81. Ich liebe dich Loki...

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Zusammengekauert beuge ich mich über die Zeichnungen.

Ich habe sie alle ausgelegt.

Genau vor mir liegen zwei davon.

Eine zeigt seinen Tod und die andere, wie er mir den Antrag macht.

Dazu spiele ich mit den Ringen.

Entschlossen ziehe ich Buckys Kette aus, nehme sie ab und streife mir meinen schluchzend über den Finger.

Erinnerungen überrollen mich und bringen meinen Körper zum Beben.

Gleichzeitig umklammere ich seinen Ring so fest, dass meine Knöchel weiss hervortreten.

Mühsam erhebe ich mich und stolpere blindlings über meine Zeichnungen.

Irgendwie gelange ich dann zu dem Foto von Loki und mir, das an der Wand über meinem Schreibtisch hängt.

Bei dem Anblick von uns beiden, glücklich, Seite an Seite, rollen weitere Tränen über meine Wangen, doch ich reisse mich zusammen, nehme es von der Wand und drehe es um.

Vorsichtig löse ich das kleine Fläschchen von der Rückseite des Bilderrahmens, wo ich es festgeklebt habe.

Als nächstes hole ich eine Spritze aus dem Erste Hilfe Koffer, der noch immer auf meinem Bett herumliegt.

Kurz frage ich mich noch, weshalb so etwas überhaupt in dem Erste Hilfe Koffer zu finden ist, bevor ich den Gedanken auch schon wieder vergesse.

Ich brauche mehrere Versuche, bis ich es schaffe die dünne Nadel in die orange Flüssigkeit zu stecken und diese aufzusaugen.

Ohne zu zögern, steche ich sie mir in den Arm und spritze mir die Flüssigkeit.

Das mir bereits bekannte Gefühl, wie sich das Mittel durch meinen Körper frisst, durchfährt mich.

Die Phiole, die ich damals mit der anderen aus der alten Hydra Basis gestohlen habe, spiegelt das Licht meiner Lichterkette, die an der Decke hängt.

Ein kleiner Rest der Flüssigkeit befindet sich noch im inneren des Fläschchens.

Es wird meine schnelle Selbstheilung stoppen.

Damals bei Hydra hat die Wirkung nur für ein paar Stunden angehalten, doch jetzt ist sie bereits so abgeschwächt, dass sie vermutlich nie wieder funktionieren wird.

Probehalber drücke ich das kleine Messer, das ebenfalls im Erste Hilfe Koffer lag, tief in mein Fleisch und ziehe es über meine Haut.

Sofort quillt Blut daraus hervor und tropft auf meine Matratze, auf der ich seit meiner Ankunft hier, noch kein einziges Mal geschlafen habe.

Ich starre wie hypnotisiert auf das Rot und es kommt immer mehr davon und zieht mich in seinen Bann.

Die Wunde heilt nicht.

Es hat also funktioniert...

Plötzlich überkommt mich Scham und mir entfährt ein verzweifelter Schrei.

Ich verkralle mich in meinen Haaren und reisse daran, so dass ich schon bald mehrere weisse Haarsträhnen in meinen Händen halte, während laute Schluchzer meine zugeschnürte Kehle verlassen.

Das leise Klopfen an der Tür entgeht meiner Aufmerksamkeit, doch als ich seine leise Stimme vernehme, fliessen noch mehr Tränen über mein schmerzverzerrtes Gesicht.

Ein wilder Kampf tobt in meinem Innersten und diesmal scheine ich ihn zu verlieren...

Oder besser gesagt; Ich habe einfach keine Kraft mehr zu kämpfen...

Getobt hat dieser innere Kampf schon immer.

Nur manchmal wilder und manchmal kaum mehr, als zwei Tauben um ein Stück altes Brot.

Ich kauere mich zusammen und schreie all meinen Schmerz in den leeren Raum, während Loki stürmisch an die Tür hämmert.

Ich höre ihn besorgt meinen Namen rufen, doch ich nehme es kaum wahr.

Stattdessen höre ich meinen Loki...

Er flüstert mir ins Ohr und haucht mir in den Nacken, so dass eine Gänsehaut meine Haut überzieht.

Ich kann seine starken Hände an meinem Bauch und seine warmen Lippen auf meinen spüren.

Zuerst will ich mich dagegen wehren, doch schnell gebe ich mich ihm hin und das Gefühl wird noch stärker.

Sein Duft umströmt mich und benebelt meine Sinne.

Wie in Trance greife ich nach dem Messer und...

Mit einem lauten Krachen, was mich gedämpft erreicht, bricht Loki durch meine Tür, gleich hinter ihm Bucky.

Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen, als ihr Blick auf das viele Blut fällt.

Es färbt alles um mich herum rot und läuft mir klebrig warm über meine bleichen Handgelenke.

Meine Sicht verschwindet gleichmässig mit meinem schwächer werdenden Puls.

Die beiden Männer stehen wie versteinert in meiner Tür, unfähig sich zu rühren, während sich langsam ein befreites Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.

Ich blicke in Lokis Gesicht und folge seinem Blick, von den Zeichnungen, zu den tiefen Schnitten, welche sich meinen Pulsadern entlang ziehen und mein Blut unaufhaltsam fliessen lassen.

Dann fällt sein Blick auf die Kette und die Ringe...

Langsam blickt er zurück zu den Zeichnungen, die am nächsten bei mir liegen und an einigen Rändern Blut aufgesogen haben.

Erkenntnis erhellt seine Augen.

Er hat es verstanden...

Er hat es begriffen...

Erschrocken blickt er mir direkt in die Augen.

Jetzt kann ich nicht mehr anders, als breit zu lächeln.

Meine Sicht verschwimmt, bis ich nur noch das strahlende Grün seiner Augen sehen kann.

Leblos sinke ich in mich zusammen, während sich die kräftigen Arme meines Geliebten um mich schlingen und sein Duft mich tröstend willkommen heisst.

Jedoch gelingt es mir noch leise etwas zu flüstern.

Ich weiss nicht, ob er es noch hören konnte, aber es spielt keine Rolle.

Denn er weiss auch so, was ich gesagt habe.

Weil es immer so war und immer so sein wird...

«Ich liebe dich Loki...»

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt