gar nicht kennen kannst?" meinte ich wütend und versuchte die Tränen am Laufen zu hindern, auch wenn ich es kaum abhalten konnte.

Der Kerl hatte mir meinen ersten Kuss gestohlen!

Rhya hingegen lächelte mich nur an und kreuzte die Arme lässig vor der Brust.

"Ich kenne dich besser als jeden anderen, nur es dir zu erklären würde nichts bringen. Deshalb wirst du abwarten müssen. Und ja, ich liebe dich, wie es einst fast jeder unseres Volkes getan hat." meinte der Terrorist und lächelte mich dabei sanft an.

In meinem Bauch begann es ganz merkwürdig zu kribbeln, ich schob es auf den Alkohol. "Wie gesagt, ich erinnere mich nicht daran, dich zu kennen. Und dein Volk? Das Volk von brutalen und aggressiven Menschen wie dir?" knurrte ich zurück und stand dabei wieder auf.

"Du vergleichst mich mit widerwärtigen Menschen? Das hätte ich dir nicht zugetraut, liebste. Nein, ich meine das Volk der Elfen."

"Aya, sieh mal, ist der Blumenkranz gut so?"
"Er ist wunderschön so."
"Ich freue mich so für Licht, dass er glücklich ist. Aber Aya, wieso hast du denn noch niemanden, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen möchtest?"
"Weißt du, ich habe noch nicht den richtigen gefunden."
"Aber jeder aus unserem Dorf liebt dich doch, da könntest du dir jeder Zeit einen passenden heraussuchen."
"Es ist nicht so einfach, wie du glaubst, Ratri. Die Liebe muss einen unvorbereitet und in vollem Umfang treffen, dann weiß man, dass es wahre Liebe ist."
"Dann heirate mich doch!"
"Entschuldige Süßer, du bist noch jung und ich definitiv zu alt für dich. Aber ich habe gehört, dass Ryola dich mag."
"Verkuppelst du schon wieder die Kinder, Aya?"
"Nein Bruder. Ich helfe nur ein wenig nach. Außerdem haben sie alle Zeit der Welt. Wie geht Tetia? Ich hörte, sie würde mir offiziell ihren Bruder vorstellen."
"Ja, das stimmt, sie wollte gleich hier sein."

Was zur?

Was ist das bloß?

Schmerzverzerrt massierte ich mir die Schläfen und versuchte tief durchzuatmen. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass der Kerl etwas in mir auslöste. "Wer zur Hölle ist Tetia?!" schrie ich ihn deshalb an und riss dabei die Augen auf.

Rhya zuckte kurz zusammen und kratzte sich danach verlegen im Nacken.

"Tetia war die Frau von Licht, deinem Bruder." meinte der Elf schließlich und atmete dabei aus.

Er schien erschöpft.

Ich massierte mir weiterhin die Schläfen und versuchte dabei irgendwie diese aufkommenden Erinnerungen zu Verdrängen. "Und mein Bruder soll euer ach so toller Anführer sein, der mich beinahe getötet hat? Zweimal?" fragte ich nach und zeigte anklagend auf den Idioten vor mir, der sich übers Gesicht strich. "Er wollte dir nichts antun. Beide male bist du in seinen Angriff gesprungen." meinte er und wies dabei erst auf meinen Arm und dann auf meine Brust.

Vom Alkohol spürte ich mittlerweile nichts mehr.

"Du erinnerst dich zwar nicht wirklich, aber es macht mich glücklich, dass du dich an meinen Namen erinnern kannst." lächelte er wieder und kam dabei erneut einige Schritte auf mich zu.

Ich ging soweit zurück, bis ich an der Bank stolperte und beinahe hinfiel.

Rhya packte mich aber rechtzeitig und hielt mich dabei in seinen Armen.

"Vorsicht Aya, überanstrenge dich nicht."
"Es ist die Hochzeit meines Bruders Rhya. Ich will nur, dass alles perfekt ist."
"Du hast vielleicht eine gewaltige Menge an Mana aber du überanstrengst dich zu sehr. Seitdem treffen mich Tetia und Lumiére benimmst du dich so seltsam."
Bei dem Namen zuckte ich zusammen und lief rot an.
"A-ach was, das bildest du dir nur ein."
"Genau wie jetzt. Du wirst rot und fängst an zu- Warte, sag mir bitte nicht, dass du dich in den Bruder von Tetia verliebt hast."
"W-WAS ICH DOCH NICHT!" schrie ich zu schnell und laut und mit roten Wangen.
"Nein, wirklich, das glaube ich jetzt nicht. Einen Menschen?"
Enttäuscht sah der attraktive Elf in meine Augen und brachte mich damit zur Verzweiflung.
"Ok, ja, es kann durchaus sein, dass ich mein Herz an diesen Magiefreak verloren habe. Und wieso hast du ein Problem damit, dass er ein Mensch ist?"
"Aya, bitte, wieso siehst du es nicht? Ich liebe dich schon seit kleinauf!"

Das Leid der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt