Eins

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Manuel

Was tue ich hier eigentlich?
Hatte ich mir nicht geschworen, niemals auf diese Zeit zurückzusehen? Auf all die Menschen? All die Erinnerungen?
Seufzend schüttelte ich den Kopf und nahm mein Handy aus der Tasche. 17:48 Uhr. Wie immer war ich einige Minuten eher da, etwas, dass sich in all den Jahren nicht geändert hatte. Mein weißes Hemd strich ich noch einmal glatt bevor ich die weite Tür aufstieß und mich augenblicklich im Rausch der Zeit wiederfand. Der Saal hatte eine große Tanzfläche, genügend Tische mit Sitzgelegenheiten und ein ausreichendes Buffet zierte eine Seite des Saals. Bisher waren nur vier Weitere anwesend und als sie die Tür vernahmen, richteten sich natürlich alle Blicke auf mich. "Ist das etwa unser Josting?". Lachend kam Viktor auf mich zu und schlug mit mir ein. "Ja, hey Viktor. Was geht altes Haus?". Schmunzelnd klopfte er mir auf die Schulter. "Alles super, es läuft wirklich perfekt. Und bei dir? Hast dich kaum verändert Manuel. Wie siehts aus, Job, Familie?-". Wir grüßten die drei anderen, Hanna, Lucas und Marie; und stellten uns mit einer Cola an die Seite. "Ich bin als DJ tätig-". "Hast es durchgezogen? Wie geil, freut mich.". Sein Lächeln war ehrlich, so war er immer schon. "Danke, es macht wirklich Spaß. Ich hab mich mit Lars, aus der Klasse über uns, zusammengeschlossen und wir unterstützen jetzt Hochzeiten, Firmenevents-". Ich nippte an meinem Glas und ließ den Blick durch den Saal schweifen. "Bin dazu noch ausgebildeter Veranstaltungstechniker, hab nur noch keine geeignete Stelle gefunden.". "Und Familie, Josting? Wir sind 36 Jahre alt, geht da was?". Lachend schüttelte ich den Kopf.

"Ach was. Ich komm auch so klar. Und du? Warst ja damals schon so familiengebunden.". Viktors Lächeln wurde gleich breiter. "Ich bin seit vier Jahren verheiratet und habe einen zwei jährigen Sohn, es ist wirklich bezaubernd.". Er schien so stolz zu sein, ich bewunderte ihn beinahe dafür. "Bin bei meinem Vater in die Firma mit eingestiegen, kann mich wirklich nicht beschweren.". Beide nickten wir und beobachteten den nächsten Schwall Menschen. "Hättest du gedacht, dass wirklich alle zusagen für heute Abend?". Viktor riss mich aus meinen Gedanken und erstaunt schaute ich ihn an. "Alle?-". "Also laut Emilia, die das Ganze hier geplant hat, haben wohl alle zugesagt. Ob nun alle kommen, weiß ich nicht aber das werden wir ja sehen.". Ich war ihm dankbar, dass er nicht aussprach, was wir Beide dachten. "Ich bin gespannt wie der Abend läuft. Freut mich auf jeden Fall dich wiederzusehen, hattest du mit irgendwem Kontakt die letzten Jahre?". Viktors Blick schweifte durch den geschmückten Saal. "Ich hatte Vanessa kurz mal gesehen in der Stadt vor einigen Jahren, hatten uns kurz unterhalten-". Ich nickte leicht.

"Einen wunderschönen guten Abend! Ich freue mich wirklich sehr, dass so viele von Euch sich heute hier treffen können. Auch wenn unser Abitur mittlerweile- wollen wir die Zahl nennen?". Ein Lachen ging durch die Runde während Emilia unseren ehemaligen Jahrgang begrüßte. "18!". "Halts Maul Till!". Erneut ging eine Welle des Lachens herum und Emilia fuhr erst fort, als sich die Lautstärke legte. "Genießt den Abend, tauscht Euch aus und feiert einfach mal wieder ein wenig. Ihr wisst doch, bei uns gab es schon immer genügend Alkohol für alle. Auf einen schönen Abend!". "Auf Uns!", hallte durch den Raum und eine Vielzahl Gläser wurden in die Luft gehoben zum Anstoßen. Ich drängte mich durch die Massen, fing einige Wortfetzen auf: "Kommt er noch?", "Meinst du wirklich er lässt sich dazu hinab?", "Wir sind doch nur seine lahme Vergangenheit auch wenn er Jahrgangsbester war".

Mit einem beklemmenden Gefühl im Magen bediente ich mich am Buffet und fand mich gleich wieder bei Viktor am Tisch mit. "Guten Appetit Jungs.". Mit uns saßen noch zwei unserer ehemaliger Mitschüler am Tisch und gemeinsam aßen wir, unterhielten uns über die letzten Jahre und tauschten uns aus. "Kommt ihr mit rauchen? Oder- habt ihr aufgehört?". Ich zog eine Packung aus der Jackentasche und beobachtete grinsend wie auch meine Jungs ihre Zigaretten herausnahmen. "Alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab. Ab vor die Tür mit uns.". Viktor, Rick und Hannes verließen gemeinsam mit mir das Gebäude, wir ließen uns am Steg des gemütlichen Bootshauses nieder in dem wir feierten. "Sag mal Manuel-", einige Minuten zog jeder stumm an seiner Zigarette bis nun Hannes das Wort erhob, "-hatten du und Chris nochmal Kontakt? Ich meine, ihr wart immer so dicke miteinander.". Schwer seufzte ich auf und ließ den Blick über den ruhigen See schweifen. "Nein. Er hatte seine Pläne, genauso wie ich. Es hat nicht gepasst.". "Das hatte doch sicherlich auch mit der Christina zu tun.". Ich zuckte mit den Schultern und stand langsam wieder auf. "Wer weiß. Er kommt doch eh nicht. Ich geh schonmal rein.". Sehr wohl bemerkte ich noch die skeptischen Blicke der Anderen, doch ich kümmerte mich nicht darum.

Die Gedanken glitten sofort wieder zu ihm. Zu Christian. Christian Reinelt. In meinem Innersten bedauerte ich immernoch nicht genug um ihn gekämpft zu haben, doch wusste ich, dass es damals keinen Sinn hatte. "Aber vielleicht heute?", flüsterte die leise Stimme in meinem Kopf. Ich schüttelte diesen gleich und verdrängte die Gedanken ganz weit nach hinten. Unser Jahrgang tanzte schon ausgiebig auf der freien Fläche, doch ich schob mich an ihnen vorbei zur Bar und ließ mir einen Wodka einschenken. Meine Gedanken hingen noch immer bei jenem Mann, der mir damals so unglaublich wichtig gewesen war und den ich seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. Von meinen Gedanken wurde ich erst unterbrochen als ein erstauntes, ein aufgeregtes Raunen durch die Menge glitt und sich plötzlich niemand mehr unterhielt. "Ist er das wirklich?". "Er ist tatsächlich noch gekommen, Respekt.". Suchend ließ ich den Blick gleiten und als sich eine tiefe, beinahe raue Stimme über die Stille erhob, breitete sich eine eiskalte Gänsehaut auf meinem Körper aus: "Hey- bin wohl etwas zu spät.". Ich hob den Blick und konnte ihn am Eingang des Saals stehen sehen. Seine dunkelbraunen Haare hingen ihm wild verwuschelt im Gesicht, die kastanienbraunen Augen leuchteten vor Neugier und das spitzbübische Lächeln auf den Lippen ließ mein Herz schmelzen. "Christian-", hauchte ich brüchig und fand mich sofort in einem Rausch der Gefühle wieder.

First One.
Willkommen zurück, ich hab mir mal erlaubt unser Pärchen noch einmal aufzugreifen und etwas ganz Neues zu machen. Ich freu mich diese Reise wieder mit Euch gemeinsam antreten zu dürfen und zu schauen wohin Manuel & Christian uns führen.
Wie zuletzt freue ich mich natürlich über eure Meinungen, Anregungen oder Anstöße zur Geschichte. Habt Spaß, lasst Euch fallen und auf das nächste Abenteuer...
Ganz liebe Grüße!

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt